Pferde, Pandas, Delfine und jede Menge Jellyfish

Einmal im Leben ins Disneyland fahren – davon habe ich schon als Kind geträumt. Damals hatte eine Schulfreundin in der aktuellen Mickey Mouse eine Reise für sich und ihre Familie nach Paris gewonnen und ich war, zugegebenermaßen, grün vor Neid. Nun, in Hongkong, wollte ich mir diesen langgehegten Wunsch endlich erfüllen, der Eintritt schien mit 350 HK$ ganz passabel – doch unsere Stewardess auf dem Flug von Tokyo, eine Einheimische, riet mir dringend davon ab. Zu winzig sei der Park, nur eine Enttäuschung. Na gut, dachten wir uns also, dann belassen wir es halt irgendwann bei Paris. Dafür sollte der Ocean Park umso schöner sein, auf Hongkong Island in den Bergen gelegen, eine Mischung aus Freizeit-, Wasserpark, Zoo und Aquarium. Kurz: eine der größten Unterhaltungs- und Freizeitanlagen Asiens. Natürlich für Sylvia und Falk als absolute Tiernarren ein Pflichtprogramm. Also, ab auf die Fähre nach Hongkong Island und vom Hafen aus per Bus in Richtung Park. Bereits am Eingang schallte uns die Freizeitpark-übliche Adventure-Musik entgegen und da selbst 2 Achterbahnen sowie ein Freefall-Tower am Start waren, sollte sich zumindest auch André nicht langweilen. Der in Summe 800.000 m² große Park ist auf 2 Ebenen angelegt, dem Low- und Headland, beide Teile sind durch eine 1,5 Kilometer lange Seilbahn miteinander verbunden. Da sich die meisten der „erwachseneren“ Attraktionen im Headland-Teil befinden, fuhren wir also zuerst mit der Seilbahn hinauf auf`s Plateau.

Jede Menge Fun gab`s für uns im Ocean Park
Jede Menge Fun gab`s für uns im Ocean Park

Der Freefall-Tower „The Abyss“ löste bei André dann leider nur ein müdes Gähnen aus. Klar, wer schon 2x sämtliche Attraktionen im Six Flags Magic Mountain Park in L.A. gefahren ist und außerdem 6x hintereinander den höchsten Gyro-Drop-Tower der Welt in Soltau, den reißt ein einfacher 56 Meter hoher Freefall Tower nicht mehr vom Hocker. Okay, dann also auf zur Achterbahn „The Dragon“. Wenigstens mussten wir hier nicht anstehen. Noch ehe ich mich versah, saß ich mit in der Bahn, mein Herz in der Hose und mein Kopf schlug wie verrückt gegen die ledernen Kopfstützen. Hinterher hatte ich einen steifen Hals und Kopfschmerzen. Warum nochmal finden so viele Leute Achterbahn-Fahren toll? Dann doch lieber die etwas beschaulichere Delfin- und Seelöwenshow im Ocean Theatre. Die Plätze waren schon gut gefüllt, als wir 30 Minuten vor dem Start der Show eintrafen. Prinzipiell bin ich ja gegen solche Tier-Dressur-Veranstaltungen. Dennoch freue ich mich dann immer wieder wie ein kleines Kind, wenn die Delfine im Becken herumtollen, Luftsprünge machen und mit den Trainern schwimmen. Delfine sind die schönsten Tiere der Welt und seit ich 2007 auf Kuba das Glück hatte, mit ihnen zu schwimmen und sie zu berühren, bin ich noch mehr beeindruckt von der Intelligenz dieser faszinierenden Wesen. Am liebsten wäre ich auf der Stelle wieder mit ins Becken gesprungen, was mich wiederum an meine Kindheit erinnert, als ich mit meinen Eltern in Spanien zum ersten Mal einer solchen Show beiwohnte. Damals wurde ein glückliches Kind aus den Zuschauerreihen ausgewählt, welches sich dann in ein Boot setzen durfte, welches von Delfinen durch`s Wasser gezogen wurde. Außerdem durfte es die Tiere natürlich auch anfassen und bekam zum Abschied ein Küsschen. Naja, was soll ich sagen – ich war es nicht, die damals im Boot saß, ich war die, die nach Ende der Show sehnsüchtig am Beckenrand stand und meinen Eltern die Ohren vollheulte.

The two little Pandas ;-)
The two little Pandas ;-)

Die Chinesen waren jedenfalls schwer begeistert von der Show und haben fleißig gewunken und geklatscht – bis die Hälfte plötzlich bereits 5 Minuten vor Ende der Show aus dem Theater strömte. Was für eine Unart vor dem eigentlichen Veranstaltungsende zu gehen! Was für eine Gemeinheit gegenüber den Akteuren. Ich hab dann dafür doppelt so lange geklatscht, um den schlechten Eindruck der Besucher wieder etwas wett zu machen. Zum Glück fühlen sich Tiere durch solches Verhalten nicht persönlich verletzt. Letzte Station für uns im Headland-Bereich, nach dem Mine-Train, einer weiteren Achterbahn, jedoch aus Holz, die mich wesentlich mehr begeistert hat, war dann das riesige „Sea Jelly Spectacular“, ein Aquarium mit mehr als 1000 Quallen aller Größen und Farben aus aller Welt. Fasziniert standen wir vor den riesigen aquamarinen Becken und bestaunten diese durchsichtigen, fluoreszierenden Wesen. So durch die dicken Scheiben ein netter Anblick – sonst im Meer ganz sicher eine Zumutung.

So schön und so gefährlich
So schön und so gefährlich

Um den Rückweg antreten und das Highlights des Parks ansehen zu können, mussten wir dann eine ganze lange Weile an der Gondelbahn anstehen – hinter uns ein plärrendes, völlig unerzogenes Kind mit einer noch wesentlich genervteren und, viel schlimmer, überforderten Mutter. Na wenn das kein gelungener Familienausflug für die beiden war! Zurück im Lowland dann der besagte Höhepunkt, die „Amazing Asian Animals“ Ausstellung, mit den beiden Pandabären An An und Jia Jia. Die beiden waren 1997 ein Geschenk von China an Hongkong als Zeichen der Rückkehr zum chinesischen Hoheitsgebiet. Vor lauter Bambusblättern waren die beiden kaum zu erkennen, und irgendwie erinnerten sie mich eher an knuffelige Plüsch-Teddybären, wie sie so auf den Halmen rumkauten. Hinter dem „Giant Panda Habitat“ gab es dann noch eine Ausstellung mit skuril halbmutierten denn gezüchteten Goldfischen. Mit ihren riesigen Köpfen und hervortretenden Augen kein gesunder Anblick. Viel schöner war dann doch das „Grand Aquarium“, mit seinen über 5.000 Fischen eines der größten Aquarien der Welt. Auf verschiedenen Leveln konnte man hier die ganze Unterwasserwelt vom Strand bis zum Meeresboden erleben. Seesterne, Korallen, Fische, Seepferdchen und, schlussendlich, Haie und riesige Manta-Rochen. Vor einem 13 Meter großen Sichtfenster, standen wir da, gefühlt winzig klein, und beobachteten diese unglaubliche Artenvielfalt einträchtig nebeneinander.

Voll mit Fressen beschäftigt!
Voll mit Fressen beschäftigt!

Abschluss eines langen Tages im Ocean Park bildete dann die actionreiche Wassershow “Symbio, eine Art Mischung aus Wasserfontänenballet, Laser- und Feuershow, mit einer spannenden Story um 2 Drachen und die Lehre der Einheit zwischen Lebewesen, der Erde und wie wichtig es ist, unseren Planeten zu schützen. Ein packendes Finale, bei der uns die Feuerfronten förmlich den Atem raubten. Doch nicht lange, denn per Taxi ging es direkt zum nächsten Höhepunkt des Tages: Zur Pferderennbahn. Die Rennbahn in Happy Valley, ebenfalls auf Hongkong Island gelegen, ist eine der bekanntesten Schauplätze der Welt. Mit ihrer einzigartigen Lage inmitten der Hochhäuser und ihrer riesigen Tribüne ist sie der Publikumsmagnet für Einheimische und Touristen – jeden Mittwoch Nacht. Dann finden nämlich die Nachtrennen statt. Bereits vom Taxi war die taghelle Beleuchtung der Bahn nicht zu übersehen und nachdem wir uns an allerhand betrügerischen Anbietern vorbeigeschummelt hatten, standen wir also mittendrin: Tausende Menschen, vom einfachen Chinesen bis hin zum topgestylten britischen Geschäftsmann – das gesellschaftliche Großereignis Hongkongs. André hatte sofort das Wettfieber ereilt, doch es dauerte eine ganze Weile, bis er das hiesige Prozedere der Spielscheine intus hatte. Die Stimmung war atemberaubend, dutzende Monitore übertrugen Wiederholung für Wiederholung, davor die Wetteifernden mit der aktuellen Tageszeitung, um die aktuellen Quoten zu ermitteln. Das erste Rennen verfolgten wir noch von der Tribüne, bis es uns direkt ans Grün zog, neben uns der Parcour, wo die Pferde aufgewärmt wurden.

Live dabei!
Live dabei!

Brennend vor Aufregung fieberten wir dem nächsten Rennen entgegen, André den Wettschein fest in der Hand. Für einen sagenhaften Einsatz von 10 HK$ (1,-) sollte uns das Pferd Nummer 4 Glück bringen. Dann, endlich der Start, die Pferde rasten in gestrecktem Galopp an uns vorbei in die erste Kurve. Auf dem Videoscreen verfolgten wir die gegenüberliegende Grade und dann, die Zielgerade, plötzlich ein Tumult um uns herum, es wurde geschrien und gejubelt. Der Gewinner, ein Außenseiter, Nummer 8 mit einer Quote von 1:38. Knapp daneben. Dennoch, das Erlebnis war es wert. Noch ein Siegerfoto des Jockeys, direkt vor unserer Nase, das Pferd mit bebenden Nüstern, ehe es zurück zu den Stallungen ging. Auf dem Weg nach draußen, ein alter armer Mann, seine Sachen zerschlissen, sein Gesicht schmutzig, in der Hand einen Hotdog. Sieg und Niederlage liegen dicht beieinander. Wir jedenfalls hatten einen schönen Tag und viele neue Eindrücke gewonnen.

Auf der Zielgeraden
Auf der Zielgeraden

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