Die Straße der 100 und eins Koalas

Der Duft von Eukalyptuswäldern, die nach Nadelwald riechen, als hätte man eben ein Räucherkerzchen mit dem obligatorischen Kiefernduft angezündet, und „die Straße der 100 und eins Koalas“ werden uns wohl ewig an die Great Ocean Road erinnern. 3 Tage Roadtrip an der Südküste Australiens, eines DER Wahrzeichen des Landes und viele hübsche verschlafene Dörfchen am Meer haben sich in unser Gedächtnis gebrannt. Da sich mit den 12 Aposteln das wohl (neben dem Ayers Rock) bedeutendste und meistbesuchte Ziel von Down Under befindet, müsste man denken, dass die Küste sehr touristisch ist. Aber das Gegenteil ist der Fall. Wir haben eher Ruhe und Abgeschiedenheit entdeckt, einsame Strände, wilde Wälder, rauhe Küsten, bedeckt mit einem feinen Nebel aus meterhoher Gischt, die dem Ganzen eine magische, fast mystische Stimmung verleihen. Mehr Irland, weniger Australien.

Dieser hübsche bunte Prachtkerl frisst André sprichwörtlich aus der Hand
Dieser hübsche bunte Prachtkerl frisst André sprichwörtlich aus der Hand

Von Melbourne ging es per Mietwagen über Torquay gen Süden, lange, sehr lange, sind wir im Landesinneren gefahren und konnten es kaum erwarten, bis die Straße endlich ans Meer ging. Mit 250 Kilometern ist die Great Ocean Road, neben dem Pacific Coast Highway in Kalifornien, eine der beliebtesten und bekanntesten Küstenstraßen der Welt. Hinter Torquay, dem Surfer Mekka, welches für uns nur ein paar verächtliche Mini-Wellen übrig hatte, ging es dann endlich an die Küste und langsam konnte man die Schönheit dieses Küstenstreifens erahnen. Bei Bells Beach dann die wahren Surfer Helden, die gekonnt, als hätten sie nie etwas anderes gemacht, die Wellen abreiten, eine nach der anderen, scheinbar mühelos und wir erinnern uns an unsere ersten wackligen Versuche. Das Wetter: rau, zum ersten Mal seit Tagen kein Sonnenschein, sondern tiefhängende Wolken, Nebel, dafür eine Luft, dermaßen frisch, dass jeder Atemzug wahrscheinlich eine wahre Freude für unsere Lungen ist. Wir kurbeln die Fenster runter und halten unsere Nasen in den Fahrtwind, während uns die Serpentinen durch dichte Eukalyptuswälder führen. Mit Lorne dann das hübscheste der kleinen Ortschaften, direkt am Meer, mit Strand und einer süßen Promenade, gerne würden wir bleiben, doch die Zeit treibt uns weiter. Ab hier dann das schönste Stück der Straße: Direkt am Abgrund, über dem Meer, windet sich die Great Ocean Road den Hang entlang, Haarnadelkurven bieten Ausblicke auf die Steilküste, die uns den Atem anhalten lassen. Vielleicht, oder gerade deswegen, weil heute keine Sonne scheint, und die Wellen sich unbarmherzig gegen schwarze Felsen drücken, ist es hier so faszinierend. Sonnige Strände mit seichtem Meer hatten wir genug in den letzten 4 Wochen. Hier kann man die Unerbittlichkeit der Natur spüren und am liebsten würde ich mich in einem der niedlichen Bed&Breakfasts einquartieren, mich in eine Decke gehuschelt auf die Terrasse mit Blick auf`s Meer setzen und eine Tasse heiße Schokolade trinken.

"Unser" Koala - ganz zahm, ganz zutraulich
"Unser" Koala - ganz zahm, ganz zutraulich

Ab Apollo Bay dann dichter Küstenregenwald mit unzähligen Eukalyptusbäumen, die so unverkennbar riechen, dass man den Geruch einpacken und mitnehmen möchte. Wenn Koalas high vom Fressen der Blätter werden können, dann sind wir es von der Frische des Duftes. Vögel zwitschern und wir halten Ausschau nach den kleinen Tieren, die sich in den obersten Baumwipfeln versteckt halten. Steile Straßen, dicht bewachsen, die eine maximale Geschwindigkeit von 35 km/h zulassen, zwingen zum langsam fahren, zum Glück, denn nur so, kann man den Wald richtig riechen.

 

Nach einer durchwachten Nacht im einsamen Princetown, verlassen, mit schätzungsweise unter 10 Einwohnern dann die 12 Apostel. Gehüllt in undurchdringlichen Nebel sind sie nur schwer auszumachen, wir stehen eingemummelt in unsere dicken Pullover zitternd auf der Aussichtsplattform, bei um die 15 Grad! Und das, wo wir vor wenigen Tagen noch 42,2 Grad in Sydney hatten. Es bedarf noch zweier weiterer Anläufe, ehe wir am dritten Tag dann diesen Küstenstreifen mit Sonne bewundern können. Riesige gelbe Sandsteinfelsen, die einsam aus dem Meer ragen, Felshöhlen, die der Zahn der Zeit in das Gestein geschlagen hat. Hubschrauber kreisen über den Klippen und hunderte Busse laden Tonnen japanischer Touristen aus – das ist nichts für uns. Dann lieber den Cape Otway Nationalpark, unser persönliches Highlight der Tour. Die Straße der 100 und eins Koalas, wie wir sie nennen, eine 12 Kilometer lange schmale Route durch dichten Wald hinaus zum Leuchtturm. Die Wurzeln der Eukalyptusbäume am Straßenrand heben den Asphalt schon und wir bleiben alle 2 Minuten stehen, um uns die Hälse nach den wilden Koalas zu verrenken, die in den Wipfeln über uns sitzen. Hunderte müssen es sein. Oder tausende. In jedem Baum sitzen sie. Schauen zu uns herab. Manche mit Babys auf dem Rücken. Und einer, direkt am Straßenrand, der sich erst für ein Foto in Pose setzt um dann direkt vor unseren Füßen über die Straße zu laufen. Wer braucht Touristenscharen, wenn er wilde Natur um sich haben kann?

Die 12 Apostel - das Wahrzeichen, neben dem Ayers Rock, Australiens
Die 12 Apostel - das Wahrzeichen, neben dem Ayers Rock, Australiens

3 Tage Great Ocean Road, wir haben viel erwartet, und viel unerwartet Schönes vorgefunden. Die schönsten Momente waren immer die, in denen wir abseits der Straße ungeplante Stopps eingelegt haben. Hätten wir nicht den Leuchtturm sehen wollen, wären wir den Koalas nicht begegnet. Hätten wir nicht wegen eines Umwegs tanken müssen, hätten wir nicht wilde, bunte Papageien füttern können. Ausgetretene Pfade verlassen und Neuland entdecken. Das Salz in der Suppe des Reisens!


Noch mehr Fotos von der Great Ocean Road gibt`s hier:

http://wirsinddannmalunterwegs.jimdo.com/fotogalerie/australien/

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Kommentare: 1
  • #1

    Jonas (Montag, 21 Februar 2011 09:22)

    Hey ihr Beiden,

    bei uns ist wieder Normalität eingekehrt und nun komme ich auch dazu, den Blog weiter zu lesen. Dynamo am Wochenende endlich mal wieder siegreich. 3:1 gegen Sandhausen, Kirsten im Tor und alle vor uns haben Federn lassen. Vielleicht geht doch noch was?! Aber immer wenn träumen angesagt war, kam der Boden der Tatsachen fix zurück. Daher weg mit dem Gedanken!

    Grüße aus der Slub
    Jonas

    P.S.: Frieren bei 15 Grad ist ja geil. Wir haben die hier auch, aber mit einem minus davor!