Pushkotz

Der allgemeinen Begeisterung über Pushkar können wir uns jedenfalls nicht anschließen. Okay, wer auf rastabehaarte, selbstgebatikte T-Shirts-tragende Mitfünfziger steht, mag hier am richtigen Ort sein, aber wer auf die wahnwitzige Idee kommt, in einem kleinen Wallfahrtsort Ruhe zu suchen, wird sich hier vollkommen fehl am Platz fühlen. Das kleine Örtchen, der Pilgerort Rajasthans schlechthin und bekannt durch das Pushkar Mela, eines der größten Feste Asiens, welches jedes Jahr im November stattfindet, liegt ebenfalls an einem kleinen See und sollte durch seine unzähligen Ghats, Tempel und weiß gekalkten Häuschen angeblich besonders sehenswert sein. Schon der erste Spaziergang von uns ins Stadt-Zentrum ließ jedoch eher Entsetzen und Aggression denn Spiritualität aufkommen. Mehrere äußerst aufdringliche Inder versuchten uns hartnäckig heilige Blüten zu verticken und uns den Zutritt zu den öffentlichen Ghats zu verweigern. Die angeblich so beschauliche Atmosphäre in der Fußgängerzone mutete eher wie ein riesiger Jahrmarkt (oder die Bunte Republik Neustadt) an: kopierte CDs, kunterbunt bedruckte Hosen und Shirts im 70-er Jahre Stil sowie allerlei Shishas, Wunderlampen und billiger Schmuck sollten wohl Hippies aus aller Welt anlocken. Die saßen dann auch langhaarig, unrasiert und mit Sicherheit Hanfkeks-essend in einem der dutzenden Straßencafés – laut Ajay überwiegend Israelis, die auf der Suche nach dem ultimativen Rausch sind.

Einer der Sadhus in Pushkar
Einer der Sadhus in Pushkar

Bei all der grässlichen Klamotterie fällt mir direkt noch ein witziger Satz aus dem Reiseführer ein: „Bevor man in Pushkar in einen Kaufrausch verfällt, sollte man sich überlegen, ob das, was in Indien modern ist, man auch zu Hause tragen würde.“ Und das der so heilige See aufgrund seiner zunehmenden Vermüllung seit 2008 ausgebaggert wird und damit nur klägliche stinkende Wasserreste beinhaltet (in denen die Inder dann tatsächlich trotzdem noch baden und ihre Wäsche waschen), war uns auch nicht klar. Der so typisch indischen Mentalität, allen anfallenden Müll einfach auf die Straße zu werfen, versucht man hier offensichtlich Einhalt zu gebieten. Das der See aufgrund der Bestattungsrituale auch von Knochenresten befreit werden musste, jagt uns dann direkt einen Schauer über den Rücken. Letzteres ist übrigens inzwischen verboten. Da war es beinahe eine Erleichterung in den angenehm kühlen Abendstunden die Stufen zum Saraswati-Tempel hinaufzusteigen und zum ersten Mal in diesen Tagen völlig unbehelligt von dreisten Verkäufern und Bettlern den Sonnenuntergang in aller Stille genießen zu können.

 

Bei all dem Rummel hatten wir nur wenig Lust, Fotos zu machen, daher nur einige wenige Pics.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0