Unterwegs auf der größten Sandinsel der Welt

Fraser Island, Queenslands größte Insel, die 6.-größte Australiens (die Australier leben Extreme, alles ist das Größte, das Beste, das Einzigartigste) misst 120 km Länge und 24 Kilometer Breite und liegt direkt vor der Ostküste auf Höhe von Hervey Bay. Wer jetzt denkt, dass auf der ganzen Insel nur Sand ist, der irrt. Auf dem sandigen Untergrund hat sich im Laufe der Jahre eines der außergewöhnlichsten Ökosysteme der Welt gebildet. Es gibt urzeitlich anmutende Kauri-Riesen und jahrtausende alte Baumfarne, und dank des Hundeverbots auf der Insel, die ursprünglichste Dingo-Population. Vergangenen Freitag haben wir uns aufgemacht, „the great sandy island“ zu erkunden. Da dies nur mit einem 4x4-Fahrzeug und somit einer geführten Tagestour möglich war, wurden wir um 05:50 Uhr (morgens!!!!!) an unserem Hostel in Noosa abgeholt:

Rob, unser Guide für heute, ein waschechter Aussie aus Noosa, empfängt uns putzmunter und nach dem Check unserer Namen, dürfen wir in den zum Glück klimatisierten Allrad-Bus steigen. Wir kämpfen gegen unsere bleischweren Lider an, so früh aufstehen im Urlaub geht gar nicht. Bis zur Fähre in Rainbow Beach sind es erst einmal noch 1 ½ Stunden Fahrtzeit, gut für uns, Zeit für ein Nickerchen! Immer wieder blinzele ich zwischendurch nach draußen, wie fahren durch traumhafte riesige grüne Wälder, dazwischen immer wieder vereinzelte hübsche Farmen mit weiß-gezäunten Pferde- und Rinderkoppeln. Gegen 8 Uhr sind wir in Rainbow, und gehen samt Wagen auf die Autofähre nach Fraser. Die Überfahrt dauert nur knapp 5 Minuten, wir halten Ausschau nach Walen, Haien und Delfinen, die es hier geben soll, sehen jedoch keine. Angelangt am anderen Ufer fahren wir auf den Strand und Rob beginnt uns einiges über „seine“ Insel zu erzählen. In der Sprache der Aborigines heißt sie K’gari, was so viel wie „Paradies“ bedeutet. Vor ca. 750.000 Jahren bildeten sich aus einzelnen Sandablagerungen an vereinzelt aus dem Meer ragenden Felsnasen riesige Dünen, die im Laufe der Jahre zunächst von Gras und später von weiterer Vegetation überwuchert wurden. Eines der Besonderheiten der Insel ist der 75-Mile-Beach an der Ostküste der Insel, welcher bei Ebbe von Fahrzeugen befahren werden kann und als Landebahn für Flugzeuge dient. Vom Südzipfel aus cruisen wir diesen 40 Minuten lang gen Norden, links neben uns bis zu 200 Meter hohe Dünen, rechts neben uns der tosende Ozean. Nur gelegentlich kommt uns ein anderes Fahrzeug entgegen, das Licht der morgendlichen Sonne taucht den Strand in beinahe goldenes Licht. Rob lenkt unser Fahrzeug geschickt um einige schwarze Gesteinsbrocken und durch vereinzelte Süßwasserzuflüsse, die überraschend viel Wasser führen. Auf Fraser gibt es fast 200 Südwasserseen! Aber dazu später mehr.

Unser 4x4
Unser 4x4

Gerade will ich jubeln, als Rob uns auf eine riesige Schildkröte vor uns aufmerksam macht, als wir jedoch näher kommen, sehen wir, dass leider nicht mehr viel von ihr übrig ist als der Panzer und die Beine. Als sich dann auch noch ein Dingo hungrig über die Reste hermacht, muss ich würgen, aber das ist nun mal der Lauf der Natur. Erster Stopp für heute ist Eli Creek, der größte Süßwasserzufluss zum Meer. Hier legen wir eine kurze Pause für einen Morgentee ein und können durch das herrlich klare und kühle Süßwasser waten, welches am Strand riesige Naturpools gebildet hat. Auf einem kleinen Boardwalk kann man ein Stück ins Inselinnere laufen, riesige braune Fliegen (ca. 3-4 Zentimeter im Durchmesser) lassen uns jedoch beizeiten wieder zurück zum Auto flüchten.

 

Zurück im Auto fahren wir dann weiter den Strand entlang, sehen wie eines der Touristenflugzeuge am Strand landet, und gelangen zu unserem nächsten Highlight unseres Fraser Ausfluges: den Coloured Sands „The Pinnacles“, ein Abschnitt des Strandes der unterschiedlich gefärbt ist, von fast dunkelrot über hellorange bis beinahe weiß. Direkt daneben das 1935 gestrandete Schiffswrack der „Maheno“, einer 1904 in Schottland gebauten Luxusyacht, welche bei schwerem Sturm hier auf Grund gelaufen ist. Das riesige vor sich hin rostende Ungetüm ist mehr als beeindruckend und erinnert uns an die Bilder von Namibia und der Skeleton Coast.

Schiffswrack der "Maheno"
Schiffswrack der "Maheno"

Von hier geht es wieder in südliche Richtung bis zum kleinen Ort „Happy Valley“, dem Zentrum der Insel mit ein paar Unterkünften und einer Tankstelle. Ab hier geht es landeinwärts über tiefe Sandpisten mitten durch den Regenwald. Das muss man sich mal vorstellen: Tropischer Regenwald, gewachsen auf Sand! Immer wieder zeigt uns Rob die Besonderheiten der Flora, der Bus kämpft sich durch bis zu 50 Zentimeter tiefen Sand, mal kommen wir schneller voran, mal langsamer. Ziel ist der Lake McKenzie, der angeblich „schönste Swimmingpool der Welt“. Rob stellt das Auto ab und wir laufen das Stück bis zum Ufer des glasklaren Sees. Das Wasser ist hier so rein und sauber, dass es keinerlei Nährstoffe beherbergt und somit auch keinerlei Leben, weder Tiere noch Pflanzen. Wir reißen uns die verschwitzten Klamotten vom Leib und stürzen uns begeistert in die Fluten! Das Wasser ist einfach herrlich! Bei den Temperaturen heute ist es einfach ein Traum, in so einem herrlichen See schwimmen zu gehen, so ganz ohne Wellen und Salz!! Wir tauchen und schwimmen um die Wette bis fast zur Mitte des Sees, das wäre toll, wenn wir zu Hause ein solches Naturparadies hätten. Durch die zeitlich versetzt agierenden Reisegruppen sind wir wenig später ganz allein im Wasser und lassen uns einfach treiben. Australien ist einfach soooo cool!

André am Lake McKenzie
André am Lake McKenzie

Nach über eine Stunde im Wasser melden sich unsere knurrenden Mägen pünktlich zum Barbecue. Rob hat schon alles vorbereitet: Es gibt Steaks, Würstchen, gebratene Zwiebeln, Kartoffel- und Nudelsalat, Früchte, einfach alles, was das Herz begehrt. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen und ich häufe mir den Teller randvoll – Schwimmen macht einfach mega hungrig. Mitten im Barbecue gesellt sich ein Goanna zu uns, ein ca. 1,50 Meter langes Reptil, welches gierig um unseren Tisch herumscharwenzelt, in der Hoffnung, einen Bissen zu ergattern. Wir amüsieren uns köstlich darüber, wie er mit seiner riesigen langen Zunge jeden Krümel vom Boden aufkratzt. Später lese ich, dass die Tiere eine echte Gefahr für den Schildkröten- und Vogelbestand sind. Durch immer mehr Touristenrastplätze auf der Insel, werden die Reptilien angelockt und gut versorgt, sie fressen jedoch auch Vogel- und Schildkröteneier. Das Tier ist tatsächlich so zahm, dass es bis auf wenige Zentimeter an uns herankommt. Wow!

Letzter Stopp für heute ist am Wanggoolba Creek, hier besichtigen wir auf einem knapp 1 Kilometer langen Naturlehrpfad die ganze Pracht des hiesigen Regenwaldes. Im Gegensatz zum feuchten Klima im Daintree ist es hier wesentlich angenehmer, in der Mitte des Tals folgen wir einem flachen, klaren Süßwasserflüsschen, in welchem sich zahlreiche Aale tummeln. Von hier geht es dann zielgerichtet zurück in Richtung Fähre. Solange es die Gezeiten zulassen, fahren wir noch am Strand entlang, dann muss Rob auf die Sandpiste im Inselinnern ausweichen. Der Übergang ist völlig versandet und wir brauchen annähernd zwanzig Anläufe, ehe wir durch den tiefen Sand hindurch sind und die Räder wieder greifen. Rob jagt die Drehzahl in die Höhe und düst im Eiltempo voran, so dass wir uns an den Sitzen festklammern, um nicht allzu sehr durchgerüttelt zu werden. Offenbar ist die Flut sonst zu hoch, wenn wir nicht rechtzeitig vorher übersetzen. Gegen 16 Uhr sind wir zurück in Rainbow Beach, lassen uns unseren Afternoon Tea am Strand schmecken, ehe uns Rob zurück nach Noosa bringt. Um kurz nach sechs setzt er uns am Hostel ab, genau richtig zum heutigen freien Hostel-Barbecue. Bei einem ordentlichen Hotdog und der Partie Federer - Djokovic lassen wir den Abend dann in Ruhe ausklingen.

 

Und noch viiiiele schöne weitere Pics von Fraser gibt`s hier:

http://wirsinddannmalunterwegs.jimdo.com/fotogalerie/australien/

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Kommentare: 2
  • #1

    Christin (Dienstag, 01 Februar 2011 14:42)

    Ihr Angeber ;-)
    Bei uns sitzen halt die Spatzen auf den Tischen. Aber ihr müsst es gleich wieder übertreiben mit ner Riesenechse. Naja... :-)
    Coole Sache.

    Liebe Grüßlis von uns

  • #2

    Sylvia (Mittwoch, 02 Februar 2011 20:16)

    Falk hat beim Blick auf Andrés Tarzanfoto gerade gefragt, ob Ihr auch Thailandfotos auf Euren Blog habt. *grins* Ich habe ihn aufgeklärt, dass André auf einem anderen Kontinent an der Liane hängt. ;-) Liebe Grüße!!!