Melbourne - ganz und gar nicht wie Sydney

Touristen, vorwiegend Backpacker, äußern sich gerne mal abfällig darüber, dass Melbourne auf dem Reißbrett entstanden sein soll. Tatsächlich haben wir bisher keine Stadt besucht, in der so viel moderne Architektur entstanden ist bzw. sich noch in der Bauphase befindet. Als würde die ganze Stadt in einem unsichtbaren Wettkampf mit sich selbst stehen (und vielleicht konkurriert sie auch ein wenig mit Sydney, was sie eigentlich nicht wirklich nötig hat) vibriert das Stadtzentrum vor Tatendrang. Es scheint fast so, als wäre diese Stadt erst in den vergangenen 10 Jahren erbaut worden, so nagelneu sehen die Gebäude aus und viele sind nach wie vor noch Baustellen. So zum Beispiel die Docklands. Ein riesiger Wohn- und Geschäftskomplex, der am Hafen komplett neu aus dem Boden gestampft wurde. Beinahe eine eigene Stadt in der Stadt. Wir laufen durch die Straßen und sie sind so neu, dass vereinzelt noch Bauzäune und –Schilder stehen und wir teilweise um Baugruben herumstiefeln müssen.

Dockland
Dockland

In Wahrheit braucht sich Melbourne keineswegs vor einem Vergleich mit Sydney fürchten. Ganz im Gegenteil. Beide Städte könnten unterschiedlicher nicht sein und der Mix hier aus historischem Baumaterial und Neuzeit ist hervorragend geglückt. Dem Besucher der "europäischsten" Stadt Australiens bietet sich eine Fülle an Museen, Theatern, Parks, Sportstätten, jedem Kunst- und Kulturliebenden dürfte das Wasser im Munde zusammen laufen. Was dem Sydney sein Darling Harbour und Circular Quay sind, dürften den Melbournern ihre Sounthbanks sein. Direkt am Yarra-River, der sich mitten durch das Zentrum zieht, sind beidseitig wunderschöne Fußgängerzonen mit unzähligen Restaurants und kleinen Cafés entstanden, die zum Verweilen einladen und einen Blick auf die atemberaubende Skyline bieten. Mitten dazwischen der Eureka Tower, mit 297,30 Metern das höchste Gebäude der südlichen Hemisphäre. Mit um die 30 $ Eintritt hat der Blick vom Skydeck dann auch seinen Preis, weswegen wir lieber am Wasser flanieren.

Am Fluss
Am Fluss

Das Besondere an der Stadt, und woran sich deutsche Städte gerne mal ein Beispiel nehmen können, es gibt einen kostenlosen Stadtbus und eine Straßenbahn, die einmal rundherum ums Stadtzentrum verkehren und einem die wichtigsten Sehenswürdigkeiten nahe bringen. Unser Hostel ist zum Glück nur einen Katzensprung vom Zentrum entfernt und so nutzen wir unsere 3 Tage ausgiebig um die Straßen zu erkunden. So viel gibt es zu sehen, auf unserer Ostküstentour haben wir ein deutsches Mädel kennengelernt, die sich unsterblich in Melbourne verliebt hat und gleich mal 7 Wochen hier hängen geblieben ist. Kein Wunder. Zu vielfältig ist der Mix der Einheimischen, zu aufregend die Szene. Ein Kasino, so groß, dass man sich darin verlaufen kann und wir beinahe 1 Stunde gebraucht haben, um wieder hinaus zu finden. Riesige Kathedralen, so mächtig, dass sie eher ins tiefste Gothik Frankreichs gehören, als nach Australien. Und, wir können unseren Augen kaum trauen – ein bisschen Wiener Charme mit Fiakern in der Innenstadt. So hatte ich dann auch beinahe Tränen in den Augen, als wir an der Rod Laver Arena vorbeifuhren, genau 7 Tage nach dem Finale der Australian Open! Aber an alles kann man nun mal nicht denken, wenn man eine 6-monatige Reise plant. Und es gibt ja schließlich noch die French Open, Paris ist nicht ganz so weit weg und dann steht Roger Federer hoffentlich wieder im Finale!

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