42,2°, eine Brunch-Fahrt und ein bisschen Wildlife

Hätten wir damals, vor einem Jahr, gewusst, dass wir so schnell wieder nach Sydney zurückkommen würden, wären wir sicherlich nicht so enttäuscht gewesen, damals das Feuerwerk zu Silvester um genau 6 Stunden verpasst zu haben. Nun sind wir mittlerweile zum 5. Mal (!) in dieser Stadt, die sich nicht umsonst rühmt, eine der Städte mit der höchsten Lebensqualität zu sein. Als wir aus dem Bus von Byron Bay kommend steigen (nach wieder einmal einer an die 16 stündigen Bus-Nachtfahrt), empfängt uns erst einmal senkende Hitze! Die schwere heiße Wand hängt zwischen den Wolkenkratzern von Downtown und wir kämpfen uns gegen unseren inneren Schweinehund mit unseren inzwischen annähernden 30 kg Gepäck pro Person in Richtung Hostel. Eine derartige brütende Hitze haben wir hier noch nie erlebt, da kommt nicht einmal Bangkok in der Trockenzeit heran. Der Wahnsinn! Alles um uns herum stöhnt und schwitzt und als wir endlich an der Rezeption stehen um einzuchecken, im Wake Up, dem natürlich coolsten Hostel in Sydney, werfe ich erleichtert meinen schweren Rucksack ab und lasse mich in die weichen Kissen der Lobby-Couch sinken. Sydney hat uns wieder! Wir sind einfach nur happy. Kein Wunder, dass die Menschen hier einfach immer gute Laune haben. Bei knapp 9 Monaten Sonnenschein im Jahr, dem Beach direkt vor der Haustür, all den hippen Cafés und Geschäften, lässt es sich definitiv aushalten. Wäre nur Sydney nicht so verdammt weit weg von zu Hause! Über 20 Stunden Flugzeit! Aber egal, jetzt sind wir erst einmal wieder zurück, und haben erneut 2 Tage Zeit, die Stadt unsicher zu machen.

Darling Harbour
Darling Harbour

So ging es dann auch erstmal direkt zum Darling Harbour, dem hübschen Hafenviertel mit seinen unzähligen Restaurants. Hier waren wir schon am 01.01. diesen Jahres, bevor es nach Fiji ging, zum ersten Mal und hatten einen traumhaften Spaziergang von hier bis zum Circular Quay gemacht. Auf dem Weg in Richtung Darling gibt es glücklicherweise überall Springbrunnen, die dazu einladen, sich abzukühlen. Am Hafen dann ist die Hitze beinahe unerträglich. Als würde man vor einem offenen Backofen stehen, bläst einem der wüstenartige Wind heiß um die Ohren. Wir retten uns von Schatten zu Schatten, wetten, wie viel Grad genau heute sind, und überlegen gerade, was wir bei diesen extremen Temperaturen in Sydney anstellen könnten, als uns eine Frau plötzlich ihr Tagesticket für die Wildlife World, einen Zoo gleich um die Ecke, in die Hand drückt. Das ist ja toll! Wir nutzen natürlich direkt die Gelegenheit und sind umso positiver überrascht, als wir am Eingang stehen und sehen, was uns das hier an Eintritt gekostet hätte, hätten wir es selbst bezahlen müssen – 49,90 $ pro Person! Wir flüchten in das klimatisierte Innere und befinden uns sofort in Mitten von unzähligen Terrarien voller Schlangen, Spinnen, Ameisen und anderer Insekten. Australien hat die gefährlichsten Tiere der Welt doch die von ihnen ausgehende Gefahr wird eindeutig überschätzt! Die meisten Tiere sind so scheu, dass es kaum zu Berührungen zwischen Mensch und Tier kommt, und wenn, dann haben sämtliche Krankenhäuser direkt die jeweiligen Gegengifte parat. Also alles halb so wild. Viele der giftigen Schlangen und Spinnen sind zu dem nur im einsamen Outback zu finden, ein weiterer Punkt, warum man sich absolut keine Gedanken machen muss, nach Australien zu reisen. Wir haben jedenfalls in unseren über 3 Wochen hier nur friedliche Exemplare zu Gesicht bekommen ;-)

Wildlife World am Hafen
Wildlife World am Hafen

Die nächsten 2 Stunden bestaunen wir also sämtliche in Australien lebenden bekannten Tierarten. Die meisten davon, Koalas, Kängurus, Wombats etc. haben wir ja eh schon unterwegs gesehen, dort allerdings in einem wesentlich natürlicheren Lebensraum, als hier im künstlichen Zoo. Dennoch ist die Wildlife World hübsch gemacht, ein netter Tierpark in Mitten der Stadt, der auch Australien-Besuchern, die nur kurz auf der Durchreise sind, einen guten Überblich über die Fauna des Landes bietet. Mehr als beeindruckt sind wir dann doch von einem gut 5 Meter langen riesigen Alligator, der zunächst majestätisch durch ein großes Wasserbecken gleitet, um sich dann faul an Land zu räkeln. Mit diesem Ur-Vieh möchte man jedenfalls keine Begegnung in freier Wildbahn erleben. Der könnte uns, ohne mit der Wimper zu zucken, im Ganzen verschlucken!

 

Als wir irgendwann am späten Nachmittag wieder ins Tageslicht treten, haben die Temperaturen kein Stück nachgelassen. Jeder kleine Anstieg in den Straßen gleicht einer Everest-Besteigung und wir werden später in der Zeitung lesen, dass dies der heißeste Tag mit sagenhaften 42,2° des bisherigen Jahres war!

Die Harbour Bridge
Die Harbour Bridge

Am nächsten Morgen heißt es dann zeitig aufstehen, wir haben für heute einen Brunch-Cruise durch den Hafen gebucht. Das hatte ich mir schon ewig gewünscht und nach über 3 Wochen Supermarkt-Verpflegung mit Toastbrot und Müsli wollten wir es uns endlich mal wieder richtig gut gehen lassen. Um 9 Uhr war dann also Abfahrt ab Darling Harbour und nach einem Glas Champagner und einer witzigen Begrüßung durch den Chef-Stuart laufen wir aus und steuern in Richtung Harbour Bridge und Opera House. Das Buffet wird wenig später eröffnet und wir stürzen uns auf Bohnen, Speck, Rührei und Würstchen. Mmmhhhh…. Mit randvoll beladenen Tellern balancieren wir zurück zu unserem romantischen Tisch am Fenster und genießen beim Essen den Blick auf den Hafen von Sydney. Am Circular Quay lesen wir dann noch ein paar weitere Passagiere auf, dann geht die Fahrt in östliche Richtung bis zum Point Piper, wo wir unsere Silvesternacht verbracht haben, um das Feuerwerk zu sehen. Erst jetzt erfahren wir, dass die kleine Halbinsel im Hafen der teuerste Wohnplatz am Ort ist, da haben wir uns ja ein dekadentes Fleckchen für den Jahreswechsel ausgesucht ;-))) Auf der Rückfahrt bieten sich dann endlich tolle Blicke vom Wasser aus auf die Oper, die Skyline und die Brücke und wir machen tausend Fotos, Jana mit Brücke, André mit Oper, Jana und André vor Oper, neben Oper, unter der Brücke, mit allem zusammen und und und.

Mit der Captain Cook auf Brunch-Cruise durch Sydneys Hafen
Mit der Captain Cook auf Brunch-Cruise durch Sydneys Hafen

Vollgefressen rollen wir dann am Circular Quay von Bord, nicht ohne noch die aktuelle Tageszeitung als Andenken mitzunehmen, in der über den gestrigen Hitzerekord berichtet wird. Auch heute ist es immernoch annähernd 35° warm und wir retten uns in den Finanzdistrikt, in den Schatten riesiger moderner Hochhäuser. Das Zentrum der Stadt kennen wir nach mittlerweile 4 Besuchen wie unsere Westentasche und an jeder Straßenecke kommen andere Erinnerungen hoch. Im Hydepark beobachten wir spielende Kinder, händchenhaltende Pärchen und hunderte Studenten. Es scheint, als würde die ganze Stadt vor Energie und Frische nur so sprühen. Im Film „Eat, Pray, Love“ vergeben die Darsteller bezeichnende Adjektive an Städte. So bekam London das treffende „steif“ zugeteilt, New York „zielstrebig“ und wir haben am 01.01.11 als wir vor der Oper in einer Bar vor einem riesigen Teller Penne mit Shrimps saßen, überlegt, welches Adjektiv wohl am besten auf Sydney zutreffen könnte. „Jung“ und „Sexy“ waren wir uns einig. So viele junge, hübsche und gut angezogene Menschen haben wir selten an einem Ort gesehen. Andrés treffender Meinung nach ist der Grund, warum es hier kaum fülligere Menschen gibt, schlicht und ergreifend der, dass die Leute hier 9 Monate im Jahr in Sommerklamotten und viel freier Haut herumrennen. Da kann man sich einfach keine Schwimmringe oder Pölsterchen an den falschen Stellen leisten ;-) Hier ist jeder Bordstein ein kleiner Laufsteg, jedes Ausgehen wird zelebriert. Jeden Abend findet irgendwo eine andere angesagte Party statt. Und wir ärgern uns einmal mehr, dass immer die schönsten Fleckchen auf Erden definitiv viiiiiel zu weit weg von Deutschland sind. Sydney jedenfalls ist uns nach San Francisco mittlerweile die liebste Stadt auf Reisen geworden.

 

Noch mehr Fotos von Australiens heimlicher Hauptstadt gibt`s hier:

http://wirsinddannmalunterwegs.jimdo.com/fotogalerie/australien/

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Kommentare: 4
  • #1

    Christin (Donnerstag, 10 Februar 2011 09:07)

    vielleicht sollten wir dann nächstes Jahr oder übernächstes doch mal ans Auswandern denken...
    Mensch, wenn mein Papi das wüsste, wie toll euch Sydney gefällt. Der würde glatt mit euch mitkommen. Der Ausreiseantrag nach Australien war ja schließlich vor langer Zeit schon mal gestellt ;-) ...

    Liebe Grüße von daheeme

  • #2

    ManjaF (Samstag, 12 Februar 2011 18:45)

    Ich beneide alle, die es schaffen, nach Australien auszuwandern. Früher war das auch immer mein Traum. Deutschland hat auch schöne Seiten. Vorerst begnüge ich mich mit regelmäßigen Reisen in dieses wunderschöne Land. Meine Hochachtung vor denen, die ihre Ziele schaffen! LG

  • #3

    Jonas (Montag, 14 Februar 2011 17:49)

    Oh ja, wandern wir alle aus und liegen am Feierabend am Strand!
    Für André: lasst euch Zeit mit der Weltreise, nach dem grandiosen 2:3 in Saarbrücken schwinden die Hoffnungen auf einen finalen Showdown Mitte Mai. Alles wie immer, so ein gutes Team die Saison, aber im entscheidenden Moment reicht es nicht. Und Oppitz mit Burn-Out, da war es als Profi sicher entspannter...

    Schöne Tage und bis zum nächsten Bericht!
    J+CJ (Parker... - mal sehen, wer es versteht *g*)

  • #4

    C (Dienstag, 15 Februar 2011 07:45)

    Sind wir hier bei baywatch oder was ;-)

    Ja ja Joni, wir verstehen das schon. Und von den heißen Mädels am Strand haben Jana und André ja auch schon ne Menge gesehen :-)