Der Nabel der Welt

Peruanische Senoras
Peruanische Senoras

An unserem letzten Tag in Cusco werden wir noch einmal mit bestem Sonntagswetter belohnt. Die Sonne scheint vom dunkelblauen Himmel und wir sitzen mitten an der Plaza de Armas, auf einem der Balkone der unzähligen Straßencafés. Mit Blick auf die Kathedrale tobt unter uns das Leben und irgendwie ist es ein komisches Gefühl, Peru schon wieder Lebewohl sagen zu müssen.

 

Cusco ist so ganz anders als La Paz. Waren wir in Bolivien noch beinahe die einzigen Touristen, treffen sich hier dutzende Backpacker, an jeder Ecke wird deutsch, englisch oder französisch gesprochen. Langhaarige, rastabezopfte Aussteiger sitzen in den Fußgängerzonen und knüpfen Freundschaftsbänder. Einen Joint bekommst Du an jeder Straßenecke, eine Massage auch. Beim Schlendern durch die Stadt herrscht keinen Moment Ruhe. „Senora! Senora!“ Wir sollen Bilder, Schmuck, Sonnenbrillen kaufen und gleich noch eine Mani- oder Pediküre dazu buchen. Die Einheimischen wissen, dass die Touristen Geld bringen, und das merkt man leider überall. Die Preise sind horrent im Vergleich zu Bolivien und wahrscheinlich werden wir so oder so trotz Handelns über den Tisch gezogen.

 

Besonders schön ist es in Jack`s Café. Ein nettes kleines Lokal, mitten in der Altstadt, mit internationalem Publikum und sensationell leckerer Bruscetta. Das brauchen wir auch, hat doch das Frühstück in unserem Hostel ganz schön zu wünschen übrig gelassen. Ansonsten gibt es hier alles, was das Herz begehrt: Mexikanisches, Italienisches, Asiatisches… Wahrscheinlich bleiben deshalb so viele hier kleben. So viele sind nur für ein paar Tage gekommen und dann für mehrere Monate geblieben. Pascal aus Aachen  z.B. macht ein 6-monatiges Praktikum hier, zur Zeit ist seine Freundin zu Besuch und die beiden haben uns spontan zu einem Glas Wein auf der Terrasse des Hostels eingeladen. Von Pascal haben wir auch erfahren, dass die brauen, weiblichen Meerschweinchen am besten sind.

 

Cusco wird nicht umsonst als der Nabel der Welt bezeichnet. Ursprünglich aus der Quechua-Sprache „Qosqo“ übernommen, ist die Stadt der Treffpunkt für junge Leute aus aller Welt. Die Altstadt ist fantastisch, ein monumentales Bauwerk schmiegt sich an das nächste, romantisch verträumte, dicht bewachsene Innenhöfe, arkadengesäumte Plätze mit Bänken laden zum Verweilen ein – wenn man nicht gerade blond ist, wie Pascals Freundin Nina, dann wird man nämlich nicht mehr in Ruhe gelassen, bis man nicht irgendein Pachamama-Dingsbums gekauft hat.

 

Bunt betrachtete Frauen mit Lamababys auf den Armen posieren für den zahlungswilligen Touristen, hier hat längst der Kommerz eingehalten. An der Plaza gibt es sogar ein Mc Donalds – erstaunlich dezent in die hiesige Architektur integriert. So wie auch die Sensation in der Calle Hatunrumiyoc: Ein zwölfeckiger Stein, der sich nahtlos in den längsten und besterhaltensten Mauerrest der einst monumentalen Inka-Architektur einfügt. Fugenlos liegen hier riesige Steine aufeinander und es ist uns ein Rätsel, wie diese damals fortbewegt wurden. Dieser 12-eckige Stein symbolisiert die Jahreszeiten und die 12 Monate des Jahres. Jeden Abend kann man hier mit dem letzten Inka Arm in Arm für ein paar Soles und ein Foto Schlange stehen.

 

Die Stufen zum Hostel machen uns auch nach beinahe 2 Wochen auf über 3.000 Höhenmetern zu schaffen. Jeden Abend schnaufen wir zur Plaza San Blaz hinauf, vorüber an Alpaca-Socken, Pullovern, Mützen – frieren muss hier niemand. Der hartgesottene Backpacker (zu den wir garantiert nie gehören werden) geht sowieso immer in Flip Flops. Dazu eine dicke Wollmütze, bunte Hosen und ein ausgeleiertes T-Shirt. Wir rätseln, ob es das Nonplusultra für einen Aussteiger ist, mit sich und der Welt so im Reinen zu sein, dass er nur noch das braucht, was er am Körper trägt. Unsere Sachen bedürfen jedenfalls dringend einer Reinigung. Ein Glück, dass unser nächstes Hostel in Chile eine Wäscherei hat.

 

Heute Abend geht es dann also mit dem Nachtbus zunächst nach Arequipa, dann weiter nach Tacna und schließlich über die Grenze nach Arica. Adios Cusco! Adios Peru!

 

PS: Mehr Fotos von Cusco gibt`s in der Fotogalerie!

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Kommentare: 1
  • #1

    Sylvia (Montag, 29 November 2010 18:01)

    Die Fotos sind echt der Hammer! Welche Fotos Falk am besten gefallen haben, wisst Ihr ja sicher. Er hat mich schon gelöchert, welches "Paki" Ihr wohl für ihn mitbringen werdet... Das Küken am Outdoorwaschtisch ist ja auch süß. Kommt gut mit dem Bus nach Chile, wir drücken Euch die Daumen für eine ruhige Fahrt!