Mi

29

Feb

2012

Klappe zu, Affe tot!

Zurück in der Heimat
Zurück in der Heimat

Das ist er nun, unser wirklich und wahrhaftiger letzter Blogeintrag. Ziemlich genau 10 Monate habe ich ihn vor mir her geschoben, mich innerlich regelrecht dagegen gesträubt, ihn zu schreiben. Als wäre damit unser größter Traum allen Ernstes endgültig gelebt. Alles aus und vorbei und was bleibt nun? Wie passen 180 Tage pralles Leben in ein paar Zeilen Text? Was ist die Quintessenz unserer Reise? Eins sei Euch gleich zu Beginn gesagt: Wer einmal eine solche Reise tut, der wird`s immer wieder wollen! Verabschiedet Euch von dem Gedanken, dass eine große Reise all Eure Träume, Sehnsüchte und Wunschreiseziele erfüllt. Alles Quark mit Soße! Im Gegenteil. Alles wird dadurch nur noch ganz viel schlimmer.

 

Beim Lesen anderer Weltreise-Blogs ist mir eigentlich immer das Gleiche aufgefallen: A) Es gibt in der Regel keinen Schlussartikel. Woran das liegt? Na klar, sobald man zurück in Good Old Germany ist, sind sie vorbei die guten Vorsätze, sich nicht mehr so zu stressen, alles viiiel relaxter anzugehen. Und B), was typischerweise auch oft festzustellen ist, die meisten haben es nicht lange in Deutschland ausgehalten und sind bei der nächsten Gelegenheit gleich wieder auf und davon. Tja, aber was macht man, wenn man die Altlasten der Reise noch mindestens zwei Jahre mit sich herumschleppen muss und jede weitere Reise ein fernes, winziges Licht am Ende des Tunnels ist? Hier kommt Mythos Nummer 2 ins Spiel: Hier mal ein paar Tage an die Ostsee? Dort für eine Woche Skifahren? Quatsch. Wer einmal Blut geleckt an fernen Ländern und fremden Kontinenten hat, der fliegt doch nicht mehr nach Griechenland! Alles unter 8 Stunden Flugzeit ringt uns lediglich ein müdes Lächeln ab. Wir lechzen nach der Aufbruchstimmung an internationalen Flughäfen, wir vermissen es, mindestens 3 Sprachen um uns zu haben, und vor allem, uns fehlt das Leben aus dem Rucksack. Was ist schon ein prall gefüllter Kühlschrank gegen eine romantische kleine Garküche in Thailand?

 

Annette Bokpe hat einmal gesagt: „Eine fremde Kultur ergründen zu wollen, ist wie der Versuch, den Horizont zu erreichen... Irgendwann steht man wieder an dem Punkt, an dem man begonnen hat - doch der Blick zum Horizont ist ein anderer."

 

Da sind wir nun, zurück im Alltag, zurückgekehrt vom Abenteuer unseres Lebens. Und doch fällt es uns bis heute (knapp ein Jahr später!!!) schwer, wieder Fuß zu fassen. Erst wenn man es einmal wirklich geschafft hat, sich aus dem Hamsterrad der alltäglichen Anforderungen (inkl. derer an sich selbst) auszuklinken, wird einem bewusst, welchem Druck und welchem Stresslevel man hier tagtäglich ausgesetzt ist. Lange haben wir gekämpft, gegen mangelnde Motivation, Fernweh und gegen den Wunsch, sofort wieder aufzubrechen – wie lebt man sein Leben weiter, wenn man weiß, dass der größte Traum bereits gelebt ist? Da hilft es nur, sich neue Ziele zu stecken und sich weitere Highlights zu schaffen. Ein solches Highlight war unsere Hochzeit im vergangenen September! Ja, wir haben wirklich geheiratet, die 6 Monate Weltreise waren noch einmal die beste Bewährungsprobe für eine Ehe. Und da wir uns in all der Zeit keine Minute auf die Nerven gegangen sind, geschweige denn, uns gestritten haben, bestand nicht der geringste Zweifel am Altar.

 

Durch die Zeit der Vor- und Nachbereitungen und die schnelle Rückkehr ins Arbeitsleben, hatten wir bis jetzt kaum die Gelegenheit, alle Reiseeindrücke zu verdauen und sämtliche Etappen unserer Weltumrundung noch einmal Revue passieren zu lassen. Im Nachhinein kommt es uns regelrecht utopisch vor, dass wir wirklich ganze 6 Monate weg waren, hier zu Hause ist ein halbes Jahr wie im Flug vergangen, aber unterwegs schien uns die Zeit endlos.

 

Erst neulich haben wir einen Diavortrag über 2 Weltreisende gesehen, die ganze 4 Jahre unterwegs waren. Ich habe sie im Anschluss an den Vortrag gefragt, wie es erst nach so einer langen Zeit ist, sich zu Hause wieder einzuleben. Das große Privileg der beiden war, dass sie selbst bestimmen konnten, wie lange sie unterwegs sein wollten und wann die Reise zu Ende war. Dennoch waren die Eindrücke und Resumees die gleichen: Das Glück, entschleunigen zu können, selbstbestimmt zu leben, die Faszination fremder Kulturen, und vor allem das ganz große Fazit: Die Feststellung wie wenig es doch bedarf, um wirklich glücklich zu sein. Vor allem: wie wenig Geld! Freiheit, 1 Bett, etwas zu essen und eine warme Dusche. Mehr brauchten auch wir nicht, als wir am Ende der 6 Monate feststellen, wie viel unnützes Gepäck wir die ganze Zeit doch mit uns herumgetragen hatten.

 

Und so war eine unserer ersten Amtshandlungen zu Hause, unsere Wohnung auszumisten und alles Überflüssige zu entsorgen bzw. zu verschenken. Es ist unglaublich, was man heutzutage so alles an Besitztümern anhäuft. Und so entrümpelten wir nicht nur unsere 4 Wände sondern irgendwie auch ein bisschen unser Leben, das dank unserer Reise so irgendwie völlig aus den Fugen geraten und auf den Kopf gestellt war.

 

Und nun sitze ich hier, inmitten von 25.000 Fotos, den Kopf immer noch voll von hunderten Reiseimpressionen, und bin Euch treuen Bloglesern immer noch den großen Abschlussbericht schuldig. Wie oft ertappen wir uns dabei, zu überlegen, wo wir heute vor einem Jahr genau waren. Nun, ich kann es Euch sagen: Wir waren damals gerade in Hongkong und saßen glaube ich, genau zu diesem Zeitpunkt auf dem Peak und genossen bei herrlichstem Sonnenschein den Blick auf Kowloon. Würde ich die Zeit noch mal zurückdrehen wollen? Aber klar doch. Sofort! Aber dann nicht nur um ein Jahr, sondern exakt zurück zum 14. November 2010, dem Tag, bevor alles begann. Aber eigentlich genügt auch das nicht. Alles begann nämlich schon am 22.09.2009, als wir beschlossen, meinen langgehegten Traum einer Weltreise in die Tat umzusetzen. Der eigentliche Dank an dieser Stelle gebührt, und das möchte ich nicht verschweigen, Sandy und Klaas von „Into the world“, deren eigene Weltreise ich dank des Internets Wort für Wort förmlich verschlungen hatte, und dank deren blumiger, in den buntesten Farben geschilderter Berichterstattung endlich auch André geneigt war, sich näher mit dem Thema auseinanderzusetzen. Und nicht zu vergessen ist da auch Steini, der ebenfalls den Sprung ins kalte Wasser gewagt hatte und uns so viel Lust auf`s Nachmachen beschert hat. Irgendwie ist es immer tröstlich, Erfahrungen anderer Reisender mitzuerleben und dadurch nicht zuletzt viele Tipps für den eigenen Trip zu bekommen.

 

Und so machte uns das eine Jahr der Vorbereitungen ganz schwindelig vor Aufregung, Bürokratie, Verwaltungsaufwand und nicht zuletzt Vorfreude. Über Impfungen, Visa-Beantragungen, Equipment-Kauf bis hin zur Packliste und Reiseorganisation, verging die Zeit wie im Flug und schließlich rückte er immer näher, unser Abreisetag, und wir wurden nur noch ganz sentimental. Der Abschied von Familie und Freunden viel schwerer aus, als erwartet und zugegeben, zu Beginn war da schon eine Menge Unsicherheit und sogar Angst im Spiel. Aber dann war er da, der 15.11.2010 und wir tauschten unsere 2-Zimmer-Wohnung gegen zwei 70-Liter-Rucksäcke und stiegen in den ICE nach Frankfurt, den Kopf voller wirrer Gedanken, atemlos vom Stress bis zur letzten Minute und mit ein paar kleinen Tränchen im Augenwinkel, als wir unseren Eltern zuwinkend, aus dem Bahnhof fuhren.

 

Die Ankunft in Frankfurt: holprig. 20 Kilogramm die ganze Zeit auf dem Rücken schleppen, was hatten wir uns nur dabei gedacht? Schon jetzt ging uns auf, dass wir wahrscheinlich viel zu viel Krams eingepackt hatten. Und, Du lieber Himmel, wir hatten den Reisefön vergessen! Wir konnten doch nicht ohne Fön starten! 5 Läden, ein paar Hamburger und eine Bombendrohung später saßen wir in der LAN-Maschine, hoben ab in Richtung Lima mit Zwischenstopp in Madrid.

 

Schätzungsweise 18 Stunden später landeten wir zum ersten Mal auf südamerikanischem Boden, und nach weiteren 6 Stunden erreichten wir endlich unsere erste Station, La Paz in Bolivien. Ihr werdet Euch vielleicht nicht mehr erinnern, aber Bolivien war für uns vor allem durch eines geprägt: Kopfschmerzen. Die befürchtete Höhenkrankheit erwischte uns volle Kanne und zwang uns, nach den Strapazen der letzten Vor-Abreise-Tage, in die Knie. An dieser Stelle der Tipp, für all die, die selbst eine ähnliche Reise planen: Macht zu Beginn Eurer Reise einen Ruhe-Stopp irgendwo auf einer Insel. Kommt mindestens zwei Wochen komplett zur Ruhe, bevor ihr Euch ins Weltreisegetümmel stürzt. Und da wir dies natürlich nicht berücksichtigt hatten, bedeutete La Paz für uns schlafen, schlafen und nochmals schlafen. Nach 3 Tagen komatösem Dösen auf 3.700 Höhenmetern schleppten wir uns schwerfällig zum Busterminal und buchten unsere Tickets nach Cusco.

 

Peru begrüßte uns mit andinem Kolonialflair, spanischen Restaurants und bunten Straßenzügen. Wir starteten auf den Inkatrail und mussten uns auch hier geschlagen geben: Uns fehlte schlicht und ergreifend die Zeit zur Akklimatisierung. Der Zug tat es auch und so standen wir trotz aller Strapazen am Morgen des 24.11.2010 am Sonnengate: Zu unseren Füßen, Machu Picchu, die verlorene Stadt der Inkas. Carlos, unser Guide, weihte uns schließlich noch in die nationale Speise Cuy (Meerschein) ein, ehe unsere Rundreise uns weiter in Richtung Nordchile führte.

 

Die erste Nachtbusfahrt war Luxus pur und nach einem kurzen Zwischenstopp in Arequipa, einer Taxifahrt über die chilenische Grenze und einer Odysee der Übernachtungssuche landeten wir in Arica, der mit Sicherheit hässlichsten Stadt Chiles. Auch den hier geplanten Ausflug in den Nationalpark Lauca mussten wir aufgrund der Höhe streichen, nutzen die Zeit jedoch wieder einmal zum Runterkommen, ehe es 3 Tage später wiederum per Nachtbus über Calama mitten hinein in die Atacama-Wüste ging. Von San Pedro starteten wir auf eine der mit Abstand schönsten Touren unserer gesamten Reise, die 3-tägige Tour nach Uyuni, quer über die Anden, vorbei an bunten Lagunen und dem Highlight, dem Salar. Eines der, wenn nicht sogar das Highlight der gesamten 6 Monate.

 

Am 8. Dezember hieß es für uns: Auf nach Amerika! Miami empfing uns mit strahlendem Sonnenschein, Palmen, Meer und sommerlichen Temperaturen. Alle Anstrengungen der vergangenen 3 Wochen fielen von uns ab und da waren nur noch Glücksgefühle pur, die sich in Tonnen von frischem Sushi, Orgien mit chinesischem Essen und jede Menge Starbucks Frappuccino entluden. Nach einer gechillten Woche erkundeten wir auch per Mietwagen den schönen Bundesstaat Florida und verloren zum ersten Mal auf der Reise unser Herz in Key West, in der kleinen Pension Angelinas mit viel Wassail und Zimtschnecken.

 

Das Weihnachtsfest in San Francisco war schwer verregnet und so gar nicht weihnachtlich und so schnappten wir uns direkt am 25.12. den nächsten Wagen und düsten ab nach Süden, auf den Spuren unserer grandiosen 2007er-Westküstentour. Der Highway N°1 weckte alte Sehnsüchte und Erinnerungen: Nach barbecuesoße-getränkten Spareribs spazierten wir erneute bei traumhaftem Kaiserwetter in Carmel über den Strand und verliebten uns erneut in dieses kleine urige Küstenstädtchen mit seine windschiefen Häuschen.

 

Ganz im Zeichen eines spektakulären Jahreswechsels mit Ausblick auf ein noch aufregenderes 2011 begrüßten wir das neue Jahr in der dafür wohl geilsten Stadt der Welt: Sydney! 2 Feuerwerke und 30° Celsius später ging es dann für uns schon weiter nach Fiji. Bula! Bei einer unvergesslichen Segeltour durch die Inselgruppe der Yasawas entdeckten wir nicht nur Bounty und Cast Away Island, sondern verloren uns in den traumhaften Tiefen der bunten Korallenriffe, tanzten uns die Seele zu Gitarrenmusik aus dem Leib und lernten auf Barefoot Island, das Schuhe völlig überbewertet sind.

 

Zurück in Australien stand Down Under ganz unter dem Greyhound-Motto. Mit dem roten Bus ging es entlang der Ostküste von Cairns nach Melbourne und die Leichtigkeit der Aussies hatten wir flugs inne. Bei Beer, Beach und Barbecue verbrachten wir unvergessliche Tage mit Surfen, Koalas knuddeln und Kängurus streicheln. Fraser Island, die Whitesundays und Byron Bay brannten uns ein Dauergrinsen ins Gesicht und unsere Hautfarbe nahm langsam aber sicher die der Einheimischen an. Und da wir auch in Melbourne noch nicht genug hatten, unser Busticket jedoch abgegolten war, haderten wir nur kurz mit uns, ehe wir uns auf DIE Tour der Reise machten, und mal eben in 5 Tagen 5.000 Kilometer zum Ayers Rock fuhren. Ein krönender Abschluss für einen irren Kontinent!

 

Nach 7 Wochen Shorts und Shirt hieß es in Tokyo erst einmal Wintertime. Die größte Stadt der Welt beeindruckte uns vor allem durch eines: Sauberkeit. Dank unserer Freundin Silvia besuchten wir Tempel und Shrine und tauchten ein, in die faszinierende Mischung aus Kultur und Moderne. Den heiß ersehnten Besuch aus der Heimat, gab`s schließlich in Hong Kong. Bei ausgedehnten Shoppingtouren, dem Besuch von Vergnügungsparks und dem Las Vegas Chinas, vergaßen wir fast, dass nun bereits die Hälfte unserer Reisezeit vorüber war.

 

Good Morging Vietnam bedeutete für uns vor allem eines: Den Geldbeutel festhalten. Vietnam war uns, um ehrlich zu sein, zu anstrengend. Es mag sich jeder sein eigenes Urteil bilden, aber wir waren nach 3 Wochen mit dem Wiedervereinigungsexpress von Hanoi nach Saigon nur noch froh, dieses Land endlich hinter uns lassen zu können. Zuwider waren uns die Geschäftspraktiken und Abzockermentalitäten der Einheimischen, der ganze Müll auf den Straßen und das ständige Nerven „Rikscha, Motobike, Taxi???????“. Einzig und allein das grandiose Essen mit Cao Lau Noodle, White Rose und und und machte das Ganze gerade noch erträglich. 

Kambodscha versöhnte uns mit Südostasien und zeigte sich von seiner besten Seite. Die Tempel von Angkor zu entdecken entschädigte uns für alles in Vietnam Erlebte und erinnerte uns an vergangene Thailand- Tage, als wir Asien kennen- und lieben gelernt hatten. Wir genossen Frühlingsrollen und ließen uns in die Künste der Khmer-Küche einweisen.

 

Angekommen in Nepal verlor ich hier zum zweiten Mal mein Herz, dieses Mal aus fotografischer Sicht. Kein Land bot uns eine solche Fülle an Farben und Motiven wie dieser kleine Staat zu Fuße des Himalayas. Das Kennenlernen der tibetischen und hinduistischen Religion war für mich mit purer Spiritualität verbunden und nirgends habe ich mich so gläubig gefühlt wie hier. Mag es die Nähe zum höchsten Berg der Erde und damit zum Himmel gewesen sein oder einfach der nicht wegzudenkende Duft nach Räucherstäbchen und das uns stets begleitende Mantra „Om mane padme hum“, ich meditierte und betete und fühlte mich auf eine Weise mit den Menschen in Verbindung wie nirgendwo sonst. Es war, als würden wir eintauchen in die Welt der Nepalesen und die unglaubliche Herzlichkeit und Freundlichkeit dieser so armen Menschen machte uns oft einfach sprachlos.

 

Über das Dach der Welt ging es per Minivan und wir hatten zum ersten Mal auf unserer Reise ein mulmiges Gefühl, als wir die Grenze zu China passierten. Vom alten Tibet ist nicht mehr viel übrig und es zerriss uns beinahe das Herz, zu sehen, was die Chinesen den Tibetern angetan haben und immer noch jeden Tag tun. Da konnte auch die beeindruckende Kulisse des Mount Everest und der vielen anderen schneebedeckten 8- und 7-Tausender nicht darüber hinweghelfen. Die Beklemmung los wurden wir nur in den atemberaubenden Klöstern. Shigatse und Gyantse und nicht zuletzte Lhasa, der Potala-Palast, führten uns eine Welt vor Augen, die mehr als vieles Andere bedroht ist. Wie lange wird das alte Tibet in dieser Form noch bestehen? Der Kampf der Chinesen, die Tibeter zu unterdrücken und nach und nach sämtliche Kulturgüter auszulöschen machte uns wütend und traurig zu gleich und ließ unsere Sorgen dagegen ganz winzig erscheinen.

 

Und dann kam tatsächlich auch schon das letzte Land auf unserer Weltumrundung: Indien. Wir machten uns auf alles gefasst und bekamen doch noch so viel mehr. Bei einer Tour auf den Spuren der Maharajas entdeckten wir Paläste und Märchenschlösser, campten in der Wüste unter freiem Himmel, ritten auf Kamelen, fütterten heilige Ratten und ernährten uns beinahe vegetarisch. Wer hätte gedacht, dass die Fülle an indischer Küche so schmackhaft sein könnte. Ajay, unser Fahrer führte uns nicht nur zu den Standard-Sehenswürdigkeiten, sondern zeigte uns das wahre Indien und ich weinte nicht nur eine Träne angesichts der Armut und Unterversorgung der Menschen und damit der schreienden Ungerechtigkeit unserer Welt.

 

Unser Abschied in Delhi am 9. Mai 2011 stellte uns noch einmal auf eine harte Geduldsprobe, als man uns 5 Stunden vor Abflug, mitten in der Nacht, nicht in das Abflugterminal lassen wollte. Laut indischer Gepflogenheiten darf man erst 2 Stunden vor Abflug unter Nachweis seines Flugtickets den Flughafen betreten. Also mussten wir in einem extra abgesperrten Wartebereich darauf warten, ins Terminal gelassen zu werden.

 

Gegen 2 Uhr nachts hoben wir dann pünktlich in Richtung London ab und waren 9 Stunden später wieder auf europäischem Boden. Die 4 Stunden Wartezeit, bis es dann von London endlich nach Frankfurt ging, waren eine Qual, zu Mal wir bereits von Delhi kommend, Dresden überflogen hatten. So dauerte es dann aber doch noch einmal mehrere Stunden, bis wir am Abend des 09.05.2011 per ICE den Bahnhof Dresden-Neustadt erreichten.

 

Unsere Vorfreude auf unsere Familien und Freunde sollte noch einmal ins Unermessliche steigen, als wir bereits bei der Einfahrt des Zuges alle unsere Lieben mit Transparenten auf dem Bahnsteig versammelt vorfanden. Und so gab es kein Halten mehr und viele Tränen, als wir uns endlich wieder alle in den Armen liegen konnten. Zur Begrüßung gab es dann direkt kleine Schwarzbrot-Häppchen mit Käse und Knacker, die wir gierig herunterschlangen, ehe wir noch auf dem Bahnhof allen feierlich ihre Mitbringsel überreichten.  

 

Die uns verbleibende Woche zu Hause, ehe es back to work ging, genossen wir dann mit herrlichen Unternehmungen bei frühsommerlichen Temperaturen. Der Luxus, wieder 24 Stunden heißes Wasser und Strom zu haben, erschien uns wie ein Wunder und das Schlafen im eigenen Bett war paradiesisch. Wir besuchten unsere Familien, Freunde und natürlich gab es auch allerhand zu organisieren – angefangen von der Autoanmeldung bis hin zu einer obligatorischen Vorstellung im Tropeninstitut.

 

Komischerweise waren, und damit kommen wir nun nach meinem Rückblick zu den einzelnen Stationen unserer Reise zum endgültigen Fazit, die meisten Fragen mit denen wir, seit unserer Rückkehr nach Deutschland oft konfrontiert wurden, nicht in erster Linie: „Wo war es am schönsten?“ sondern eher „Ist Euch einmal etwas Gefährliches passiert?“, „Habt ihr Euch bedroht gefühlt?“ und „Seid ihr einmal krank gewesen?“ Wir können Entwarnung geben: Die Welt ist nicht so schlecht, wie ihr denkt und, vor allem, wie die Medien sie so oft machen. Wir sind unterwegs stets warmherzig und mit offenen Armen empfangen worden. Die Menschen haben uns eingeladen, mit ihnen zu essen, obwohl sie uns nicht kannten, sie haben uns oftmals Einblicke in ihr Leben ermöglicht, obwohl wir Fremde waren und wenn wir eines unterwegs gelernt haben, dann das: Glaubt nicht an all die Mythen und Schreckensmeldungen, die so oft verbreitet werden. Weder sind wir in Südamerika bestohlen, noch in Australien von giftigen Tieren gebissen worden. Und ungemütlich war uns eigentlich nur in Lhasa, als all die chinesischen Patroullien um uns herum marschiert sind. Klar haben wir uns mal den Magen verdorben und klar waren wir mal erkältet – aber das gehört schließlich dazu, wenn man all die lokalen Leckereien ausprobiert und das ist schließlich auch im wahrsten Sinne des Wortes „das Salz in der Suppe“.

 

Wo es uns am besten gefallen hat, ist dennoch die schwierigste Frage von allen. Was haben wir nicht alles gesehen: Mächtige Weltwunder, wie das Taj Mahal, Angkor Wat oder den Ayers Rock; einige der wichtigsten Metropolen der Welt Sydney, Tokyo, Hongkong, Miami; wir haben im Auto geschlafen in Australiens Outback, unter freiem Himmel in der Wüste Thar in Indien, auf einer chinesischen Dschunke in der Halong Bucht in Vietnam, auf dem Altiplano im Salzhotel in Bolivien, in einer alten Opalmine unter der Erde und im Zelt auf dem Inkatrail in Peru. Dabei haben wir viel Neues entdeckt, vor allem viele Tiere: Alpacas, Lamas, Emus, Kängurus, Koalas, Nashörner, Krokodile, Schlangen, Yaks und eines kann ich Euch verraten: Wer einmal in Australien war, hat danach keine Angst mehr vor hiesigen Spinnen ;-)

 

Wir sind geflogen (23x, in Summe ca. 70.400 km), mit dem Bus gefahren (19x, davon 6x über Nacht, in Summe ca. 7.000 km), gelaufen (viele viele Schritte, zum Beispiel auf dem Inkatrail), haben den Zug benutzt (11x, davon 5x über Nacht, in Summe ca. 2.700 Kilometer) und das Schiff (Macau, Fiji, Vietnam), haben Autos gemietet (Selbstfahrer: ca. 7.850 Kilometer; mit Fahrer: ca. 4.500 Kilometer), sind auf Elefanten, Kamelen geritten und auf Surfbrettern – immer auf der Suche nach der perfekten Welle – alles in allem haben wir so beinahe 100.000 Kilometer zurückgelegt und bis auf Afrika und die Antarktis alle Kontinente besucht.

 

Ziel war eigentlich dabei immer nur: So viel wie möglich Neues erleben, die ausgetretenen Pfade verlassen, Neuland entdecken, die fremden Länder mit allen Sinnen fühlen, schmecken, riechen – auch wenn es dabei manchmal nicht ganz so hygienisch zuging ;-) Wenn man bedenkt, wie vorsichtig und unsicher wir (also vor allem ich) gestartet sind und wie lässig wir zurückgekehrt sind – am Anfang haben wir noch alles im Voraus gebucht, zum Schluss uns nur noch treiben lassen. Klar mussten wir unseren Zeit- und Budgetrahmen einhalten (112,- € pro Tag für uns beide zusammen für Unterkunft, Verpflegung, Transport und Eintritte), aber letzten Endes haben wir vor allem erfahren, dass es unterwegs immer und für alles eine Lösung gibt. Wir sind mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch Südamerika gereist! Hätte uns das Jemand vor 5 Jahren gesagt, hätte ich ihm sicher einen Vogel gezeigt. Aber ich kann sagen: Es ist so einfach! Und, ganz nebenbei haben wir auch noch um die 10 Kg abgenommen ;-) Ein schöner Nebeneffekt, der sich dank der vielen Bewegung und der völlig anderen Ernährung ganz von selbst eingestellt hat.

 

Was bleibt also nun am Ende übrig? Das wichtigste eigentlich überhaupt: Es braucht wirklich und wahrhaftig nicht viel um glücklich zu sein! Lernt das zu schätzen, was ihr habt und beklagt Euch nicht über das, was fehlt. Es gibt so verdammt viele Menschen auf unserer Erde, denen es so viel schlechter geht als uns hier in Deutschland. Den Luxus, 24 Stunden am Tag eine heiße Dusche und Strom aus der Steckdose zu haben, hatten wir bis vor unserer Abreise für selbstverständlich gehalten und mussten erst ganz neu lernen, dass diese Dinge für viele Menschen eben nicht alltäglich sind. Am Ende waren wir immer dann am glücklichsten, wenn wir in der freien Natur waren. Am friedlichsten war es in unserer kleinen Strandbure auf Fiji, ohne Strom, ohne Fernsehen, ohne Telefon, ohne Internet, ohne Schuhe an den Füßen. Frische Papayas von den Bäumen pflücken und im Einklang mit der Natur leben.

 

Natürlich ist uns auch bewusst geworden, was es bedeutet, völlig frei von Zwängen und vollkommen selbstbestimmt zu leben. Das Glück, einfach in den Flieger steigen zu können und dorthin zu fliegen, wohin man will, ist unbezahlbar und hat für uns, im Rückblick auf vergangenen DDR-Zeiten eine ganz andere Bedeutung bekommen.

 

Wir sind gewachsen, zusammen, aneinander. Wenn man 180 Tage lang ununterbrochen zusammen ist, gibt es keinen Platz für Geheimnisse, man erlebt sich und den anderen echt, hautnah, mit allen Höhen und Tiefen. Das mag dem Einen oder Anderen vielleicht Angst machen, aber es gibt keine bessere Chance, sich richtig und 100%ig kennenzulernen. Man erlebt auch völlig neue Seiten an sich selbst: Ich hätte nicht gedacht, meine Ansprüche an Hygiene ;-) mal so drastisch herunterzuschrauben und selbst die Übernachtung im 20-Bett-Zimmer in Adelaide hat uns am Ende nichts mehr ausgemacht. Wir waren stets einfach nur glücklich, zusammen unterwegs zu sein.

 

Während ich meistens die Sehenswürdigkeiten vor Ort recherchiert habe, hat André stets unseren Finanzrahmen geprüft und passende Unterkünfte und Verkehrsmittel gecheckt. Dabei war das Blog-Schreiben wie eine Berufung, beim Schreiben konnte ich los- und meinen Gedanken freien Lauf lassen. Es war so schön, dass dann auch immer noch so positives Feedback von Euch zurückkam. Ich bin stolz und froh, sämtliche Erlebnisse von der ersten bis zur letzten Minute aufgeschrieben zu haben und hoffe, irgendwann noch unseren Enkeln davon erzählen zu können.

 

Würden wir es wieder machen? Ja! Genau so! Wir haben unsere Entscheidung keine Minute bereut. Klar war man irgendwann mal am verzweifeln, wie in Bhikaner, Indien, als wir unbedingt Geld bei der Unterkunft sparen und für 2 € in einem völlig heruntergekommen Loch ohne Fenster mit uralten Stinke-Matratzen und alten Kamel-Decken schlafen wollten. Dann hat man halt ein paar Tränchen vergossen und sich danach wieder aufgerappelt. Oder in Vietnam, das völlig versiffte Zugabteil in dem seit gefühlten 10 Tagen und 5 Reisegästen keine Bettwäsche gewechselt worden war und die Zugtoiletten knöchelhoch in Urin versanken. Tja, das alles hat unsere Reise zu dem gemacht, was sie ist: der Reise unseres Lebens!

 

Ganz zum Schluss noch ein Dank an unsere Mütter: Wir wissen, es ist Euch unendlich schwer gefallen, uns losziehen zu lassen. Danke, dass ihr uns unterstützt habt, dass ihr stets die ersten Leser unserer Blogeinträge wart, dass ihr immer so fleißig geschrieben und kommentiert habt, uns unterwegs mit Kinderschokolade und (mich mit) Mascara versorgt habt, dass ihr Vertrauen hattet und Eure eigenen Ängste einfach heruntergeschluckt habt. Wir sind stolz auf Euch!

 

Das war`s nun also: Wirsinddannmalunterwegs, Jana und André, sagen Tschüss. Erhaltet Euch Euer Fernweh, Eure Entdecker- und Abenteuerlust. Denn vergesst nicht: „Die Welt ist ein Buch und wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.“

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