Seit wann liegt Las Vegas eigentlich in Portugal?

…haben wir uns gefragt, als wir am vergangenen Dienstag mit der Fähre von Kowloon nach Macau übergesetzt sind. Macau ist das Glücksspielzentrum Asiens, seit der Entmonopolisierung im Jahre 2002 boomt das Geschäft und ein Kasino nach dem anderen wird gebaut. Macau selbst ist ebenso wie Hongkong autonom und präsentiert sich bemüht westlich (was allerdings meist nicht gelingt). Vieles scheint nur eine billige Kopie der Originale aus Las Vegas zu sein, anstatt selbst neue Ideen zu entwickeln, hat man hier einfach nach Nevada geschielt und abgekupfert. Ein zweites Wynn, Venetian, MGM Grand… Die Liste könnte man noch eine Weile fortführen. Wer mit der Fähre nach einer Stunde Fahrt in Macau landet, muss zunächst die Passkontrolle passieren, danach wird man von Taxi- und Busfahrern förmlich überrannt. Da das Terminal etwas abseits liegt, nimmt man am besten zunächst einen der kostenlosen Shuttle-Busse zu einem der Kasinos. Das verpflichtet zu nichts, und man ist dem Zentrum gleich ein Stück näher. Die Kasinos selbst wirken etwas fehl am Platze angesichts der rumpligen alten Plattenbauten ringsherum. „Vorne hui, hinten pfui“ lautet das Motto, alte Fassaden werden einfach mit neuen Werbeplakaten behängt. Wer dann doch mal den Blick gen Himmel wagt, sieht abrissreife Wohnbauten, auf deren Balkone Wäsche baumelt. Häuser, die bei uns längst lehrgewohnt sein und abgerissen werden würden. Zum richtigen Strip in Las Vegas ist das hier garantiert kein Vergleich. Nach einer halben Stunde im ersten Kasino und 20 verzockten HK$ (2,- €) am einarmigen Banditen, laufen wir lieber ins Stadtzentrum und sind dort positiv überrascht. Viele der Altbauten aus der portugiesischen Kolonialzeit (bis 1999!) wurden hübsch restauriert und es ist eher ein Streifzug durch Lissabon anstatt durch China. Die Fußgängerzone ist schön gepflastert und zahlreiche Boutiquen und Cafés laden zum Schlendern ein. Mittlerweile ist auch der morgendliche Nebel verschwunden und die Sonne scheint wieder vom blauen Himmel. Hauptattraktion der Altstadt ist die Ruine Sao Paulo, die 1602 - 1640 erbaut jedoch leider mehrfach abgebrannt ist. Heute steht nur noch die vordere Fassade.

In der kolonial gestalteten Fußgängerzone Macaus
In der kolonial gestalteten Fußgängerzone Macaus

Vom eigentlichen Zentrum ist es ein gutes Stück zu Fuß bis zum Wahrzeichen Macaus, dem 338 Meter hohen Macau-Tower. Schon von Weitem kann man ihn sehen, wie er etwas abseits gelegen über die Inseln Macau, Taipa und Coloane wacht. Macau rühmt sich damit, von der Plattform den höchsten Bungee-Sprung der Welt anzubieten – keine Ahnung ob das stimmt. André und Falk wollen eigentlich den Skywalk machen, als wir jedoch hören, wie enorm die Preise seit Erscheinung unseres Reiseführers angezogen haben, fahren wir lieber einfach nur mit dem Fahrstuhl auf das Aussichtsdeck. Von oben kann man nicht nur über Macau, sondern auch weit bis China schauen und ringsherum sieht man die neuen künstlich aufgeschütteten Inseln. Die Landmasse hier hat sich in den vergangenen Jahren auf 28 km² vergrößert. Leider sind die Scheiben des Turmes völlig verdreckt, was es beinahe unmöglich macht, auch nur ein vernünftiges Foto von oben zu machen. Dann doch lieber schnell wieder mit dem Bus zurück zur Fähre und back to Hongkong. Irgendwie ist Macau nicht so ganz unser Ding.

 

Hier noch ein paar Pics:

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