Ein paar Cocktails mit Onkel Ho – Fazit Vietnam

Es ist geschafft! Klingt das grausam, wenn ich sage: Endlich können wir Vietnam verlassen? Das ich drei große Kreuze im Kalender mache, weil es nun weiter nach Kambodscha geht? Und es geht nicht nur mir so! André sieht es ebenso. Vietnam hat uns, wie soll ich sagen, depri gemacht? Seit Tagen hängen wir müde in den Seilen, meist nur noch im Hotelzimmer, weil wir zu erschlagen von diesem Land sind. Nicht, weil uns die vielen schönen Eindrücke so überwältigt haben, sondern weil wir es leid sind, permanent und überall „angezapft“ zu werden. Die Sache mit der Bettelei und den Betrügereien hat man ja anfangs noch bewegt und ein wenig ängstlich zur Kenntnis genommen. Mittlerweile sind wir nur noch fassungslos, wie dreist die Einheimischen vorgehen. Das ganze Gesülze, von wegen „My friend, only for you, I have a good price, very cheap…“ Was für ein verlogener Schwachsinn. Ein paar Beispiele:

  1. Halbtagestour Hoi An: Hätten wir die Tour über unser Hotel gebucht, hätten wir pro Person 45 US$ berappen müssen, im kleineren Nachbarhotel haben wir nur 6$ bezahlt!
  2. Postkartenpreise: Die Standardkarte kostet 5.000 Dong, und wir kommen tatsächlich auf einen Markt, wo eine Frau 20.000 für das Stück haben will???
  3. Kinderbettelei in Hoi An: Da kommt tatsächlich ein ca. 10-Jähriges Mädchen auf uns zu mit den Worten: „You wanna buy something from me? Please, it`s Happy Hour, 2 for 1“ – da müssen selbst wir lachen, Happy Hour beim Souvenirkauf?
  4. Cyclo-Fahrer (Rikscha), eine wahre Begebenheit: Ein älteres Paar lässt sich zu einem örtlichen Markt bringen und handelt vorher einen festen Preis aus. Am Markt angekommen, bietet der Fahrer an, zu warten und sie anschließend wieder zurück zum Hotel zu bringen. Das Paar willigt ein, mit der Zusage, dass sich der Preis (logischerweise) verdoppelt. Als es zurück am Hotel ist, und der Mann sein Portmonee zückt, reißt der Fahrer das ganze Bargeld an sich und fährt davon!
  5. Taxifahrer (die meisten): Geben einfach kein Wechselgeld heraus – wir haben eine Strecke für 28.000 Dong (lt. Taxameter) zurückgelegt, haben aber nur einen 50.000 Dong-Schein. Was macht der Fahrer, er schnappt sich den Schein und fährt davon.
  6. Massagepreise: Wenn eine Stunde 12 $ kostet, warum kosten 30 Minuten dann 7 statt 6$ - oder noch abgebrühter: Wir hatten einen Gutschein für jeweils 5 Minuten Fußmassage. André wollte seine nicht einlösen und gab mir seinen Gutschein, damit ich 10 Minuten hätte. Daraufhin die Frau im Spa: Dann massieren 2 Frauen je einen Fuß für 5 Minuten???

So, diese Liste könnte man jetzt noch endlos fortführen. Was wir von anderen Reisenden gehört haben, hat uns zum Teil die Haare zu Berge stehen lassen. Folgendes Fazit bzw. folgende Hinweise haben wir also für zukünftige Vietnam-Reisende (wenn Euch unsere Berichte nicht zu sehr abgeschreckt haben):

  1. Nur die grün-weißen Taxen der Mailinh-Group nehmen! Also nicht mit dem erstbesten Fahrer, der Euch am Bahnhof, Flughafen etc. überrennt mitgehen und einsteigen, immer selbst einen Fahrer im wartenden Wagen ansprechen und darauf achten, dass er einen funktionierenden Taxameter hat – außerdem immer mehrere Scheine dabei haben, damit man passend zahlen kann, die Fahrer haben angeblich nie Wechselgeld dabei
  2. Handeln! Der von Einheimischen angebotene Preis für Waren liegt meist über 300% über dem, was es eigentlich kostet. Also handelt! Bis auf um die 40% des Ausgangsangebotes. Und wenn gar nichts mehr hilft, dann a) steckt die Geldbörse weg und geht, oder b) sagt, ihr habt das gleiche für folgenden günstigeren Preis von xy wo anders gesehen. Das gleiche gilt auch bei Hotelzimmern. Hartnäckig sein!
  3. Vorsicht vor allzu günstigen Ausflugsangeboten oder mysteriösen Reisebüros. Traut Eurem Instinkt und zahlt im Zweifel lieber ein klein wenig mehr, als dass am Ende der ganze gebuchte Ausflug ins Wasser fällt, weil a) entweder der Fahrer nicht kommt oder b) plötzlich ein ganz anderes Boot als gebucht angesteuert wird (passiert bei anderen in der Halong-Bucht) – vor allem Vorsicht vor Travelagenturen in Hotels!
  4. Stets folgendes mitnehmen: 1 Rolle Toilettenpapier, 1 kleine Flasche Handsanitizer und vielleicht ein paar Stifte für die Kinder
  5. Bettelnden Kindern nie Geld geben
  6. Temperaturen nicht unterschätzen! Gerade im Norden kann es bis auf 0 Grad abkühlen.
  7. Must-See: Hanoi, Sapa und Halong!
  8. Das Essen genießen! Es ist super lecker und sehr günstig – wenn nicht sogar das Beste am ganzen Land!
  9. Falls ihr tatsächlich vorhabt, mit dem Zug zu fahren, nehmt einen Schlafsack oder ein einfaches Baumwoll-Inlet mit (die Laken haben schon bessere Zeiten gesehen und die Wäsche ist meist nicht gerade frisch gewaschen, man weiß nie, wie viele Personen bereits vorher in diesem Bett geschlafen haben)
  10. Notiert Euch irgendwo auf einem Zettel das Wort "Toilette" auf vietnamesisch. Dieses Wort kennt nämlich niemand hier und da die meisten auch kein Englisch können, kann es gut vorkommen, dass man dringend muss und zunächst weder der Busfahrer anhält (mangels Verständnis) und wenn dann doch, man von einem Bein auf`s andere dämmernd der nächsten Restaurant-Besitzerin versucht zu verklickern, dass man jetzt sofort mal dringendst muss, sie jedoch weder "WC", noch "Klo" oder "Toilet", "Bano","Restroom" versteht, sondern nur ahnungslos lächelt und nickt, jedoch nichts passiert.

Unsere letzten Tage in Saigon haben wir demzufolge ruhig angehen lassen. Onkel Ho ist in Saigon, also in Ho Chi Minh City allgegenwärtig. Überall Hammer und Sicheln. Mit dem richtigen Vietnam hat Saigon jedoch nicht viel gemein. Die Stadt ist im Gegensatz zu Hanoi wesentlich moderner und fortschrittlicher (Kapitalismus vs. Kommunismus, das geht nur in Vietnam). Dafür fehlt dann aber auch der Flair der Gassen voll Garküchen, Verkaufsständen und fliegenden Händlern. Unser Hotel war zwar direkt in der Partymeile, dem Backpacker-Viertel gelegen, aber selbst zum Feiern waren wir zu müde. Statt dessen haben wir uns lieber ein paar leckere Cocktails ganz dekadent auf der Dachterrasse des Sheraton-Hotels gegönnt (man gönnt sich ja sonst nichts;-). Da saßen wir nun im 23. Stock, schlürften an unseren Drinks und blickten über das nächtliche Saigon. So richtige Abschieds-Wehmut, wie wir es sonst kennen, wenn wir wieder einem Land Lebewohl sagen müssen, wollte nicht aufkommen. Statt dessen nur ein schwaches Gefühl der Zuversicht, weil es nun endlich weiter geht. Zum Schluss noch eine typische Pho, eine vietnamesische klare Suppe mit Nudeln und Hühnchen, die Nationalspeise des Landes – Bye bye Vietnam, wir werden Dich (nicht) vermissen!

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Kommentare: 3
  • #1

    Anne & Mario (Dienstag, 29 März 2011 09:39)

    Hallo ihr Beiden,

    ganz ehrlich: nach Euren Schilderungen ist Vietnam auf unserer Reisewunschliste ein paar Plätze nach hinten gerutscht.

    Aber jetzt nach vorn blicken: wir wünschen Euch viele wunderschöne Erlebnisse in den noch kommenden Wochen.

    LG,
    Anne & Mario

  • #2

    Sylvia (Donnerstag, 31 März 2011 23:15)

    Ohjeh, Vietnam muss ja echt der Horror gewesen sein. Selbst auf den Fotos seht Ihr recht fertig aus. Aber Jana schafft es trotzdem immer wieder uns mit ihren Artikel zu unterhalten. Egal wie widerwärtig die letzten Stunden waren. Hut ab!

  • #3

    huynh truc phuong (Sonntag, 16 Februar 2014 07:32)

    Andere Ländern andere Sitten.... wenn s nicht passt dann nicht mehr gehen.... in europa ist auch nicht alles schön.... und viele menschen in vietnam besitzen nicht mal ein bett... geschweige bettdecken