Über den Dächern des Regenwaldes

Autsch! Australien ist teuer. Von Sydney wussten wir das ja bereits, aber im Stillen hatten wir gehofft, dass sich das in den anderen Teilen von Down Under nicht ganz so extrem fortsetzen würde, aber Fehlanzeige. Wir können jetzt schon vorhersagen, dass Australien ein tiefes Loch in unsere Reisekasse reißen wird. Und das, selbst wenn wir die billigsten Hostels im Dorm buchen und den Supermarkt rege frequentieren. Nur zum Verständnis ein paar Preise für Euch: 1,5 Liter Wasser = 3 €, 1 Kugel Eis = 2,80 €, 2 Liter Coca Cola = 4,42 €, 1 Stück Butter = 1,80 € (der Billig-Hausmarke), 1 Stück Käse 500 g = 3,90 €, 1 Flasche Shampoo = 5,90 € usw. - 1 ganze Pizza kostet im Gegensatz dazu 8,86 €. Wir haben für einen winzigen Supermarkteinkauf so gleich am ersten Abend 48 € bezahlt. Da kommt doch Freude bei unserem Reise-Finanzminister André auf. Ein Tagesausflug kostet übrigens im Schnitt sage und schreibe 120 € pro Person. Was alleine schon unser gesamtes Tagesbudget für 2 Personen übersteigt!!! Da weiß man Deutschland und seine Konkurrenz-Marktsituation erst richtig zu schätzen. Aber da müssen wir jetzt halt durch. Nun aber zu den erfreulicheren Dingen des Lebens: Sightseeing!

 

Nach dem wir gestern Cairns unsicher gemacht haben, das Städtchen ist weitaus kleiner und provinzieller als gedacht, außer einer „großen“ Mall (von den Staaten sind wir ja ganz andere Dimensionen gewöhnt), einem winzigen Ortskern mit ein paar Geschäften, Reiseagenturen und einer künstlich angelegten Salzwasserlagune am Hafen (im Meer kann aufgrund der Salzwasserkrokodile nicht gebadet werden), gibt es größtenteils nur Wohnhäuser (Cairns Haupteinkommensquellen sind der Tourismus und Zucker) ; hieß es heute: Ab in den Dschungel. Aber nicht nach dem Motto „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“, sondern: mit „one of the world most scenic railways“. Das kleine Bergstädtchen Kuranda, nordwestlich von Cairns, ist ein beliebtes Ausflugsziel für Tagestouristen, das Besondere ist jedoch nicht der Ort an sich, sondern die Transportmittel, mit denen man hin und zurück kommt. Die Kuranda Scenic Railway startet vom Bahnhof in Cairns und windet sich dann 2 Stunden und 34 Kilometer lang durch 15 Tunnel und über 40 Brücken inmitten tropischen Regenwaldes. Und die Skyrail, mit 7,5 Kilometern die längste Gondelbahn der Welt, schwebt dann zurück über die Gipfel des Regenwaldes. Für schlappe 97 $ hatten wir den Ausflug in unserem Hotel gebucht und immerhin 5 % Rabatt ergattert. Also hieß es heute Morgen: Früh Aufstehen, denn um 08:30 Uhr sollte bereits Abfahrt sein. Beim Anblick des hübschen nostalgischen Bähnchens musste ich unweigerlich sofort an unseren Lößnitz Dackel zu Hause denken. Genau wie zwischen Radebeul und Moritzburg und im Rabenauer Grund, reihen sich hölzerne Waggons aneinander. Ab geht die Fahrt hinauf und bald sind wir von dichtem Blätterwerk umgeben. Die Fenster sind weit offen und ein angenehmer kühler Luftzug vertreibt die allgegenwertige Feuchtigkeit. Immer wieder bieten sich spektakuläre Ausblicke über das Tal und in die Tiefen des Dschungels. Highlight der Strecke ist ein kurzer Fotostopp an den Barron Falls, einem 329 m hohen Wasserfall, der sich aufgrund der aktuell anhaltenden Regenzeit ohrenbetäubend und tosend in die Barron Schlucht stürzt.

Auf geht`s in Richtung Kuranda!
Auf geht`s in Richtung Kuranda!

Kuranda selbst entpuppt sich als kleines verschlafenes Nest, jedoch mit eindeutig zu viel Kommerz. An jeder Ecke gibt es Didgeridoos, Boomerangs, Opal-Schmuck und andere typisch australische Souvenirs zu kaufen. Wir haben 4 Stunden Aufenthalt und nach einem Käffchen mit einem „Spanish Donut“ (= deutsche Zuckerbrezel, aber okay) zieht es mich zielstrebig in Richtung Butterfly Sanctuary, der angeblich größten „butterfly flight aviary and exhibit in Australia“. Da André sich nicht besonders für Schmetterlinge interessiert und der Eintritt mit 17$ mehr als happig ist, möchte er lieber auf einer Bank im Park ein Mittags-Nickerchen machen, ich stürze mich also alleine ins Getümmel. Sobald ich den Eintritt bezahlt habe und durch die gummiartigen Lamellen an der Eingangstür gegangen bin, empfängt mich ein tropisches Klima und ein Meer aus farbenfrohen Schmetterlingen, die mich sofort umschwirren. Bewaffnet mit der Kamera inkl. Teleobjektiv im Makro-Modus tauche ich also ein, in die Welt dieser grazilen Wesen, und vergesse für die nächsten 1 ½ Stunden alles um mich herum. Auf gut 3.600 Kubikmetern ist hier der natürliche Lebensraum als winziger Regelwald dargestellt, eine Art riesige Foliere mit über 1.500 Schmetterlingen, darunter auch der fluoriszierend blau leuchtende Ulyssus sowie der größte in Australien vorkommende, der Australien Birdwing. Sie umkreisen mich, setzen sich auf das Objektiv, auf mein Kleid, meine Hände und Schultern. Es ist unbeschreiblich. Ich fotografiere und fotografiere, ein Motiv schöner als das andere. Immer wieder bestaune ich eines der prachtvoll geflügelten Wesen, wie sie sich direkt vor meinen Augen auf den dichten Blättern niederlassen um sich nur wenige Sekunden später wieder flatternd auf und davon zu machen. Wusstet ihr, dass Schmetterlinge bis zu 19,3 Kilometer pro Stunde zurücklegen können, einige sogar bis zu 40,23? Manche sind bis zu 10 Zentimeter groß und so bunt, schillernd grün, gelb, rot oder orange, als hätte der liebe Gott seinen gesamten Farbtopf darüber ausgeschüttet. Ihr müsst es mir also nachsehen, wenn in der heutigen Bildergalerie vorrangig Schmetterlinge zu finden sind.

Nur einer von vielen wunderschönen Schmetterlingen
Nur einer von vielen wunderschönen Schmetterlingen

André erwartet mich draußen schon wieder und wir laufen zurück zur Skyrail Station, die uns zurück in Richtung Cairns bringen wird. An einem Eisstand unterwegs lachen uns Sorten wie „Chocolate Obsession“ und „White Choc Raspberry“ an, beim Preis von 3,80$ pro Kugel bleibt uns der Appetit jedoch im Halse stecken. Wir besteigen die Gondel und schweben wenige Sekunden später über das Blattwerk, sehen die reißenden Barron Falls noch einmal von oben und staunen atemlos über die schwindelerregende Höhe, in der wir lautlos über den Regenwald gleiten. An zwei Stationen kann man aussteigen und den Rainforest selbst erkunden, ein Boardwalk schlängelt sich durch das dichte Unterholz, Hinweistafeln erläutern die hiesige Fauna. Der Urwald ist so dicht und ursprünglich, dass wir jeden Moment das Gefühl haben, Tarzan würde an einer Liane hängend um die Ecke kommen oder Indiana Jones auf der Suche nach einer weiteren versunkenen Stadt.

Gondelbahn über dem reißenden Barron River
Gondelbahn über dem reißenden Barron River

Gegen 16 Uhr sind wir zurück an der Talstation und ein Shuttle-Bus bringt uns zurück ins Hotel. Wie auf Kommando fängt es in Strömen an zu regnen, das haben wir ja gut abgepasst heute. Der Zyklon bringt rasend schnell schwarze Gewitterwolken und wo eben noch blauer Himmel und Sonnenschein war, ist plötzlich alles schwarz. Der Scheibenwischer am Bus kommt kaum noch hinterher, die Regenmassen zu vertreiben und der Fahrer scherzt mit uns, dass wir Glück haben, bei dem Wetter, wird die Skyrail nämlich unterbrochen, was mitunter für die Touristen eine unfreiwillige Pause von bis zu 2 Stunden bedeuten kann. Schwein gehabt ;-) Wir lehnen uns zurück und schauen aus dem Fenster in den strömenden Regen. Irgendwie kommt uns das von Fiji bekannt vor ;-)


PS: Mehr Fotos, heute besonders viele mit Schmetterlingen, gibt`s unter:

http://wirsinddannmalunterwegs.jimdo.com/fotogalerie/australien/

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Kommentare: 4
  • #1

    Christin (Donnerstag, 20 Januar 2011 14:07)

    hey ihr zwei,

    die schmetterlinge sind ja wirklich schön. ich wäre auch mit reingegangen :-)
    im ürbigen sieht die bahn tatsächlich ein bisschen aus wie unser lößnitzdackel und was ich noch witziger finde ist, dass mein erster ausbilder mit nachnamen kuranda heißt. zufälle gibts...
    wünsche euch noch weiter ganz viel spaß und schick euch ein küsschen.
    bis bald

  • #2

    Sylvia (Donnerstag, 20 Januar 2011 18:33)

    Australien scheint wirklich teuer zu sein. Aber 4 Wochen lang Pizza und Wasser, dass bekommt Ihr schon hin! ;-) Waren heute im Tropeninstitut unsere Typhus und Tollwutimpfung holen. Unsere Urlaubsvorbereitungen haben also ab sofort begonnen! Liebe Grüße!

  • #3

    Jonas (Sonntag, 23 Januar 2011 16:11)

    Und für André: Dynamo spielt 1:1 gegen Braunschweig. Angesichts des Rückstandes auf Platz Drei zu wenig und dann noch, weil der Ausgleich in der 84. Minute fiel... Siegtor durch Neuzugang Schahin per Elfer. Sonst scheint es euch ja gut zu gehen, anders als uns beiden. So krank waren wir lange nicht mehr, selbst ich hänge nur rum. Passend dazu morgen Klausur... ich freu mich ;-)

    Viele Grüße von uns!
    Jonas, Christin und Jackson

  • #4

    Dubai MC (Samstag, 25 Juni 2016 06:16)

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