Daintree / Cape Tribulation – where the rainforest meets the ocean

Wir sind in Australien!
Wir sind in Australien!

Nach unserem gestrigen Ausflug in die Welt der Schmetterlinge und der längsten Gondelbahn der Welt, haben wir uns für heute einen Tagesausflug in den fast unberührten Daintree Nationalpark sowie zum Cape Tribulation vorgenommen. Nach langen Recherchen und Vergleichen der Tourveranstalter blieb die günstigste Alternative der Mietwagen, was uns nur recht war, angesichts der üblichen Massen-Touri-Abfertigung auf solchen geführten Tagesfahrten. Gesagt, getan, um 08:15 Uhr holen wir unseren winzigen Huyndai Getz ab und begeben uns zum ersten Mal mit dem Auto auf Australiens Straßen. Wir verlassen Cairns in nördliche Richtung auf dem Captain Cook Highway, vorbei an zahlreichen Kreisverkehren und Zuckerrohrfeldern, soweit das Auge reicht. Ab Palm Cove windet sich die Straße in engen Kurven spektakulär am Meer entlang, einzelne Scenic Lookouts öffnen den Blick auf traumhafte menschenleere palmengesäumte Südseestrände. Wir fühlen uns beinahe wie auf dem Pacific Coast Highway in Kalifornien, nur halt auf der anderen Seite des Pazifiks. Erster Stopp für heute ist Port Douglas, ein laut Reiseführer „mondäner“ Badeort mit zahlreichen Resorts und Spas der gehobenen Preiskategorie. Außer einer kleinen Einkaufspassage und einer Einkaufsstraße kann man Port Douglas wohl eher als Örtchen bezeichnen, wir sehen kaum Touristen auf den Straßen, und vom Postkarten-Strand „4-Mile-Beach“ sind wir einfach nur enttäuscht. Der weiße Strand ist eher dunkelgelb und übersäht von Algen und alten Kokosnüssen. Hier wird uns auch erst so richtig bewusst, warum die ganzen herrlichen Strände auf dem Weg hierher so verlassen waren. Aufgrund der Salzwasserkrokodile und der Stinger-Quallen darf nirgendwo gebadet werden! Das ist ja der Horror! Da wohnt man direkt an einem paradiesischen Traumstrand mit herrlich seichtem tiefblauen Badewasser und darf hier nicht schwimmen. Und das ganze Problem zieht sich über die gesamte Küste! Statt dessen gibt es an jedem Strand ein ca. 20x20 Meter großes, mit Netzen abgesperrtes Becken, in dem sich dann alle Badenden tummeln. Na wenn das kein Urlaubstraum ist!

Von Port Douglas sind es nur wenige Kilometer bis Mossman, dessen Mossman Gorge Nationalpark die Südgrenze des Daintree Nationalparks markiert und Heimat der Kuku-Yalanji-Aborigines ist. Wir stellen das Auto am Carpark, im Eingang der Schlucht ab, und laufen auf den markierten Wanderwegen durch dichtes Urwald-Gehölz entlang am Mossman River. Nach 500 Metern gelangen wir an ein natürliches Badebecken, flankiert von riesigen granit-grauen Steinen. Ein paar andere Besucher haben die Gunst der Stunde bereits genutzt und schwimmen im herrlich klaren, kühlen Wasser. Leider haben wir die Badesachen nicht dabei und waten so nur bis zu den Knien im Wasser. Bei all der schwülen Hitze ist das kühle Nass herrlich angenehm und André ärgert sich wie verrückt, dass er nicht Baden kann. Zu schön ist dieses Fleckchen Erde.

Am Mossman Gorge
Am Mossman Gorge

Umzingelt von Schmetterlingen laufen wir weiter bis zur Rex Creek Swingbridge, einer hübschen Hängebrücke über den Fluss. Hier sind wir ganz alleine und die Urwald-Geräusche schwellen zu einem rauschenden Summen an, das uns durch und durch geht. Immer wieder fallen einzelne Sonnenstrahlen durch das dichte Blätterdach und Pollen und winzige Insekten tanzen wie Lichtfunken zwischen den Bäumen.

 

Wir verlassen Mossman und lassen den Ort Daintree Village links liegen, wollen wir doch keine der geführten Bootstouren inkl. Krokodilsichtung machen. Stattdessen nehmen wir direkt die Cable-Ferry, die uns für 21 $ Retourn ans andere Ufer des Daintree Rivers bringt. Auch hier ist aufgrund der anhaltenden Regengüsse das Wasser weit über die Ufer getreten und wälzt sich schlammbraun in Richtung Ozean. Mittlerweile hat sich der Himmel wieder zugezogen und wir geben Gas, wollen wir doch das Kap noch bei Sonne sehen. 

Golden Silk Orb-Weaver
Golden Silk Orb-Weaver

Unterwegs legen wir noch einen kurzen Zwischenstopp am Alexandra Range Lookout ein, von dem wir einen atemberaubenden Ausblick über Baumfarne, Gräser und Lianen hinab auf die Mündung des Daintree Rivers haben, ehe wir im Discovery Center, mitten im Nationalpark ankommen. Hier haben Besucher die Möglichkeit, den über 200 Millionen Jahre alten Regenwald, mit seiner Flora und Fauna Schicht für Schicht zu erkunden, auf unterschiedlich hohen Boardwalks kann so vom Boden bis zu den Wipfeln jeder Baumriese bestaunt werden. Seit 1988 gehört der Daintree Nationalpark als ältester Regenwald der Welt zum UNESCO Weltnaturerbe. Seine biologische Vielfalt ist weltweit einmalig, ca. 70 Tier- und 700 Pflanzenarten hier sind endemisch, kommen also nur hier vor. Als wir in den dichten Dschungel eintauchen und über die umrankten Holzplanken stiefeln, in unseren Flip Flops wohlgemerkt ;-), entdecken wir nicht nur die Faszination von Blüten und Gewächsen sondern bemerken auch die allgegenwärtigen riesigen Spinnennetze, die praktisch zwischen jedem Baumstamm hängen. Auf dem Aussichtsturm, der sich direkt zwischen den Baumwipfeln befindet, finden wir auch zahlreiche Exemplare der grünen Ameise, deren Biss besonders schmerzhaft sein soll. Als dann auch noch unmittelbar eine fette, ca. 7 Zentimeter große Golden Silk Orb-Weaver in ihrem Netz hängt, wird mir ganz schlecht. Ab jetzt schaue ich auf jeden Schritt den ich mache und auf jedes Blatt, dass mir im Weg hängt. Ich sage nur so viel, je genauer man hinschaut, desto mehr sieht man – nichts für schwache Gemüter und Spinnen-Phobiker. Obwohl ich selbst durchaus in der Lage bin, zu Hause beim Anblick eines Weberknechtes in schrilles Kreischen und Panikzustände zu verfallen, muss ich zugeben, dass diese Wesen faszinierend und abschreckend zu gleich sind. Und so lange sie nicht in irgendeinem Hotelzimmer auf mich lauern, sondern einfach nur friedlich und ruhig im Wald rumhängen, bitteschön.

Als wir endlich im Ort Cape Tribulation ankommen, fängt es natürlich wie auf Kommando wieder an zu regnen. Wir warten den Guss ab und laufen dann das Stück zum Strand. Hier lief Captain Cook 1770 mit seinem Schiff auf Grund, der Abschnitt ist so bedeutend, wegen seiner beinahe unberührten Natur und seinen einsamen Stränden, hier trifft sprichwörtlich der Regenwald auf den Ozean. Nur wenige Touristen kommen bis hierauf, der ganze Ort hat nur 150 Einwohner. Wir erhaschen immerhin 2 Minuten Sonne, ehe es sich endgültig für heute eintrübt und wir beim Besuch des vielfotografierten Myall Beachs bis auf die Haut vom Regen durchnässt werden. Pitschnass sprinten wir zurück zum Auto und sitzen dann triefend vor der Heizung, um uns trocken pusten zu lassen. Innerhalb von wenigen Minuten verwandeln sich die Flüsschen am Straßenrand zu reißenden Fluten und die Straße wird regelrecht überflutet. Wir halten jedes Mal die Luft an, wenn wir einen Strom mit dem Wagen queren, in der Hoffnung, dass das Wasser noch nicht allzu tief ist, denn, je länger wir warten würden, desto wahrscheinlicher wäre es, dass wir heute nicht mehr nach Cairns zurückkommen. Und schließlich müssen wir morgen früh unseren Bus bekommen. André steuert unser Auto geschickt über die Straßen, der Scheibenwischer läuft volle Kanne und wir sind uns einig: So einen Regenguss haben wir noch nie, wirklich noch nie in unserem Leben gesehen. Es regnet fast 2 Stunden auf unserer Rückfahrt, die schönen angepriesenen Boardwalks am Straßenrand im Nationalpark müssen wir sausen lassen, Hauptsache wir kommen so schnell wie möglich zurück ins Hotel.

Am Cape Tribulation
Am Cape Tribulation

Erst kurz vor Palm Cove hört es endlich auf zu schütten und wir machen einen letzten kurzen Stopp für heute in dem hübschen idyllischen Ort am Meer. Der Strand hier wurde 2003 zum saubersten ganz Australien gekürt und wäre es nicht schon so spät und wir so nass, und hätten wir nicht schon unser Busticket für morgen und die heutige Übernachtung, könnte man hier durchaus eine Nacht verbringen. Gegen 20 Uhr sind wir zurück in Cairns, froh, dass wir dem Regen getrotzt haben und unser Auto so schön mitgespielt hat. André hat die Gangschaltung und den Linksverkehr wieder mit Bravour gemeistert, die Erfahrungen aus Neuseeland sind noch gut gegenwärtig. Morgen geht es nun um 07:45 Uhr mit dem Greyhound Bus gen Süden!

 

Noch viele weitere Regenwald-Fotos gibt`s hier:

http://wirsinddannmalunterwegs.jimdo.com/fotogalerie/australien/

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