Pommes mit Speck und die schönste Aussicht der Stadt

Einer unserer ersten Wege in Hongkong führt uns natürlich … in das Esprit Outlet ;-). Die Worte "Esprit" und "Outlet" in einem Zusammenhang genannt, können bei uns Frauen nur eines hervorrufen: Kaufrausch. Nach dem dieser dann vorerst getilgt ist, geht es mit der Star Ferry nach Hongkong Island. Die Überfahrt von Kowloon dauert nur reichliche 5 Minuten und kostet schlappe 2 HK$, sprich 0,20 Euro. Wer unbedingt auf`s Oberdeck will, darf unfassbare 5 Cent mehr berappen, aber wir haben uns aus Budgetgründen natürlich eingeschränkt (;-))! Hongkong Island ist das Wirtschaftszentrum der Stadt und das eigentliche Stadtzentrum. Hier stehen die meisten Hochhäuser, es gibt die teuersten Boutiquen und die längste Rolltreppe der Welt. Die Insel misst 88,3 km², jedoch nur die Kowloon-zugewandte Seite ist so dicht bebaut. Im Hinterland finden sich noch urige Fischerdörfer und landschaftlich hübsche grüne Bergketten. Das Highlight jedoch ist der Peak, ein Aussichtspunkt 552 Meter über der Stadt, von dem man den allerbesten Blick über die sagenhafte Skyline Hongkongs genießen kann.

Übersetzen mit der Star Ferry
Übersetzen mit der Star Ferry

Unser erster Ankunftsblick fällt auf eine riesige Baustelle am Fährterminal. Als hätte Hongkong Island nicht schon genug Hochhäuser und Neubauten, sprießen hier noch mehr Gebäude wie Pilze aus dem Boden. Um den Strom der Besucher landeinwärts zu lenken, führen riesige Fußgängerbrücken wie Ameisentunnel über dichtbefahrene Straßen und durch Einkaufsmalls. Wir reihen uns in die Schlangen ein und stolpern kurze Zeit später beinahe über einen obdachlosen Krüppel, der quer mitten in der Mitte der Fußgängerbrücke liegt. Mitleiderregend rudert er mit seinem Bein-Stummel auf und ab, in der einen Hand hält er eine Blechdose. Ein Bild, das uns hier noch oft begegnen wird. Ich frage mich, ob das noch etwas mit menschlicher Würde zu tun hat?

Überall wird gebaut!
Überall wird gebaut!

Als wir irgendwann wieder auf Straßenhöhe sind, laufen wir in Richtung der Rolltreppe, die die steilen Steigungen hinaufführt. Unterwegs auf den schmalen Straßen Doppeldeckerbusse und –bahnen, die Sonne dringt kaum durch die langen Schatten der Hochhäuser. Die 800 Meter lange Rolltreppe führt uns dann mitten durch SoHo, das Kneipenviertel der Stadt. Links und rechts sehen wir hübsche Bars und Straßencafés, einige verlocken mit preiswerten Lunch-Angeboten. Wir halten uns links und gehen weiter in Richtung der Talstation der hübschen Standseilbahn, die hinauf zum Peak fährt. Leider ist diese für heute und die kommenden Tage „out of order“, so bleibt uns nichts anderes übrig, als die Buslinie 15 zu nutzen – ein Glück für uns, wie wir später merken, ist doch schon die Anfahrt zum Peak über der Stadt spektakulär. Mitten durch die Straßen von Hongkong Island schlängelt sich der Bus hinauf und man fragt sich, wie man bei der geringen Straßenbreite und den Ausmaßen des Busses, so geschickt navigieren kann, wie unser Fahrer. Mit jedem Höhenmeter bietet sich uns ein neuer fantastischer Blick über die Bucht. Unglaublich, dass die steilen Hänge noch immer mit neuen, noch höheren Wolkenkratzern zugepflastert werden. Es grenzt an ein Wunder, wie um die 200 Meter hohe Türme an beinahe 45° steile Hügel gezimmert werden. Und dabei sind sämtliche Baugerüste allein aus Bambus! Ganz hibbelig kleben wir am Fenster, begierig darauf auszusteigen, und den ganzen Blick über die Bucht zu genießen.

Anfahrt auf den Peak
Anfahrt auf den Peak

Nach einer guten Dreiviertelstunde sind wir oben und … sprachlos. Unter uns ein Meer aus Häusern, um die Bucht herumgestrickt und, ganz untypisch für Hongkong, mit klarer Sicht und strahlend blauem Himmel. Man muss dazu sagen, dass Hongkong an 150 Tagen im Jahr wolkenverhangen ist und dichte Nebelschwaden die Sicht auf die Stadt behindern. Wow! Ein kleiner Panorama-Rundweg führt um den Peak und wir laufen ein Stück, bis außer uns keine weiteren Touristen zu sehen sind. Der Ausblick ist einfach gigantisch. Eines muss man Hongkong lassen, es hat definitiv die tollste Skyline der Welt. Nirgendwo sonst gibt es so viele Hochhäuser! Obwohl flächenmäßig wesentlich kleiner als Tokyo, wirkt die Stadt durch das konzentrierte Zentrum viel großstädtischer. Tokyo selbst hatte jeweils in jedem Stadtteil ein Zentrum, in Hongkong verteilt sich alles nur auf die Insel und Kowloon. Auf dem Peak selbst geht es ziemlich touristisch zu. Sämtliche Fastfood-Ketten sind vertreten – die Preise sind hier einfach unfassbar billig. Ein komplettes Menü bei Mc Donalds (Pommes, Burger und Coke) kostet umgerechnet nur 2,- €!!! Trotzdem gibt es nicht so viele dicke Chinesen. Neben einem Einkaufszentrum gibt es auf dem Peak dann auch noch eine richtige Aussichtsplattform, auf die man für 25HK$ rauf darf. Oben wimmelt es dafür von Touris, professionelle Fotografen bieten gegen Geld einen Schnappschuss „Touris + Bucht“ an. Wir laufen ein wenig herum und versuchen ein paar Panorama-Aufnahmen zu machen, um die ganze Größe der Stadt auf ein Foto zu bannen. Wenn die Aussicht so schon so schön ist, wie sieht das Ganze dann bei Nacht aus? Wenn die ganze Stadt beleuchtet ist?

Die Skyline von Hongkong bei Tag...
Die Skyline von Hongkong bei Tag...

Wir beschließen kurzerhand, einfach bis zum Sonnenuntergang auf dem Peak zu bleiben, wenn wir schon mal da sind und so schönes Wetter haben. Wir vertreiben uns die Zeit in der Einkaufsgalerie mit leckeren Pommes mit Käse und Bacon, Crepes sowie einem Käffchen mit Blick über das Hinterland der Insel. Als dann irgendwann die Sonne tief orange untergeht, stehen sogar die Angestellten mit der Kamera bereit – offensichtlich gibt es solche Postkartenmotive nur selten zu sehen. Wir fahren mit der Rolltreppe wieder rauf auf die Aussichtsplattform und verfolgen, wie der Himmel dunkler und dunkler und die Stadt dafür immer heller wird. Der Wahnsinn! Jeder Wolkenkratzer ist anders beleuchtet, einige erstrahlen mehrfarbig und in verschiedenen Abstufungen, andere haben 3-D-Lichtformationen, die aussehen, als stünden in den Gebäuden noch weitere. Mittlerweile sind noch einige Besucher mehr gekommen und es entbrennt ein Kampf um einen Aussichtsplatz in der ersten Reihe. Mangels Stativ nutze ich ein Fernglas als Unterlage für die Kamera und so gelingen mir zum Glück ein paar gute Aufnahmen der Stadt bei Nacht.

...und bei Nacht
...und bei Nacht

Wir können uns kaum losreißen, aber mittlerweile ist es so dermaßen kalt geworden, dass uns in FlipFlops beinahe die Zehen abfrieren. Also nix wie zurück zum Bus und runter zum Hafen. Das letzte Stück zur Fähre legen wir zu Fuß zurück und wieder in Kowloon gelandet, bewundern wir die Kulisse noch einmal aus der Sealevel-Höhe. Dutzende Pärchen haben sich auf der Promenade am Hafen eingefunden, manche haben es sich mit einer Flasche Wein gemütlich gemacht. Uns knurrt eher der Magen, und so lassen wir den Tag im Spaghetti-House ausklingen (das chinesische Essen in den hotel-umliegenden Garküchen mit zum Teil katastrophalen hygienischen Bedingungen, sieht leider nicht gerade vertrauenserweckend aus).

 

Mehr Fotos vom Peak und von Hongkong findet ihr hier:

http://wirsinddannmalunterwegs.jimdo.com/fotogalerie/china/

 

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