Mi

01

Dez

2010

Vorbereitungen für den Salar

Nun liegt auch Arica hinter uns, und eine weitere lange Nachtbusfahrt später haben wir via Calama und nach einer kleinen Motorpanne mit unserem Semi-Cama-Bus von Tur Bus später, das kleine Örtchen San Pedro de Atacama, mitten in der Atacama-Wüste erreicht.

Motorschaden in der Wüste
Motorschaden in der Wüste

Schon die Anfahrt war spektakulär: Endlose Weite, schnurgerade Straßen, bizarre Felsformationen und am Horizont die enormen Vulkankegel der Anden.

Das Valle de la Luna
Das Valle de la Luna

Auch San Pedro selbst als Ort hat nicht besonders viel zu bieten, ein paar staubige Straßen, ein paar Souvenirläden und Cafés. Da es jedoch der Ausgangspunkt für Touren in Richtung der grandiosen Lagunen und dem Salar de Uyuni in Bolivien ist, hat sich hier eine richtige kleine Touristenhochburg entwickelt. Zahlreiche Agenturen säumen die Straßen und man hat die Qual der Wahl, welchem Anbieter man sein Vertrauen schenken möchte.

 

Auch wenn San Pedro in der Umgebung einige sehenswerte Highlights wie das „Valle de la Luna“ (Mondtal) oder die Laguna Miscanti sowie die El Tatio Geysire vorzuweisen hat, haben wir uns aus Zeitgründen entschlossen, nur eine Nacht zu bleiben, um direkt morgen zur Uyuni-Tour, unserem Südamerika-Highlight, aufzubrechen.

 

Wie es der glückliche Zufall will, sind uns bei unserem morgendlichen Zwischenstopp am Busbahnhof in Calama Randi, Frank und Sarah in die Arme gelaufen, alles 3 Hamburger, die relativ fließend Spanisch sprechen. Randi hat 4 Monate in Santiago studiert, ihr Freund Frank hat derweile ein Praktikum absolviert und Sarah ist zur Zeit zu Besuch. Lange Rede kurzer Sinn, wir haben uns direkt zusammengetan, um die Uyuni-Tour gemeinsam zu machen. Für uns wieder mal ein echter Glückstreffer, sprechen doch die Fahrer auf den Touren kein Wort Englisch.

Die Kirche von San Pedro de Atacama
Die Kirche von San Pedro de Atacama

Angekommen in San Pedro beziehen wir also erst einmal unser hübsches Hostel, La Ruca – ein wenig werden hier Erinnerungen an Namibia und das Canon Roadhouse wach. Zwei Stunden später verabreden wir uns mit den Drein um direkt auf Agentursuche für morgen zu gehen. Nach all den „horrible“ Stories, die wir inzwischen von anderen Reisen und via Internet gehört haben (vor allem betrunkene Fahrer, die zum Teil im Salar die Orientierung und die Kontrolle über die Wagen verloren haben), bin ich besonders vorsichtig geworden. Da sich jedoch partout kein Reiseführer und auch keine Website vorbehaltlos auf eine Agentur als besten Anbieter festlegen will und sämtliche Veranstalter sowohl positive als auch negative Bewertungen erfahren haben, bleibt uns wohl tatsächlich nur unser Bauchgefühl. Randi und Frank haben von ihrem Hostel den Veranstalter „Atacama Mistica“ empfohlen bekommen und nach dem wir ausgiebig Google bemüht haben, stellt sich dieser Anbieter zumindest als einer heraus, der nicht mit betrunkenen Fahrern Schlagzeilen gemacht hat. Also ab in die Agentur auf der Mainroad.

Der junge Typ im Büro empfängt uns überschwänglich und sofort erfahren wir alles Wissenswerte über den Tourablauf. Mir sind besonders die Umstände, Ausrüstung der Fahrzeuge, deren Alter, und das allgemeine Sicherheitsgefühl wichtig, gibt es hier wirklich gravierende Unterschiede zwischen den einzelnen Agenturen, obwohl die einzelnen Stationen der 3-tägigen Tour absolut identisch sind. Wir fühlen uns dennoch sofort relativ gut aufgehoben und klären die Rahmendaten, das finanzielle und das Equipment. Da wir die Tour One-Way machen, d.h. in Uyuni enden und nicht zurück nach San Pedro kommen werden, spielt das Equipment für uns keine allzu große Rolle, da wir sämtliches Gepäck eh die ganze Zeit bei uns haben werden. Bei den Aussichten auf -25° dürfte das dann auch in den kommenden Tagen vonnöten sein.

 

Mit den Kosten liegen wir nach einigem Verhandeln mit 57.000 Chil. Peso (89,- €) im guten Mittelfeld der chilenischen Veranstalter. Laut Aussagen der anderen Reisenden kostet die Tour im Schnitt ca. 100,- US$, was auch hier von Agentur zu Agentur und vor allem abhängig vom Verhandlungsgeschick der jeweiligen Reisenden variieren kann. Hinzu kommen bei uns ein paar sonstige Kosten, wie z.B. der Nationalparkeintritt, den man von Uyuni (Bolivien) aus kommend, nicht zu zahlen bräuchte.

Hostal La Ruca
Hostal La Ruca

Eine knappe Stunde später sind wir ein paar tausend chilenische Peso ärmer und treten hinaus auf die Straße. Morgen früh werden wir dann um 07:30 Uhr an unserem Hostel abgeholt. Dann geht es hinauf auf 4.300 Meter zur bolivianischen Grenze, an der wir unsere 4x4 Allrad-Jeeps besteigen werden. Wenn wir Glück haben, da Nebensaison ist, sind wir sogar nur zu fünft im Wagen. Und dann geht es für 3 Tage ab ins Nirwana!

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Mo

29

Nov

2010

Willkommen in der trockensten Stadt der Welt

Dank des herrlich bequemen und luxeriösen Nachtbusses von Cruz del Sur kommen wir am Morgen des 27.11. halbwegs ausgeschlafen in Arequipa an. Die Organisation ist gut und wir können fast nahtlos in den nächsten Bus in Richtung Tacna und chilenische Grenze umsteigen. Die Fahrt ab hier dauert noch einmal 6 Stunden ist einfach nur laaaaaaaaaangweilig! Nix außer Wüste, Wüste und nochmals Wüste, dazwischen ein paar Straßenkontrollen, bei denen wir kurz aus dem Bus aussteigen müssen, um unser Gepäck durchleuchten zu lassen. Chile hat extreme Vorschriften, was die Einfuhr von Obst, Gemüse und anderen tierischen Produkten angeht.

 

In Tacna am Terminal dann das blanke Chaos. Von hier sind es noch ca. 30 Kilometer bis zur Grenze und laut Reiseführer soll man sich einfach ein Collectivo (Sammeltaxi) schnappen. Per Bus dauert der Grenzübergang angeblich bis zu mehreren Stunden, da sämtliches Gepäck stundenlang gefilzt wird.

 

Gesagt getan. Nur müssen wir erst einmal mit dem gesamten Gepäck vom Internationalen Busterminal  ins nationale. Das liegt zum Glück auf der anderen Straßenseite, und es herrscht noch mehr hektisches Treiben. Dutzende kleine Agenturen überschlagen sich in der Werbung für ihr Unternehmen und wir werden wieder von allen Seiten wild durcheinander angesprochen. Bevor wir ins erstbeste Taxi steigen, bitte ich André erst einmal um Bedenkzeit. Wir schauen uns um, welcher Schalter am besten besucht ist und mir fällt ein junges Pärchen auf, welches ebenfalls ziellos durch`s Terminal irrt. Ich wittere sofort unsere Chance und spreche sie auf Englisch an. Wir haben Glück: Die beiden kommen aus Uruguay und wollen ebenfalls nach Arica. So können wir uns ein Taxi teilen und müssen nicht mit Wildfremden in ein Auto steigen. Das Mädchen spricht sogar recht gut Englisch und die Tatsache, dass wir 2 Mitfahrer haben, die spanische Muttersprachler sind, wird uns noch sehr zu Gute kommen, wie wir später merken werden.

 

Für 7 $ werden wir dann fündig und rasen kurze Zeit später zu sechst in einem kleinen PKW der chilenischen Grenze entgegen. Der Fahrer spricht natürlich nur Spanisch und die Uruguayerin dolmetscht so gut es geht. An der Grenze dann das übliche Prozedere: Aussteigen, Ausreisestempel holen, Einsteigen, 100 Meter fahren, Aussteigen, Einreisestempel holen, Gepäck durchleuchten, Einsteigen und schon sind wir in Chile. Olá!

 

Am Busterminal in Arica ist dann Schluss. Um zum Hostel zu kommen, müssen wir uns ein nationales Taxi nehmen und kein internationales (!!!). Dank unser beiden Mitreisenden werden wir schnell fündig, wir verfrachten das Gepäck in den Kofferraum und ab geht die Fahrt: Nur, wie sich 5 Minuten später unterwegs herausstellt, weiß die Fahrerin gar nicht, wo die Adresse des Hostels ist. Sie lamentiert und gestikuliert lautstark eine Stunde, während sie uns immer wild um den Block fährt. Die angegebene Gegend sei zu gefährlich, außerdem wüsste sie nicht wo die Straße ist etc. (Alles auf Spanisch versteht sich). André und ich glotzen wie ein Schwein ins Uhrwerk. Wir verstehen kein Wort, sind hundemüde und wollen nur noch in ein Bett. Schließlich steigen wir an einem Internetcafé aus und ich googele noch einmal die genaue Adresse.

 

Ein Polizist weiß schließlich den Weg und kurze Zeit und ein Taxi später stehen wir vor einem heruntergekommenen Haus inmitten einer übelsten Gegend. So viel zum Thema Verlass auf einen Reiseführer. Angeblich sollte dieses Hostel der Tipp schlechthin sein. Ich lasse mir das Zimmer zeigen, welches tatsächlich direkt von der Gemeinschaftsküche abgeht! Die Frau spricht mal wieder kein Wort Englisch und genervt steige ich zurück ins Taxi. Wir bitten den Fahrer, uns zu einem vernünftigen Hotel zu fahren und so klappern wir diverse Etablissements ab, die entweder zu teuer oder zu schmutzig sind. Irgendwann reicht es dem Uruguayer und wir nehmen das nächstbeste am Straßenrand. Auch hier wird am Empfang kein Wort Englisch gesprochen und obwohl mir nicht wohl bei der Sache ist, bin ich etwas beruhigt, dass die beiden bei uns sind und dolmetschen können.

 

Arica ist wirklich das letzte Pflaster! Nach dem wir unser Zimmer bezogen haben, wollen wir noch schnell Geld abheben und etwas zu Essen kaufen. Nicht mal in der Bank kommt man mit Englisch weiter. Nach dutzenden Versuchen am Geldautomaten warten wir ab, bis ein Einheimischer kommt und fragen diesen auf Spanisch. Es ist zum Haare raufen! André hat mittlerweile rasende Kopfschmerzen und so springen wir nur noch schnell ins nahegelegene Mc Donalds auf einen Burger und eine Cola zum Mitnehmen.

 

Zurück im Hotel storniere ich dann erstmal die für übermorgen gebuchte Lauca-Tour. Die letzten Tage waren einfach zu viel für uns. Und morgen müssen wir dann halt auf neue Hostel-Suche gehen. Dank der chilenischen Agentur, mit der ich bereits per Mail Kontakt hatte, haben wir zumindest eine Englisch-sprechende Kontaktperson in Arica. Diese gibt mir dann auch eine Hosteladresse für morgen durch. Augen zu und durch – diese Nacht müssen wir durchhalten. Auch wenn das Hotel direkt an der Hauptpartymeile zu liegen scheint.

 

Am nächsten Morgen sieht die Welt schon viel besser aus. André geht es wieder gut und wir packen unsere Sachen und nehmen uns das nächste Taxi zum empfohlenen Hostel. Tatsächlich haben wir dieses Mal Glück und die Zimmer machen einen netten Eindruck und am Empfang wird sogar Englisch gesprochen. Ich bin schwer erleichtert und wir buchen das Doppelzimmer gleich für 2 Nächte. Beim Einchecken stellt sich noch heraus, dass das Mädel Deutsche ist und zur Zeit hier im Hostel jobbt. Sie macht uns erst einmal ein Sandwich für unsere hungrigen Mägen und wir fühlen uns gleich viel wohler.

Die Open-Air Küche im Arica Surf House Hostel
Die Open-Air Küche im Arica Surf House Hostel

Nach dem wir dann auch noch einen Supermarkt um die Ecke haben (der erste seit 2 Wochen) sind wir überglücklich. Endlich wieder richtiges, gesundes Essen, Brot mit Tomate und vor allem: richtiger Käse! Mit zahlreichen Plastetüten wandern wir zurück ins Hostel und weihen gleich einmal die Gemeinschaftsküche ein (auch die erste in einem unserer zahlreichen südamerikanischen Hostels). Beim Essen kommen wir noch mit 2 Amerikanern aus Oregon ins Gespräch und tauschen uns über die lokalen Besonderheiten aus.

 

Wie es jemandem freiwillig in diese Stadt zieht, ist uns dennoch ein Rätsel. Ich zitiere kurz zwei treffende Sätze aus dem Reiseführer: „Die dekorativen Hibiskusbüsche in den Straßen können das Flair der reichlich verlotterten Grenzstadt nur schlecht verbergen. Ohne den Strandtourismus und gelegentlich anlegende Kreuzfahrtschiffe wäre Arica verloren“. Arica hat nichts, aber wirklich rein gar nichts, zu bieten. Außer das hier einmal einer der Austragungsorte der Fußball-WM 1966 war und die kargen, schmutzigen Strände angeblich gut zum Surfen sind – wollen wir nur wieder weg. Zum Glück geht es morgen Abend schon weiter in Richtung San Pedro de Atacama!

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