Di

07

Dez

2010

Rückkehr nach La Paz

La Paz hat uns wieder. Nach dem wir 10 Stunden im Nachtbus von Uyuni nach La Paz geschaukelt sind, fühlte es sich fast an, als würden wir nach Hause kommen. Im Hostel bekamen wir das gleiche Zimmer, die Straßen waren irgendwie vertraut und wir genossen es, endlich wieder inmitten all der lebenslustigen Bolivianer zu sein. Die vergangenen Tage haben wir nun damit verbracht, nach dem wir uns nun endlich an die Höhe gewöhnt hatten, die Stadt zu erkunden. Das Flair der Altstadtgassen, des Hexenmarktes, des belebten Prado, all das macht La Paz für uns zu einem einmaligen Erlebnis, kurz: zu einer ganz besonderen Stadt. Wir werden sie vermissen, geht es doch morgen nun schon nach Miami. Die vergangenen 3 Wochen sind wie im Flug vergangen und wir können jedem nur empfehlen, Südamerika selbst zu entdecken. Unser Fazit:

 

1.) Südamerika ist viel einfacher zu bereisen, als man denkt. Gerade Peru und Bolivien haben eine hervorragende Infrastruktur und man kommt mit dem Bus super einfach und günstig von A nach B. Zeit einplanen und so oft es geht, Nachtbusse nehmen (das spart einmal Übernachtungskosten und die lange Fahrtzeit geht schneller vorüber)

 

2.) Südamerika ist sicher, wenn man sich an die ortsüblichen Sicherheitsvorkehrungen hält, braucht man keine Angst zu haben. Wir haben uns zu keinem Zeitpunkt irgendwie unsicher gefühlt!

 

3.) Südamerika ist riesig, und neben Chile, Bolivien und Peru gibt es noch viele weitere faszinierende Länder mit tollen Sehenswürdigkeiten. Wir haben unterwegs Menschen getroffen, die alleine in Südamerika 6 Monate verbringen. Weniger ist mehr, sich daher lieber auf zwei oder drei Länder konzentrieren, da die Entfernungen nicht zu unterschätzen sind und man mit dem Bus gut und gerne 30 Stunden von einem Ziel zum nächsten braucht.

 

4.) Möglichst nicht zwischen Dezember und Februar nach Peru oder Bolivien reisen, dann ist Regenzeit, der Salar steht dann unter Wasser und der Inkatrail ist im Februar sogar gesperrt

 

5.) Alles ist sehr preiswert, in Bolivien kostet ein ordentliches Doppelzimmer inkl. eigenem Bad nur 8,50 € pro Person. In Restaurants kann man für 10,- € zu zweit herrlich essen.  Alles in allem kommt man in Bolivien mit gut 40,- € pro Tag für 2 Personen inkl. Übernachtung, Essen, Eintritte, Transport aus. In Peru muss man mit ca. 60,- € rechnen, Chile dagegen ist vom Preisniveau schon fast auf europäischem Standard.

 

6.) Spanisch ist kein Problem! Auch wenn man kein Wort spricht, mit Englisch kommt man (bis auf Chile) gut klar. Und im Laufe der Zeit eignet man sich ganz von allein die wichtigsten Worte in Spanisch an – nach 3 Wochen können wir uns schon ganz gut mit Einheimischen unterhalten

 

7.) Die Menschen sind super freundlich und hilfsbereit. Es macht irre Spaß, auch wenn man sich kaum versteht, trotzdem mit Händen und Füßen zu kommunizieren – beim Shoppen ist Feilschen Pflicht!

 

8.) Zurück zum Essen: Sich nicht scheuen, in einheimischen Restaurants zu essen. Dort, wo meist viele Einheimische essen gehen, ist die Küche garantiert gut. Auch mal was ausprobieren, was man noch nicht kennt (wir haben wirklich alles Mögliche probiert: Palmitos, Cuy, Lama-Steak, das Essen ist super), die hygienischen Bedingungen sind besser als gedacht, unsere Mägen haben alles super vertragen. Genial ist, man bekommt an jeder Ecke ganz billig frisch gepressten Orangensaft und herrliches Obst!

 

9.) Immer ein paar Dollar in der Tasche haben, in Peru und Bolivien kommt man damit gut weiter

 

10.) Schlussendlich: Immer eine Rolle Toilettenpapier dabei haben (davon mangelt es nämlich ganz gerne in Restaurants und öffentlichen Bädern und Bussen)

 

Was war am schönsten? Machu Picchu und natürlich die Uyuni-Tour!

 

Was würden wir anders machen? Zusätzliche Zeit für den Nationalpark Manu einplanen (traumhafter Regenwald mit faszinierender Tierwelt im mittleren Peru)!

 

Warum wir wiederkommen wollen? Patagonien ist auf jeden Fall noch mal ein Muss!

 

PS: Aktuell gibt es wieder einen Artikel über uns auf sz-online unter http://www.sz-online.de/Nachrichten/Panorama/Alte_Tempel_beschwerlicher_Inkatrail_und_gastfreundliche_Suedamerikaner/articleid-2628024

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Di

07

Dez

2010

Feliz Fiestas!

Das ist doch unglaublich! Da gibt es in Deutschland endlich mal eine weiße Vorweihnachtszeit, und wir sind nicht da! Nach dem wir von Euch von den eisigen Temperaturen und Neuschnee-Eskapaden gehört haben, wurde uns doch ein wenig wehmütig ums Herz. Hat uns doch der Nikolaus hier einfach vergessen (na gut, bei den mistigen Wanderschuhen ist er wahrscheinlich einfach vorbei gegangen und bis in den 4. Stock hinauf mit dem schweren Geschenkesack dürfte bei der Höhe hier auch schwierig gewesen sein). Auch sonst ist hier nicht viel los mit Weihnachtsstimmung. Zwar sind vereinzelte Geschäfte und Gebäude geschmückt, aber bei beinahe sommerlichen Temperaturen, will so richtig keine besinnliche Stimmung aufkommen.

Ansonsten orientieren sich die Bolivianer wohl sehr an der europäischen, katholischen Kultur. Es gibt ein paar Weihnachtskrippen und viele gehen in die Kirche. In den Haushalten werden Kekse und Panetones (große, brotähnliche süße Gebäckstücke mit Rosinen) gebacken, für das Mitternachtsmahl am Heiligen Abend kocht man Picana (ein traditionelles Gericht mit Truthahn).

 

Traditionelle Weihnachtslieder haben wir noch keine gehört – aber wahrscheinlich werden auch diese traditionell mit der Panflöte gespielt. Und die Bäume sind aus Plastik und blinken bunt und wild durcheinander.

 

Wir hoffen, ihr alle habt eine tolle Adventszeit und habt auch schon fleißig die Weihnachtsmärkte frequentiert. Esst ein paar gebrannte Mandeln und Kräppelchen für uns mit – wir denken an Euch!

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Mo

06

Dez

2010

„Vamos, Chicos!“ Oder: Eine Reise ins Meer der Unendlichkeit

Bevor ich beginne, von unserer 3-tägigen Tour durch den Salar und die Lagunen zu berichten, muss ich ganz dringend etwas aus dem aktuellen Geo Special zitieren: „Das alles nur eine Landschaft zu nennen, fällt schwer. Denn die Gegend wirkt wie eine Antithese der belebten Natur, in der Menschen nicht vorgesehen zu sein scheinen. Wer hierher reist, bekommt eine Ahnung davon, dass die Zivilisation nicht viel mehr sein könnte, als ein bisschen Gebrumm zwischen zwei Zeitaltern, in denen sich der Planet selbst genügt.“

 

Treffender könnten wir es nicht ausdrücken: Die vergangenen 3 Tage waren eine Fülle aus Farben, ein Rausch der Weite, eine Begegnung mit der nicht-zivilisierten Welt. Kurz: Eine Reise ins Meer der Unendlichkeit, die uns Menschen ganz winzig erscheinen lässt! Da bleibt einem nur übrig, zu Staunen und Innezuhalten. Etwas Derartiges gibt es nirgendwo sonst auf der Welt.

Salar de Uyuni
Salar de Uyuni

Tag 1, 02.12.2010


Pünktlich 07:30 Uhr stehen wir mit gepackten Rucksäcken an der Rezeption unseres Hostals und warten auf den Beginn unseres großen Abenteuers. Mit südamerikanischer Gelassenheit und einer Stunde Verspätung werden wir dann abgeholt und starten mit in Summe 12 Personen auf die Uyuni-Tour. Mit uns im Bus natürlich Sarah, Randi und Frank sowie 3 urbayerische Lausebuben und 4 durchgeknallte Amerikanerinnen. Letztere unterhalten schon den Bus lautstark, offensichtlich sind die Ratschläge des Tourguides (kein Alkohol aufgrund der Höhe) hier ins Leere gelaufen ;-)

 

Nach dem wir die chilenische Ausreisekontrolle noch in San Pedro passiert haben, geht es von 2.443 Meter ü.n.n. auf 4.200 Meter hinauf, zur bolivianischen Grenze. Zu unserer Linken reckt der Licancabur majestätisch seinen 5.916 Meter hohen Gipfel in die Höhe.

Grenzstation
Grenzstation

Das Wort „Grenze“ ist für die Baracke mit der kleinen bolivianischen Fahne auf dem Dach eigentlich zu viel gesagt, hier bekommen wir erneut unseren bolivianischen Einreisestempel, dann gibt es noch ein leckeres, schmackhaftes Frühstück und wir besteigen unsere 4x4 Offroad-Jeeps. Da die Tour nun also mit 12 Personen auf 2 Fahrzeuge verteilt stattfindet, fällt unser Los zu zweit auf die 4 US-Girls und nach dem sämtliches Gepäck auf den Dächern der Jeeps verstaut ist und wir uns in den Wagen gequetscht haben, geht es endlich los. Unser Fahrer „Jaime“ stellt sich kurz vor und da auch unsere Mädels fließend Spanisch sprechen, machen wir uns reihum kurz bekannt. 5 Minuten später müssen wir dann am Nationalparkeingang „Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Avaroa“ noch einmal 150 Bolivianos Eintritt pro Person zahlen und unsere Daten und Passnummern hinterlegen. Vom Parkeingang sind es dann nur 5 Minuten bis zur ersten Lagune, der Laguna Blanca auf 4.350 Meter. Niemals zuvor haben wir uns in unserem Leben auf einer derartigen Höhe bewegt und niemals zuvor, haben wir eine solche Landschaft gesehen. Fasziniert bitten wir Jaime anzuhalten und er gibt uns 15 Minuten, um zu Fuß ein Stück an der Lagune entlang zu wandern. Durch Einschwemmung von Mineralen entsteht die charakteristische weiße Farbe, von der der See seinen Namen hat. Um uns herum ist es mucksmäuschenstill und ganz langsam laufen wir staunend das Stück, fühlen uns wie die ersten Menschen auf einem fremden Planeten.

 

Direkt neben der Laguna Blanca liegt dann auch gleich eine der Hauptattraktionen unserer Tour, die Laguna Verde (=“Grüne Lagune“). Mit einer atemberaubenden Farbintensität zwischen türkisem blau und smaragd-grün, schimmert der See aufgrund seines hohen Anteils an kupferhaltigen Sedimenten  auf 4.300 Meter je nach Wind und Sonneneinstrahlung unwirklich intensiv. Der tiefblaue Himmel, die rötlich gefärbten Berge sowie die Lagune zusammen sind einfach nur der Wahnsinn. Wir rufen uns die Fotos des Bildervortrages von Diamir in Erinnerung, aufgrund dessen wir überhaupt nur hierher gekommen sind. Es ist genauso, wie wir es uns erträumt haben. Einfach unglaublich.

Laguna Verde
Laguna Verde

Von der Laguna Verde fahren wir dann über staubige Schotterpisten vorbei an beeindruckenden rötlich schimmernden Bergformationen. Keine Wolke trübt den Himmel und wir genießen sprachlos dieses Naturschauspiel. Jaime steuert den Jeep geschickt um die einzelnen Schlaglöcher und 30 Minuten später gelangen wir zu den Termas de Chalviri am gleichnamigen Salar auf 4.400 Meter. Diese ca. 30° heißen Quellen sind ein Naturbadebecken, welches bereits gut gefüllt ist und André lässt sich nicht lange bitten, um inmitten der Traveller im Wasser Platz zu nehmen. Aufgrund der Höhe darf hier jedoch nur 15 Minuten gebadet werden, ansonsten wirkt sich das wohl ungünstig auf den Magen aus. Ich streife derweile lieber mit der Kamera umher, ich finde immernoch keine Worte angesichts der Farben, dieses Erlebnis ist einfach nicht von dieser Welt.

Terma de Chalviri
Terma de Chalviri

Weiter geht die Fahrt, immer höher hinauf in die Atacama-Wüste, bis wir schließlich auf 4.850 Metern den höchsten Punkt der Tour, die Geysire „Sol de Mañana“ (deutsch: die Morgensonne), erreichen. Das Gebiet zeichnet sich durch intensive vulkanische Aktivität und Fumarolen (Geysire) aus. In den Kratern brodelt Lava und heißer Dampf zischt in Fontänen aus Erdlöchern. Jaime warnt uns ausdrücklich davor, den Geysiren zu nahe zu kommen, sind angeblich schon einzelne unvorsichtige Touris hineingefallen ;-) Gegrillt werden wollen wir nicht, dafür macht sich trotz langsamen Laufens so langsam aber sicher die Höhe bemerkbar. Laut Angaben einzelner Tourveranstalter sind wir hier sogar auf über 5.000 Meter, darüber scheiden sich jedoch die Geister.

 

Eineinhalb Stunden später erreichen wir unsere erste Übernachtung an der Laguna Colorada (=Rote Lagune), die angeblich schönste Lagune von allen. Das Panorama bei der Anfahrt hinab ist allein schon spektakulär, leider können wir jedoch den Anblick nicht so richtig genießen, hat mittlerweile doch die Höhenkrankheit heftig zugeschlagen. Obwohl wir eigentlich nur chauffiert werden und uns kaum auf der Höhe bewegen, hat das viele Trinken anscheinend nichts genützt. Das angebotene Mittag in der einfachen Unterkunft (6-Bett-Zimmer plus eiskalte Dusche) auf immerhin 4.300 Meter Höhe schlagen daher die meisten unserer Gruppe aus und auch der Vorschlag unserer Fahrer, nach dem Mittag noch einmal zur Lagune zu fahren, findet nur mäßig Begeisterung.

 

Der Abend ist dann bestimmt von sich kollektivem Übergeben, immer wieder hören wir das Würgen aus den Toiletten. Die halbe Gruppe liegt flach, alle haben sich die Decken bis über beide Ohren gezogen und man hört nur vereinzeltes Stöhnen und Schnarchen. Hinzu kommt die zunehmende Kälte, obwohl es tagsüber richtig heiß war, wird es nachts bis zu -25° kalt. An Schlaf ist kaum zu denken, das Atmen fällt schwer und unsere Herzen klopfen so schnell und laut, dass ich das Gefühl habe, es hallt durch den ganzen Raum.

Tag 2, 03.12.2010


Am Morgen dann immer noch das gleiche Spiel. Die Toiletten werden rege frequentiert und von den angebotenen Pfannkuchen will so recht keiner probieren. Es wird Zeit, dass wir weiter fahren, wir wollen nur runter von der Höhe.

 

Jaime und Walter, der zweite Fahrer, machen unsere Jeeps pünktlich und nüchtern (!) startklar und würgend und ächzend zwängen wir und unsere US-Girls uns hinein. Wir machen Jaime unmissverständlich klar, dass wenn wir heute „Anhalten“ brüllen, er dies tunlichst zeitnah in die Tat umsetzen sollte ;-)

 

Erste Station ist heute der versteinerte Wald mit dem berühmten“ El Arbol de Piedra“ (The Stone Tree). Diejenigen, denen die Höhe nichts ausmacht, nutzen die Zeit munter, um auf den beeindruckenden Felsformationen herumzuklettern. Ein bisschen mutet es hier fast wie in Namibia an, häuft sich zwischen den riesigen Steinen feinster gelber Sand.

El Arbol de Piedra
El Arbol de Piedra

Vorbei am 7-farbigen Berg geht es dann in Richtung zahlreicher weiterer Lagunen, so der Laguna Honda, Laguna Chearcota, Laguna Hedionda und Laguna Cañapa, die sich in verschiedensten traumhaften Farben in die andine Berglandschaft einfügen. Immer wieder bekommen wir die Gelegenheit, kurz auszusteigen und ein Stück zu Fuß zu gehen, um die ganze Schönheit der Natur zu bestaunen. In den Lagunen tummeln sich hunderte Flamingos, an den Ufern grasen Lamas und Vicuñas. Wir halten uns an den Händen und können unser Glück kaum fassen – was für ein Wunder, dass wir dieses Abenteuer erleben dürfen. An der Laguna Cañapa gibt es dann auch noch ein leckeres Mittagessen (Thunfisch mit Reis und Mayo) und die bayuwarischen Burschen hauen ordentlich rein. Den Drein scheint es offensichtlich blendend zu gehen und sie übernehmen gerne unsere übrig gebliebenen Portionen. Ich habe definitiv noch nie jemanden so viel essen sehen. Die 3, Christoph, Andy und Sven sind nach ihrem Studium für 3 Monate nach Südamerika aufgebrochen, in der Mittagspause haben wir endlich mal richtig Gelegenheit, uns zu unterhalten. Überhaupt sind André und ich hier in der Gruppe offensichtlich die einzigen Arbeitnehmer, alle anderen sind noch Studenten und mit meinen 27 bin ich sogar die Älteste.

Laguna Cañapa
Laguna Cañapa

Letzte Station für heute ist der 5.869 Meter hohe aktive Vulkan Ollagüe, der tatsächlich in der Ferne eine kleine Rauchfahne ausspuckt. Von hier geht es dann 5 Stunden weiter bis zum Salar. Dank unseren 4 US-Girls, Brenna, Laura, Cat und Elli jedenfalls, die ordentlich Stimmung im Auto und Jaime ganz verlegen machen, vergeht die Fahrtzeit wie im Flug. Wir kreuzen eine riesige Salzpfanne, den Salar de Chiguana, auf der hunderte kleine Tornados ihr Unwesen treiben und die tatsächlich von Eisenbahngleisen und einer Militärbasis gekreuzt wird. Mitten in der Mitte hat das zweite Fahrzeug dann auch noch eine Reifenpanne und Jaime und Walter wechseln im heftigen Sandsturm das Rad.

 

Gegen 19 Uhr erreichen wir schließlich unser heutiges Ziel, das Salzhotel direkt am Salar de Uyuni. Die Sonne ist schon fast untergegangen und wir beziehen begeistert unsere Zimmer. Im Hotel ist tatsächlich alles aus Salz (Wände, Tische, Stühle), auf den Gängen läuft man wie im Sand. Die Tatsache, dass es hier für 10 Bolivianos eine heiße Dusche gibt, löst regelrechte Begeisterungstürme aus. Nach dem es uns inzwischen wieder viel besser geht, knurrt uns regelrecht der Magen und wir erwarten mit Vorfreude das Abendessen. Alle versammelt an einem Tisch sind wie die einzige Touristen-Gruppe in diesem Hotel und wir werden ausgiebig mit Suppe, Hähnchen, Reis, gebratenen Kartoffeln und Wein bewirtet. Die Suppe ist köstlich, dazu gibt es aufgebackenes Brot und gierig löffeln wir die Teller in uns hinein. Da es morgen dann schon um 04:00 Uhr Aufstehen heißt, um den Sonnenaufgang über dem Salar zu erleben, überwältigt uns alle bald eine bleierne Müdigkeit und sofort nach dem Essen zerschlägt sich unsere Gruppe, denn alle wollen nur noch ins Bett. Selbst Andy verzichtet sogar auf ein Gute-Nacht-Gitarren-Ständchen und schon bald versinkt das Salzhotel in tiefer Ruhe.

Tag 3, 04.12.2010


Der Wecker klingelt unerbittlich um 04:00 Uhr. André ist erstaunlicherweise topfit, ich rolle mich knurrend noch einmal auf die andere Seite. Zum Frühstück gibt es Kuchen und Tee, um kurz nach halb sechs brechen wir mit den Jeeps auf zum Salar. Jaime und Walter sind wieder pünktlich und nüchtern – wir haben uns definitiv für die richtige Agentur entschieden!

 

Knapp 30 Minuten später stehen wir mitten in der blauen Stunde in mitten des Salars und frieren uns Löcher in den Bauch. Leider verhindern ein paar Wolken am Horizont, dass wir die Sonne aufgehen sehen, das Farbspiel ist dennoch spektakulär. An dieser Stelle noch einmal ein kurzes Zitat: „Der Tagesbeginn auf der größten Salzebene der Erde ist der Auftakt eines Ausfluges in einem Rausch aus Licht und Farbe und maßloser Weite.“ Wir wärmen uns gegenseitig und beobachten fasziniert, wie sich das zunehmende Tageslicht auf den Salzwaben auf dem Salar ausbreitet. Da sind wir nun, auf dem mit ca. 110x 140 Kilometer breiten und damit größten Salzsee der Erde, auf über 3.600 Metern Höhe. Um uns aufzuwärmen springen wir wie die Antilopen umher und nutzen natürlich gleich die Gelegenheit um ein paar der obligatorischen Perspektiv-Fotos zu machen. Wir sind einfach nur happy, den Salar trocken zu sehen, beginnt doch ab Mitte Dezember die Regenzeit und dann steht der See komplett unter Wasser und ist mitunter nicht mehr zu befahren.

Groß-André & Klein-Jana
Groß-André & Klein-Jana

Nicht viel weiter liegt die Isla Incahuasi mit ihren berühmten bis zu 12 Meter hohen Kakteen. Jaime stellt den Jeep ab und wir haben eine Stunde Zeit, auf der kleinen Insel inmitten des Salars herumzukraxeln. Die Kakteen sind gewaltig und daneben kommen wir uns ganz winzig vor. Als wir dann auch noch auf dem Gipfel ankommen und um uns herum die ganzen Ausmaße des Salars erkennen können, wird uns die Winzigkeit der menschlichen Zivilisation erst recht bewusst. Wie so etwas Großartiges entstehen konnte, ist nicht zu begreifen, oder, um es mit Svens Worten zu sagen: „It`s fucking awesome“.

Isla Incahuasi
Isla Incahuasi

Quer über die bis zu 7 Meter dicke Salzkruste fahren wir anschließend noch zu einem Salzmuseum, sowie einer Salzmine, bis wir nahe Uyuni noch unser Mittagessen, ebenfalls in einem Haus aus Salz, einnehmen. Die Salzhotels sprießen hier wie die Pilze aus dem Boden, offensichtlich haben die Bolivianer erkannt, dass hier noch viel im touristischen Bereich zu holen ist.

 

Unsere letzte Station für heute ist der Cementario de Trenes, ein alter Zugfriedhof in Uyuni. Hier rosten dutzende alte Lokomotiven vor sich hin – für jeden Eisenbahnfan wahrscheinlich das reinste Schlaraffenland. Wir klettern auf den alten Zügen umher, durch den Zahn der Zeit und das trockene Klima verfällt das Metall nur im Zeitlupentempo.

 

Ein letztes Gruppenfoto vor den Jeeps, ein letztes "Vamos, Chicos!" (Unser Insider-Aufbruch-Kommando ;-)), dann geht es zurück zum Agenturbüro in Uyuni. Wir verabschieden uns herzlich von Jaime und Walter, haben uns die beiden doch so sicher und wohlbehalten über die nicht einfach zu befahrenden Straßen gebracht. Noch heute Abend wollen wir als Gruppe alle gemeinsam mit dem Nachtbus nach La Paz fahren. Bis auf die Bayern, die wollen weiter nach Sucre. Die Agenturchefin bucht uns freundlicherweise die Bustickets gleich telefonisch und so brauchen wir nur noch zu bezahlen und unsere Tickets entgegen zu nehmen.

 

In der ortseigenen Pizzeria „Italia“ (in Uyuni heißen alle Pizzerien so ;-)) versammeln wir uns dann noch gemeinsam auf eine Absacker-Pizza, um die Zeit bis zur Busfahrt zu überbrücken. Irgendwie haben wir die Gruppe so richtig ins Herz geschlossen. Die vergangenen Tage waren einfach zu schön und erlebnisreich. So ein Erlebnis verbindet und ist unvergesslich. 3 Tage im Meer der Unendlichkeit!

  

PS: Noch mehr Fotos gibt`s in der Fotogalerie unter "Bolivien"!

Cementario de Trenes
Cementario de Trenes
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Sa

20

Nov

2010

Zu Besuch im Casa Refugio

Wie bereits vor einer Weile beschrieben, haben wir uns vor unserer Abreise überlegt, was wir unterwegs Gutes tun können und haben so Baby- & Spielsachen gesammelt. Im Internet sind wir auf die Stiftung Arco Iris gestoßen, die sich um Straßenkinder in La Paz kümmert. Im Rahmen dieser Stiftung von einem deutschen Pfarrer gibt es das Casa Refugio, welches sich um minderjährige Mütter aus sozial schwachen und gewalttätigen Familien kümmert. Mit acht Kilogramm gesammelten Sachen machten wir uns also am Donnerstag auf den Weg dahin. Durch meinen Mailverkehr mit der Stiftung hatte ich die Adresse und los ging`s.

 

Laut Google Maps nur 1,5 km entfernt, gestaltete sich die Suche nach der Adresse jedoch weitaus schwieriger als gedacht. Auch mehrmaliges Nachfragen bei den Einheimischen brachte keinen Erfolg. Schließlich gaben wir nach einer Stunde Suche entnervt auf. Nach einer kleinen Mittagspause im Hostel starteten wir einen neuen Versuch, dieses Mal mit dem Taxi. Immerhin erreichten wir zumindest einmal die gewünschte Straße, von der gesuchten Hausnummer fehlte jedoch immernoch jede Spur. Nach einer weiteren halben Stunde des Herumirrens in sengender Hitze mit Herzrasen (durch die Höhe und Anstrengung) gelangten wir schließlich durch eine schmale Fußgängergasse an ein bunt bemaltes Haus mit schmiedeeisernen Gittern vor den Fenstern. Nach kurzem Klopfen an der Metalltür, öffnete uns eine junge Frau. Mehr schlecht als recht versuchten wir ihr auf Spanisch/Englisch zu vermitteln, dass wir Geschenke dabei hätten. Auf unsere Nachfrage nach der deutschen Sekretärin der Stiftung reagierte sie zunächst auch nur mit einem Kopfschütteln. Doch so leicht ließen wir uns nicht abwimmeln, schließlich wollten wir nicht umsonst gekommen sein und unverrichteter Dinge zu gehen, kam nicht in Frage. Erst auf mehrmaliges Drängen hin holte sie ihr Handy und rief die angegebene Telefonnummer an, die wir bei uns hatten. Nach einigem Hin und Her zwischen uns und der Sekretärin (offenbar kamen wir etwas zu überraschend), durften wir schließlich doch eintreten und unsere Sachen abgeben. Als wir die Beutel mit den Sachen hervor holten, verschwand dann doch das letzte Misstrauen und via Handyübersetzung durften wir dann doch überraschend zu den Mädchen, um unsere Sachen persönlich abzugeben:

 

In den oberen Stockwerken befinden sich jeweils mehrere Zimmern mit Betten und auf dem Dach, mit einem atemberaubenden Blick über La Paz, betreten wir schließlich das kleine Reich von Albertina: Albertina ist 14 Jahre alt. Auf dem Bett sitzt ihre ca. einjährige Tochter Gabriella und mitten im Zimmer steht Edgar, ihr ca. zweijähriger Sohn. Beide Kinder starren uns aus großen braunen Augen verwundert an. Wir setzen uns zu den Drein und beginnen die Geschenke auszupacken. Auch wenn wir uns quasi nicht verständigen können, sehen wir, wie Albertinas Augen beginnen zu leuchten. Begeistert bestaunt sie die kleinen Schuhe, immer wieder seufzt sie „Muy Bieno“. Mittlerweile ist noch eine zweite junge Frau hinzugekommen und ich drücke dem kleinen Jungen, Dante, ein Spielzeugauto in die Hand. Es ist unvorstellbar, was diese Mädchen in ihrem noch so jungen Leben erleiden mussten. Zu gerne würden wir mehr über ihre Geschichten erfahren wollen und ich bereue es, nicht mehr und besser Spanisch zu sprechen. Die Stiftung Arco Iris (=Regenbogen) gibt den Mädchen die Chance, ihre Kinder unbehelligt aufzuziehen und nebenbei ihre Schule zu beenden oder eine Ausbildung zu absolvieren. In ihren Familien konnten sie nicht bleiben, weil sie oft von ihren Angehörigen vergewaltigt und schwanger geworden sind. Es ist so furchtbar, dass ich einen dicken Kloß im Hals habe. Da werden unsere Probleme ganz winzig und unwichtig.

So sitzen wir eine ganze Weile zusammen und radebrechen ein paar Sätze auf Spanisch zusammen. Während die Kinder begeistert nach den Luftballons schauen, pullert Dante plötzlich auf den Fußboden. Erschrocken entschuldigt sich seine Mama tausend Mal bei uns und fängt an, die Pfütze mit einem alten Pullover wegzuwischen. Wir geben ihr zu verstehen, dass das doch kein Problem sei, Dante schaut uns nur aus großen Augen traurig an, offensichtlich war die ganze Aufregung zu viel für ihn. Uns wird es ganz schwer ums Herz, müsste man hier doch noch viel mehr helfen. Das Wort „Unbeschwertheit“ gibt es hier nicht. Wir versuchen, die Kinder zum Lachen zu bringen, doch es gelingt uns nicht. Lediglich die beiden jungen Muttis bewundern jede Mütze, jedes Kind bekommt reihum gleich Mal eine aufgesetzt, obwohl draußen bestimmt um die 20° sind, jedes Paar Socken, und, wie gesagt, über die Schuhe freuen sie sich am meisten.

 

Eine Stunde später nehmen wir notgedrungen Abschied und werden noch einmal mit Dank überhäuft. „De nada“, sagen wir immer wieder, das Wort „Danke“ ist hier in meinen Augen fehl am Platz. Vielmehr habe ich ein schlechtes Gewissen, dass wir nicht mehr für die Mädchen tun können.

 

Wichtiger Hinweis:

Entstehung und Zielsetzung der Fundación ARCO IRIS:

Unter dem Zeichen des Regenbogens gründete der deutsche Pfarrer Josef M. Neuenhofer 1994 im Auftrag der katholischen Kirche die Fundación ARCO IRIS (zu deutsch: Regenbogen). Diese bietet Straßenkindern, verwahrlosten Jugendlichen und Kindern von Strafgefangenen eine Heimat. Ziel ist es, die Kinder durch feste Bindungen, eine liebevolle Auf- und Annahme und eine befreiende Selbsterziehung auf ihrem Weg zu menschlicher Würde und zur Persönlichkeitsentfaltung zu begleiten. Durch vielfältige Unterstützung entstanden nach und nach über 17 Projekte. Weitere Spenden werden dringend benötigt. Wer helfen möchte, mehr Informationen zur Stiftung findet ihr unter www.arco-iris.de.

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Do

18

Nov

2010

Cerdo?

Es gibt nur 3 Worte, die La Paz beschreiben: Das pralle Leben! Gegen La Paz stinkt selbst Bangkok gewaltig ab. Noch nie haben wir eine Stadt erlebt, die so pulsiert, so vielfältig und so mitreißend ist. Selbst in Havanna haben wir nicht so viel erlebt, wie in ein paar Stunden La Paz. Die Menschen sind faszinierend freundlich und offen (eine Wohltat nach unseren Namibia-Erfahrungen) und selbst mit unseren mehr als schwachen Spanisch-Kenntnissen, öffnen uns die Einheimischen sofort ihr Herz, wenn man versucht, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen.

 

Es gibt hier nichts, was es nicht auf der Straße zu kaufen gibt: Kloschüsseln,  Fleisch, Blumen, säckeweise Pasta oder getrocknete Lama-Föten (die Bolivianer sind sehr abergläubisch, wenn man ein Haus baut, muss man einen Lama-Fötus darunter begraben, um die bösen Geister fernzuhalten und die Pacha Mama=Mutter Erde gnädig zu stimmen). Auch sonst gibt es allerhand Kräutleins gegen Gebrechen und Beschwerden und sicher auch um den einen oder anderen Zaubertrank zu brauen. Natürlich darf auch der Mate de Coca (Coca-Tee) nicht fehlen – jener Tee, der uns Ausländer von den Beschwerden der Höhenkrankheit heilen kann. Dazwischen wunderschönes Kunsthandwerk, gewebte Decken, geflochtene Taschen, bunte Schals und filigranen Silberschmuck – all die Sachen, die ich nicht kaufen darf, weil wir ja eh schon zu viel Gepäck haben uns sämtliches ja die kommenden 6 Monate mit uns herumtragen müssen. Feilgeboten von urigen Damen, mit weiten Röcken, wettergegerbten Gesichtern und knorrigen Händen. Auf dem Kopf die Melone, die nicht fehlen darf und darunter lange, schwarze, geflochtene Zöpfe, die oftmals weit über den Rücken reichen. Dazu Panflötenmusik und quietschende kleine Kinder, die auf den Straßen zwischen Autos herumtollen. Das hier keiner überfahren wird, gleicht einem Wunder. Oft warnt nur ein kurzer Hupton vor herannahenden Fahrzeugen und wie sich aus 3 Spuren mittels Hupen zwei oder sogar nur eine auf engstem Raum firmieren, ist mir immernoch ein Rätsel.

 

 

Direkt um die Ecke unseres Hotels ist eine kleine Garküche, die stets vollbesetzt ist. Nach dem sich André bereits den ganzen gestrigen Tag den verführerischen Duft um die Nase wehen lassen hat und wir gestern Abend eine halbe Stunde mit Händen und Füßen versucht haben, herauszufinden, was da so im heißen Öl vor sich hinköchelt, kommen wir heute nicht drum herum, zu kosten. Wir werden schon herangewunken und André wird gleich ein Plätzchen zwischen den netten Damen freigemacht. Dass es sich bei dem frittierten Zeug um Cerdo (Schwein) handelt, haben wir gestern erst herausgefunden, nach dem eine Einheimische das Tier mittels Pantomime dargestellt hat und ich mit einem Grunzen richtig geraten habe. Doch was ist das andere auf dem Teller? André wird lachend in die Mitte genommen und alle reden wild durcheinander auf ihn ein. Offensichtlich handelt es sich bei den Beilagen um eine Art Esskastanien (wir wissen es wirklich nicht und am Geschmack ließ es sich auch nicht erkennen) und Kartoffel/Mais. Vom Aussehen her ist es eine Knoblauchzehe mit Kartoffelgeschmack, sagt André. Dazu gibt es eine „geile Curry-Pampe“ (Zitat André). Ich halte mich dezent zurück, muss nur immer wieder lachen, wie herzlich wir hier aufgenommen werden. Wahrscheinlich ist es eine kleine Sensation, dass sich ein Weißer hierher verirrt und mitisst. Immer mehr Bolivianer stoßen hinzu und lächeln und gestikulieren, dass ich auch probieren soll. Da ich jedoch nicht über einen derartig robusten Magen verfüge, halte ich mich lieber an die leckeren gebackenen Brötchen vom Nachbarstand und rate André dennoch, zurück im Hostel, Yvonnes selbstgebraute Medizin zu verkosten. (@Yvonne: Wir stellen uns jetzt gerade vor, wie Du ganz laut lachst, André hat ganz schön das Gesicht verzogen ;-))

 

Morgen früh geht es nun schon mit dem Bus in Richtung Cusco. La Paz wird uns jetzt schon fehlen.

 

PS: Mehr Fotos von La Paz gibt`s in der Fotogalerie!

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Mi

17

Nov

2010

Guten Morgen La Paz

Bolivien empfängt uns mit Atemnot, Kopfschmerzen und Übelkeit. Ich hatte ja schon fast damit gerechnet, dass uns die Höhe von immerhin 4.000 Metern zu schaffen machen würde, aber so?

 

Ein kurzer Rückblick zu unserer gestrigen Ankunft: Nach der 4-stündigen Wartezeit in Lima ging es noch einmal zurück nach Santa Cruz ehe wir schließlich nach insgesamt 34 Stunden Unterwegssein in La Paz gelandet sind. Schon der Landeanflug war mehr als beeindruckend. Mitten in den Anden erstreckt sich La Paz über einem riesigen Talkessel. Immer höher wächst die Stadt an den steilen Berghängen.

La Paz von oben
La Paz von oben

Der internationale Flughafen liegt eigentlich in El Alto auf einem Hochplateau auf 4.100 Metern und nach dem wir die Passkontrolle problemlos passiert haben, steigen wir ins nächste Taxi und lassen uns direkt hinab zu unserem Hostel bringen. Die 30-minütige Fahrt gleicht einer Zeitreise. Bolivien ist genau so, wie ich es mir immer erträumt habe. Buntbemalte Häuser, viele Menschen, die auf den Straßen essen, musizieren, quatschen oder ihr Auto reparieren. Dazwischen die typisch traditionell bekleideten Frauen, mit Melonen auf den Köpfen, die in bunten Tüchern ihre Kinder auf dem Rücken tragen. Wir können uns kaum sattsehen, kurbeln die Fenster weit herunter und atmen tief den südamerikanischen Duft ein. Wir sind tatsächlich angekommen!

 

Nach 16 Stunden komatösem Schlaf heute Morgen dann die Ernüchterung:  immernoch furchtbare Kopfschmerzen. André fällt immer wieder erschöpft in einen kurzen Tiefschlaf, dazwischen Tablettenpausen. Ich stapfe hinunter in den Frühstücksraum um uns etwas Obst und Tee zu holen. Die vielen Treppen machen mir echt zu schaffen. 2 Stockwerke und ich brauche eine Pause. Zum Glück haben wir die nächsten Tage Zeit, uns zu akklimatisieren. Das Zimmer ist schön und sauber und geht direkt auf eine kleine Seitenstraße. Während ich schreibe, schläft André wieder – nach dem ich ihm etwas Tee, Müsli und Bananen verabreicht habe. Dass es uns so umhaut, hätte ich wirklich nicht gedacht. Aber irgendwie muss der ganze Stress ja erst einmal von uns abfallen.

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Mi

07

Jul

2010

Salar de Uyuni

Unsere erste Reisestation Mitte November wird, nach dem Patagonien ja nun gestrichen ist, La Paz. Bolivien, ein Muss für uns, nach dem wir bei den Globetrotter-Tagen 2008 auf der Festung Königstein einen Diavortrag über den Salar de Uyuni, den mit 10.000 km² größten Salzsee der Erde im Südwesten Boliviens, gesehen haben. Seit dem lassen uns die gesehenen Bilder nicht mehr los: Weiße Salzflächen, Kakteen, Lamas und Flamingos, türkise Lagunen, Vulkane und Geysire. Das Ganze auf über 3.600 Höhenmetern. Keine Wolken, dafür nur grenzenlose Weite und strahlend blauer Himmel. Dieser Teil Südamerikas ist zweifelsohne eine der schönsten Landschaften der Welt und daher für uns der ausschlaggebende Grund, Südamerika zu bereisen.

 

Bereits La Paz mit seiner Lage auf bis zu 4.100 Metern über dem Meeresspiegel dürfte eine echte Herausforderung für uns werden: Jetlag und die anfängliche Höhenkrankheit werden uns die ersten Tage sicherlich schwer zu schaffen machen. Via Internet habe ich inzwischen ein nettes Hostel entdeckt, wo wir also die ersten 3 Tage verbringen und uns akklimatisieren bzw. an die Höhe gewöhnen wollen. Günstig im 3-Ländereck Bolivien, Peru und Chile gelegen, können wir dann von hier idealerweise auch Touren zum Machu Picchu (Peru) und in die Atacama-Wüste (Chile) unternehmen.

 

Beim Wälzen der unzähligen Reiseführer, Kataloge und der Recherche im Internet der „perfekten“ Tour, sind wir schnell zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Tour via Veranstalter von Deutschland aus gebucht aus Kostengründen nicht in Frage kommt. Die Uyuni-Tour kostet zum Beispiel via deutschem Veranstalter 152,-€ pro Person und vor Ort nur 60 US$. Wenn das keine Preisdifferenzen sind. Also schlagen wir uns auf eigene Faust durch und werden wohl mit dem Nachtbus von La Paz zunächst nach Uyuni fahren, um die übliche 3-Tages-Tour (Uyuni, Laguna Colorada und Laguna Verde) vor Ort zu buchen. Laut Aussagen des Internets gibt es alleine in Uyuni über 100 Veranstalter die die gleiche Tour anbieten. Unterschiede gibt es wohl lediglich in der Qualität der Fahrzeuge und der Verpflegung. Man soll die einzelnen Agenturen besichtigen und sich nach seinem „Bauchgefühl“ für eine entscheiden. ;-) Auf der einen Seite im Web wird dabei ausdrücklich die Agentur „Colque“ empfohlen, welche angeblich die größte und bekannteste sei und als einzige die chilenischen und bolivianischen Lizenzen besitze. 3 Seiten Recherche später entdecke ich in einem Internetforum dann die Warnhinweise zu diesem Anbieter: Mehrere Backpacker berichten, die Fahrer seien angetrunken gewesen und hätten zum Teil die Kontrolle über die Fahrzeuge verloren. 2008 hat es so sogar einen tödlichen Unfall gegeben, als 2 Fahrzeuge frontal ineinander gefahren sind. Glücklicherweise waren an diesem Tag auch andere Deutsche im Salar unterwegs (berichten ebenfalls im Forum) die zum Teil wenigstens etwas helfen konnten. Mir wird Angst und Bange wenn ich das lese. Also nicht Colque-Tours! Dank Ebay habe ich gleich noch einen weiteren guten und empfohlenen Reiseführer über Peru und Bolivien bestellt und warte nun sehnsüchtig auf seine Ankunft, damit ich schauen kann, welche Veranstalter dort empfohlen werden. Das wird ja ein Abenteuer!

 

Generell gestaltet sich die Internetrecherche in diesen Breitengraden überaus schwierig. Da wir zum Beispiel die Tour nur Oneway machen, d.h. nicht nach Uyuni zurückfahren wollen, sondern direkt nach San Pedro de Atacama weiterreisen werden, stellt sich danach die Frage, wie wir von dort weiter zu unserem nächsten geplanten Ziel, dem Nationalpark „Nevado Tres Cruces“ kommen. Wie immer werden sich diese Probleme aber wahrscheinlich vor Ort in Luft auflösen und sich alles ganz einfach darstellen. Aber das macht die Faszination der Reiseplanung und –vorbereitung ja aus. Schließlich wollen wir nicht alles bis ins kleinste Detail im Voraus planen sondern uns gerade bei dieser Reise von A nach B treiben lassen und uns auch Raum für außergewöhnliche Begegnungen und Besonderheiten abseits der üblichen Touristenpfade geben. Bereits jetzt bin ich sowieso mit meinen Gedanken mehr in den Anden unterwegs als sonst wo.

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