Mo

13

Jun

2011

Zimmer F32 bitte!

Nach dem André aufgrund seines Affenbisses vor mittlerweile 3 Tagen nun heute seine zweite und letzte Booster-Impfung gegen Tollwut erhalten musste, hieß das für uns, inzwischen zurück in Delhi, erneut auf die Suche nach einem guten Krankenhaus zu gehen. Der Stadtteil, in dem unser Hotel liegt, quillt glücklicherweise über vor privaten Kliniken, so dass wir die ziemlich freie Auswahl hatten. Im ersten sagte man uns gestern noch, dass das benötigte Medikament nicht vorrätig sei, so testeten wir heute Morgen die Servicefreundlichkeit des Hotelpersonals, in dem wir sie baten, ein gutes Krankenhaus in der Nähe ausfindig zu machen, welches den Impfstoff vorrätig hat. Dank der lieben Unterstützung von Heike, Andrés Mom, hatten wir die Rückversicherung eines Tropenarztes aus Dresden eingeholt, was auch mir endlich ein etwas beruhigendes Gefühl gab. Gesagt, getan, ab ging es mit dem Tuktuk in die vom Hotel empfohlene Klinik. Dort angekommen passierten wir erst einmal Flughafen-ähnliche Sicherheitskontrollen, ehe wir in der Notaufnahme nach dem zuständigen Arzt fragten. Der nette junge Mann vom Infoschalter schickte uns daraufhin in den ersten Stock zum Zimmer F32. Dort wartete eine ältere Krankenschwester mit einem immensen Damenbart, nur um uns zu erklären, dass wir die Medikation selbst in der krankenhauseigenen Apotheke kaufen, anschließend zum Kassenschalter F18 gehen sollten, um dort die Kosten für die Injektion zu begleichen und dann zu ihr zurückkommen müssten. Okay, also auf zur Apotheke. Der dort tätige Angestellte kannte jedoch weder das Medikament, noch konnte er uns sagen, wo dieses erhältlich sei. Also wieder ab zu Zimmer F32. Ein mittlerweile neu eingetroffener Arzt erklärte uns nun in gebrochenem Englisch, dass der Impfstoff nur in der französischen Apotheke erhältlich sei, die auf der anderen Straßenseite des Krankenhaus wäre. Als wir erneut aus dem tiefkühltruhen-klimatisierten Krankenhaus ins Freie traten, konnte uns natürlich niemand der anwesenden Sicherheitsbeamten sagen, wo sich denn die besagte Apotheke befände. Das haben wir auch noch nicht erlebt, dass der Patient sich seine Medikation selbst kauft und damit zurück ins Krankenhaus geht, um sich damit behandeln zu lassen. Okay, also klapperten wir sämtliche Apotheken auf der nächsten Straße ab und wurden dann auch endlich fündig. Mit der Packung ging es schließlich zurück in die Klinik, zunächst zum Kassenschalter und dann, zum mittlerweile dritten Mal, ins Zimmer F32, wo André endlich die dringend benötigte zweite Injektion erhielt. Erleichtert verließen wir verrichteter Dinge nach gut 1 ½ Stunden das Krankenhaus und fühlten uns wie Asterix und Obelix in Rom, erinnert ihr Euch, als diese in der Anstalt von Schalter zu Schalter geschickt wurden, um permanent neue Formulare für einen wiederum neuen Schalter auszufüllen???

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Mo

13

Jun

2011

Angetajt

Ja, wir haben das Taj Mahal natürlich auch angetatscht. Wenn man einmal vor so einem beeindruckenden Weltwunder steht, muss man es einfach auch mal anfassen. Sozusagen um zu prüfen, ob es auch wirklich echt ist und nicht nur ein Traum. Mit dem Taj Mahal ist nun auch die letzte große Sehenswürdigkeit unserer Reise erkundet, die letzte Etappe abgehakt. Als wir am vergangenen Donnerstag im Licht der aufgehenden Sonne dann wirklich und wahrhaftig vor ihm stehen, können wir es selbst kaum glauben. Sind wir nun wirklich am Ende unserer 6-monatigen Weltumrundung angekommen? Ajay hat uns eingebläut, wir sollen früh da sein und das für uns völlig unnatürliche, an Quälerei grenzende, noch vor dem ersten Hahnenkrähen aus dem Bett Schälen, hat sich tatsächlich gelohnt. Pünktlich um kurz vor 6 Uhr stehen wir am Ticketschalter und gelangen als eine der ersten Besucher des heutigen Tages auf die Anlage. Noch herrscht Ruhe vor dem großen Sturm, ehe tausende Touristen und noch mehr Souvenirverkäufer einfallen und das angenehme Ambiente in einen surrenden Bienenkorb verwandeln. Das Taj Mahal ist eines der bedeutendsten Bauwerke der Welt und seine Geschichte ist so tragisch, dass jeder Schmachtroman-Autor seine Freude daran hätte. Als Andenken an seine, bei der Geburt seines 14. Kindes, verstorbene geliebte Frau, begann Großmogul Shah Jahan 1631 das Mausoleum zu errichten. Die Kosten des Bauwerks verschlangen alles Geld der Herrscherfamilie und aus Angst vor dem Ruin, entmachtete sein eigener Sohn den Mogul und steckte ihn für den Rest seines Lebens ins Gefängnis, ehe er ihn nach seinem Tod neben dem Grab seiner Frau beerdigte. Diese Form der Totenverehrung war den Hindus bis dahin völlig fremd, da einer ihrer Glaubensgrundsätze die Wiedergeburt ist und sie so ihren Toten keine Denkmäler errichten.

Eines der 3 Eingangstore zum Taj
Eines der 3 Eingangstore zum Taj

Wir gelangen durch eines der 3 symmetrisch angeordneten, jedoch im Gegensatz zum Taj unterschiedlich gestalteten, riesigen Eingangstore und da liegt es vor uns. Wie auf den unzähligen Fotos, die wir bereits gesehen haben, führt ein langer Wassergraben auf das komplett rechteckige, aus weißem Marmor geschaffene Gebäude zu. Der Anblick ist so harmonisch, dass wir erst einmal verharren und staunen. Oftmals ist es ja so, dass man bei solchen berühmten Bauwerken mit entsprechenden Erwartungen an die Sache herangeht, weil man es schon auf so vielen Plakaten, Postkarten, in Filmen und im Fernsehen gesehen hat. Wenn man dann aber irgendwann leibhaftig davor steht, ist man meist eher enttäuscht, weil es doch nicht so aussieht und man erkennen muss, dass oftmals Photoshop seine Hände im Spiel hatte. Nicht so beim Taj Mahal. Sein Anblick ist einfach unbeschreiblich. Dieses riesige, in blendendem Weiß gehaltene Grabmal erinnert eher an einen Palast denn an eine letzte Ruhestätte. Langsam laufen wir die Allee entlang und immer größer hebt sich das Gebäude gegen den leicht violett farbenen Himmel ab. Noch ist die Sonne nicht ganz aufgegangen, lange Schatten liegen auf den Grünflächen zu unserer Rechten.

Das letzte Highlight einer langen Reise: Das Taj Mahal
Das letzte Highlight einer langen Reise: Das Taj Mahal

Bevor wir die Stufen zum Eingang hinaufgehen, müssen wir uns „Schuhkondome“ ausleihen, eine Art Stofftüten für die Schuhe, damit das kostbare Marmor nicht beschädigt wird. Natürlich sollen wir auch hier wieder ein paar Rupies abdrücken (hatte Ajay nicht gesagt, das sei umsonst?). Fairerweise muss man ja aber sagen, dass der Eintritt ins Taj für weltliche Verhältnisse relativ billig ist. 750 Rupies, also um die 12,50 € kostet er, für westliche Touristen ein Witz, doch für Inder unbezahlbar. Darum gibt es für die Einheimischen auch einen viel günstigeren Preis, was wiederum die vielen Preller und Schlepper bedeutet. Aber noch ist es still, als wir in die heiligen Hallen eintreten. Innen ist es stockfinster und es dauert eine Weile, bis sich unsere Augen an das Dunkel gewöhnt haben. Erst dann erkennen wir den Sarkopharg exakt in der Mitte unter der Kuppel. Im Gegensatz zur üppigen Fassade ist das Innere des Taj Mahals eher nüchtern, seine Form mutet ein wenig an die der Frauenkirche an. Andächtig laufen wir einmal um die Gräber herum, 20 Jahre hat es gedauert, dieses Bauwerk zu erschaffen.

Sieht im Sonnenlicht noch schöner aus...
Sieht im Sonnenlicht noch schöner aus...

Als wir wenig später wieder hinaus ins Freie treten, zeigen sich gerade die ersten Sonnenstrahlen. So früh am Morgen ist der für Indien typische Smog und Dunst noch kaum spürbar und wir haben sogar richtig blauen Himmel. Sofort wirkt das Marmor noch blendend weißer und erst jetzt wird einem die ganze Magie dieses Ortes bewusst. Wir müssen uns eine Weile setzen, um diesen Anblick ganz zu verinnerlichen. Mit etwas Wehmut beobachte ich das immer stärker werdende Treiben um uns herum. Noch heute geht es für uns zurück nach Delhi und in wenigen Tagen zurück nach Deutschland. Waren wir jetzt wirklich ganze 6 Monate unterwegs? Wir machen noch dutzende Fotos ehe uns die zunehmende Hitze zurück in Richtung Hotel treibt. Wir blicken nicht zurück, und laufen zügig an den dutzenden Ständen vorbei, deren Besitzer gerade ihr Hab und Gut für die kommenden Touristen ausbreiten. Die ersten obligatorischen Möchtegern-Guides und Rikscha-Fahrer belagern uns, doch wir winken nur müde ab und gehen weiter. Ajay empfängt uns noch ganz verschlafen, offensichtlich hatte er sich noch einmal auf`s Ohr gelegt und nicht so schnell mit unserer Rückkehr gerechnet. Dabei ist es inzwischen fast 8 Uhr und wir waren 2 Stunden unterwegs.

Erst aus dieser Perspektive werden einem die gewaltigen Dimensionen dieses Bauwerks bewusst
Erst aus dieser Perspektive werden einem die gewaltigen Dimensionen dieses Bauwerks bewusst

Direkt nach dem Frühstück brechen wir auf in Richtung Delhi. Noch einmal 4 Stunden Fahrtzeit, mindestens, liegen vor uns. Ganz Agra scheint gerade zum Leben zu erwachen und auf den Straßen herrscht dichtes Gedränge. Am Flussufer sehen wir die Inder ihr Morgengeschäft verrichten, da hocken sie, im Abstand von 10 Metern, die Gesichter einander zugewandt, mit heruntergelassenen Hosen. An diesen Anblick werden wir uns wohl nicht mehr gewöhnen. Wie auf Kommando rülpst Ajay lautstark, wir lachen und ich muss an einen Artikel aus einem anderen Weltreise-Blog denken. Der Autor schrieb, dass die Inder jeglichen Körperphänomenen ungehindert und ungeniert nachgeben. Sei es pinkeln, rülpsen, schniefen, pupsen oder naja, ihr wisst schon, schlimmeres. Naja. Wenigstens haben wir es dank extremer Vor- und Umsicht geschafft, nicht in eine der tausenden herumliegenden Tretminen zu tapsen.

Abschied von Ajay
Abschied von Ajay

Am frühen Nachmittag setzt uns Ajay direkt vor unserem Hotel ab. Gute zwei Stunden Fahrtzeit haben wir alleine durch die Stadt gebraucht. Delhi ist riesig. Und laut. Das Gehupe nervt mittlerweile nur noch. Wir machen noch einen kurzen Stopp bei Mc Donalds und freuen und über den zweiten Chicken-Burger innerhalb von 3 Tagen. Als die Schilder für Karol Bagh auftauchen, ist es dann nicht mehr weit und uns die Straße schon bekannt. Von hier sind wir vor exakt 3 Wochen gestartet. Im Hotel werden wir direkt herzlich vom Eigentümer wiedererkannt. Ein bisschen ist es komisch, zum letzten Mal das ganze Auto leerzuräumen und Ajay Lebewohl zu sagen. Die Verabschiedung zu ihm ist dann kühler als erwartet. Haben wir ihm etwa nicht genug Trinkgeld gegeben? Er gibt uns kurz die Hand und braust dann davon. Okay, nach 3 Wochen hat er vielleicht einfach Sehnsucht nach seiner Familie. Im Zimmer mache ich erst einmal einen Freudentanz und werfe mich auf`s Bett. Endlich wieder ein uneingeschränkt sauberes Zimmer mit weißen, fleckenfreien Laken.

 

Alle weiteren Fotos von Agra gibt`s hier.

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So

08

Mai

2011

Voll aggro in Agra

Die indische Bürokratie ist doch wirklich zum Haare raufen. Nach dem wir ja bereits in Deutschland mit dem Beantragen des Visas beinahe an die Grenzen unserer Geduld gelangt sind, setzt sich diese ganze Sesselpupserei und Prinzipienreiterei hier unverändert fort. Da kommt mir direkt ein alter Beamten-Kalauer in den Sinn (mögen es mir die Beamten unter unseren Lesern nachsehen): Warum benutzen Beamte grundsätzlich 3-lagiges Toilettenpapier? Weil sie für jeden Sch… zwei Durchschläge brauchen. Ha ha. Heute jedenfalls waren wir auf dem Postamt, um unsere gesammelten Postkartenwerke aufzugeben (man darf die nämlich nicht in den Briefkasten werfen, weil sonst die Postboten angeblich die Marken ausschneiden und weiterverkaufen und die Karten so in der Versenkung verschwinden. Riet man uns.) Also steuerten wir direkt das zentrale Postamt in Agra an. Ich sage nur eins: Ein Hühnerstall ist nichts dagegen. Dass die Inder nicht gerade systematisch arbeiten, war uns ja schon bekannt. Aber so etwas habe ich noch nie erlebt. Da standen dutzende Schreibtische wahllos durcheinander in einem riesigen Raum. Offensichtlich herrschte Selbstbedienung, denn wir traten direkt an einen Mitarbeiter heran, der uns die Marken aus einem alten Schieberchen seines noch älteren Sektretärs kramte. Uns gegenüber, auf der anderen Seite der Tische war eine lange Theke, hinter der sich hunderte Inder drängten, die alle mehrere Geldscheine in den Händen hielten. Und was sollte das bedeuten? Nach dem wir die Marken auf die Karten geklebt hatten, ging es zum nächsten Sachbearbeiter. Der wiederum quälte sich aus seinem Stuhl, durchsuchte seinen vermüllten Spind und förderte einen antiken Stempel zu Tage, mit dem er die Marken entwertete. Leider hatten wir auf einer Karte die genaue Adresse noch nicht vermerkt, dies wollte ich später im Hotel nachholen. Nun war aber schon die Marke entwertet und das bedeutete, ich durfte die Karte nicht mehr in die Hände bekommen, geschweige denn mit dieser gefährlichen Karte das Postamt verlassen. Au weia. Was könnte man denn damit bloß Schlimmes anstellen? Das einzige, wahrhaftige Siegel fälschen? Ich merkte schon, wie mein Blut anfing in Wallung zu geraten. Was angesichts der Situation Touristin versus indischem Beamten wohl eher keine gute Idee war. Also versuchen, ruhig durchzuatmen und die fehlende Adresse zu Hause telefonisch zu erfragen. Gesagt getan und nach einigem Hin und Her konnte ich die fehlende Straße auf der besagten Karte nachtragen und sie nun endgültig aufgeben. Sehnsüchtig sah ich ihr nach, wie sie in einem der tausend verschiedenen Fächer verschwand, in einem urigen Holzregal, versehen mit Nummern. Ihr Lieben, falls sich der Beamte jedoch durch meine unwirsche Art etwas auf den Schlips getreten gefühlt hat, kann es nun durchaus sein, dass er sämtliche Karten vor lauter Wut im nächsten Mülleimer versenkt hat. Ajay hat zwar geschworen, dass das nicht passieren würde und man denjenigen Mitarbeiter dann dafür haftbar machen würde, aber wie bitte soll das im Nachhinein geschehen? Wir werden bestimmt nicht nach 6 Monaten, wenn unsere Karten immernoch nicht angekommen sind, zurück nach Indien fliegen, nach Agra fahren und uns den Kollegen zur Brust nehmen. Wir werden es also sehen. Drückt die Daumen!

 

Das nächste Malheur passierte uns im Restaurant des Hotels. Nach dem wir uns zwei ordentliche Portionen Pasta und diverse Getränke einverleibt hatten, orderten wir die Rechnung, welche uns zugegebenermaßen die Tränen in die Augen trieb. Zehn Euro für ein Mittagessen in Indien hatten wir bisher noch nicht ausgegeben. Aber gut, dafür liegt unser Hotel nun mal sehr zentral am Taj Mahal. Als der Kellner André dann jedoch auch noch freundlich aber bestimmt darauf hinwies, dass im Betrag noch keine Service-Charge enthalten sei, wurden unsere Gesichter immer länger. Okay, dann halt großzügig aufrunden, immerhin waren die Tischdecken in der Lokalität zur Abwechslung mal fleckenfrei. Die 15 Rupies schienen dem Kellner dann aber noch nicht einmal genug, er bemerkte unmissverständlich, die Gebühr betrage 10% der gesamten Rechnungssumme. Was denn, jetzt wird einem noch die Trinkgeldhöhe vorgeschrieben??? Jetzt wurde sogar André unwirsch. Stellt Euch einmal vor, in Deutschland würde ein Restaurantmitarbeiter eigenmächtig eine fixe Summe Trinkgeld von den Gästen einfordern? Um es einmal mehr mit Tommy Jauds Worten zu sagen:  Da wir den Wettbewerb „nettester Tourist“ eh längst verloren haben… Naja, in diesem Lokal werden wir uns wohl nicht wieder blicken lassen dürfen. Aber egal. Hoffen wir, dass der Anblick des Taj Mahals uns ein wenig mit dieser rüden Stadt Agra versöhnt.

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So

08

Mai

2011

Mister Brain und Schlingeline gefangen im goldenen Dreieck

Auf meinem Kopf kann man Spiegeleier braten. Es ist 12 Uhr mittags, die Sonne steht direkt über uns im Zenit und wir laufen vom Parkplatz zum Fort von Fatehpur Sikri. Der Touri-Bus, der uns eigentlich für 10 Rupies zum Eingang hätte bringen sollen, ist uns direkt vor der Nase weggefahren und angesichts der hunderten Souvenirkäufer, die uns umgeben wie lästige Fliegen, haben wir lieber gleich die Flucht ergriffen und laufen die knapp 500 Meter. Natürlich immer begleitet von ca. 10 nervtötenden jungen Männern, die uns pausenlos mit „Where are you from?“ bestürmen. Es ist immer dieselbe Leier. Erst fragen sie einen, woher man kommt und wenn man darauf antwortet, kramen sie stolz ihre 5 Brocken Deutsch hervor. Das mag bei einem noch ganz lustig sein, aber nicht bei Hunderten. Ja, ja, I come from the country behind the sieben Bergen with the sieben Zwergen. Wir haben wirklich alles versucht. Ignorieren, zurückfragen, schneller weitergehen, nichts hilft. Sie akzeptieren kein Nein. Je schroffer man antwortet, desto näher rücken sie einem auf die Pelle. „Hello, hello, hello, Madam. Hello Sir. Very cheap. Please.“ Das geht dann bis zum Angrabbeln, und da hört selbst bei mir die Geduld auf. In Pushkar gab es folgendes witziges T-Shirt:

Ein hilfreiches T-Shirt für Indien
Ein hilfreiches T-Shirt für Indien

Dieses hätten wir uns wohl zulegen sollen. Ich erinnere mich zurück an Hong Kong und im Nachgang kommen mir die Schneider und Uhrenverkäufer dort ausgesprochen rücksichtsvoll vor. Wir haben Ajay gefragt, warum das Dreieck Delhi, Jaipur, Agra als Golden bezeichnet wird. Er konnte es uns nicht sagen, aber jetzt wird uns klar, dass hier für Souvenirverkäufer goldene Zeiten herrschen. Bei der Anzahl an Pauschaltouristen, die hier durchwalzen??? Waren in Jaisalmer und Udaipur noch eher vereinzelt Touristen unterwegs, brummt hier die Branche. Reisende aus aller Welt werden in Scharen in riesigen klimatisierten Reisebussen von Delhi hierher gekarrt, na klar wittern da die Einheimischen ihr großes Geschäft. Ganz bizarr wird es dann, wenn ein besonders großer Bus anrollt und 15 Männer zum Rennen ansetzen, um sich den Insassen als Guide anzubieten. Ja ja, das ist dann direkt wieder wie in Sapa, Vietnam, mit den Black Hmongs.

Dieser alten Frau waren 7 Rupies für ein Foto tatsächlich zu wenig
Dieser alten Frau waren 7 Rupies für ein Foto tatsächlich zu wenig

Am schlimmsten sind die Kinder. Unablässig ziehen sie an den Sachen, als würde man ihnen dadurch plötzlich doch Aufmerksamkeit schenken, wenn man sie vorher 5 Minuten ignoriert hat. Ajay sagt folgendes: Auch wenn wir mit all unserer Reiseerfahrung 100% aller Tricks kennen, die Souvenirverkäufer kennen garantiert 101%. Und tatsächlich. In jeder neuen Stadt gibt es einen neuen Trick. Ein kleiner Junge zum Beispiel fragt uns schüchtern, ob wir ihm einen Euro in Rupies wechseln, er könne mit unserer Währung nichts anfangen. Klar sind wir so nett. Kein Problem. Nur wissen wir, dass er den nächsten Europäer erst anbettelt, ob dieser ihm einen Euro gibt, mit der Begründung, er würde ausländische Münzen sammeln. Das wiederum haben wir nämlich selbst schon auf früheren Reisestationen erlebt. Und nach dem hundertsten Ali Baba, den wir im Fort getroffen haben, wollen wir am liebsten auch nur noch die 40 Räubern um Hilfe rufen. Richtig schlimm wird es, wenn zwei verloddert aussehende Kleinkinder vor einem stehen und sich hungrig über ihre Mägen streichen und mit den Augen gierig nach unserer Cola-Flasche schielen. Dann geraten Herz und Verstand regelmäßig aneinander und dunkle Wolken werfen düstere Schatten auf die goldenen Zeiten.

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Sa

07

Mai

2011

Ein Affenbiss in der rosaroten Stadt

Mein Gehirn produziert auf Sparflamme. Seht mir die sparsamen Blogeinträge in der letzten Woche nach, bei der Hitze fällt jeder Gedanke schwer. Die Worte purzeln nicht wie gewohnt flüssig hervor, alles ist zäh wie Kaugummi. Mittags vegetieren wir in der Regel im klimatisierten Hotelzimmer vor uns hin, jeder Schritt vor die Tür wäre eine Qual. Schlaaaaafen. Die Wasserflasche ist unser stetiger Begleiter. Noch nie haben wir so viel Flüssigkeit in uns hineingeschüttet. Und die kommt postwendend wieder hervor. Aus jeder Pore. Der Schweiß rinnt uns in Strömen die Stirn und den Rücken hinunter. Wie machen das all die verhüllten Frauen in ihren 10-lagigen Saris? Ich sehne mich nach Shorts und Spaghetti-Trägern. Statt dessen müssen Knie und Schultern stets bedeckt sein. Ist das nicht der Fall, fühlt man sich wie der Rattenfänger in Hameln – die indischen Männer rennen einem in Scharen hinterher. Je unattraktiver, desto aufdringlicher. Indische Männer halten mit ihrer Meinung nicht hinter den Berg. Da wird geschnalzt, gegurrt, gegluckst, gepfiffen und geglotzt, was das Zeug hält. Einfach mal ein bisschen spazieren um den Block gehen? Unmöglich. Mittlerweile machen wir uns mit Ajay einen Witz daraus, zu behaupten, wir seien deutsche Prominente, Schauspieler, dann krame ich meine Sonnenbrille im Pilotenstil hervor und setze sie mir filmreif auf die Nase. Das klappt ganz prima, nur ein Autogramm wollte noch keiner.

Die Fassade des Palastes der Winde - eines der meistfotografierten Motive Indiens
Die Fassade des Palastes der Winde - eines der meistfotografierten Motive Indiens

Unser Aufenthalt in Jaipur, der Hauptstadt Rajasthans, verhieß etwas mehr Ruhe und Zeit für uns. 3 Nächte am selben Ort, Programm nur vormittags und in den Abendstunden. Wir haben die Zeit direkt genutzt, um ein paar Besorgungen und Erledigungen vorzunehmen. So war André nach mittlerweile 2 ½ Monaten endlich mal wieder beim Friseur. Der Schnitt hat direkt unser Reisebudget gesprengt und sage und schreibe 50 Rupies gekostet. Jetzt googelt mal schnell den aktuellen Wechselkurs ;-) und ihr werdet sehen, dass das nicht mal ein Euro ist. Anschließend gab es noch eine Kopfmassage, bei der ich eher Angst hatte, man würde André das Genick brechen. Der Friseur drehte und zerrte an Andrés Kopf herum, das mir ganz schlecht wurde. Ihm hat es jedenfalls gefallen. Ja und dann waren wir endlich beim Schneider und haben meinen in Nepal erworbenen Stoff zu einem stilechten indischen Salwar Kameez schneidern lassen. Damit ich die letzten Tage in Indien noch ganz landestypisch herumwandeln kann. Das Ergebnis sehr ihr hier:

Sehe ich nicht schon fast wie eine richtige Inderin aus?
Sehe ich nicht schon fast wie eine richtige Inderin aus?

Jaipur selbst jedenfalls hat uns auf den ersten Blick gefallen. All die Häuser aus rotem Sandstein, die der Stadt ihren Namen gaben, die engen Gassen, Märkte und natürlich das Wahrzeichen, der Palast der Winde, rechtfertigen einen Aufenthalt von mehr als einem Tag. Zu den absoluten Highlights gehörte natürlich auch das Fort in Amber, welches zu den schönsten in ganz Rajasthan gehört. Den Elefantenritt für 900 Rupies zum Eingangstor haben wir uns direkt geschenkt. Die armen Tiere, die in der prallen Sonne den steilen Auf- und Abstieg dutzend Mal bewältigen müssen. Und das unter der Last mehr oder weniger kräftiger Pauschaltouristen. In Jaipur, das erkennen wir schnell, trennt sich die Spreu vom Weizen. Zum ersten Mal sehen wir nicht nur Individualtouristen sondern reine pauschale Massenabfertigung. Der Innenhof das reinste Volksfest mit Gauklern, Schlangenbeschwörern und Souvenirverkäufern. Hunderte sonnenverbrannte Touris stürmen die Festung, auf den Köpfen billige Turbane – „fremdschämen“ bekommt hier eine ganz neue Bedeutung, wenn Ü-50 Frauen in schulterfreien Minikleidern herumstolzieren. In Malle am Strand mag das ja gehen, aber doch nicht im prüden Indien!

Das Fort in Amber
Das Fort in Amber

Als ganz besondere Sehenswürdigkeit Jaipurs hatte uns Ajay noch den Affentempel Galta empfohlen, der eigentlich als heilige Badestelle für Pilger gedacht war, nun aber den um die 5.000 dort lebenden Affen überlassen wurde. Besonders bei Sonnenuntergang sei der Anblick sensationell und die Affen ausgesprochen liebenswürdig. Die Taschen voll mit Erdnüssen war es nicht schwer, die hunderten Tierchen für uns einzunehmen und André, mit seiner ausgesprochenen Tierliebe, hatte seine helle Freude daran zuzusehen, wie die Tiere ihm sprichwörtlich aus der Hand fraßen. Natürlich hatten einige auch Jungtiere, welche nun mal eben besonders fotogen sind. Bei einem Versuch, André mit einem der kleinen Äffchen auf`s Bild zu bringen, geschah dann das Unglaubliche. Hatte zunächst nur die Mutter die Zähne gefletscht, sprangen plötzlich mehrere männliche Tiere auf André zu und einer verbiss sich direkt durch die Shorts in Andrés Oberschenkel. Na toll, musste das ausgerechnet noch in unserer letzten Woche passieren? Vom Tempel ging es dann auch gleich mal direkt ins Krankenhaus. Glücklicherweise hatten wir uns ja bereits vor Reiseantritt gegen Tollwut impfen lassen, so dass nun „nur“ noch eine Booster-Auffrischung notwendig war. Ob der indischen Hygiene war ich entsprechend nervös, der Arzt machte jedoch einen guten und kompetenten Eindruck, so dass sich André ohne Bedenken in seine Obhut gab. Nach einigen Verständigungsschwierigkeiten waren wir uns dann alle einig, dass Tollwut auf Englisch „Rabies“ heißt. Das muss man mal verstehen – alle Impfungen tragen internationale Namen, nur Tollwut nicht. Und was lernen wir daraus? Keine Tierkontakte mehr in Asien!!!

Ein putziger Anblick, so ein Affe beim füttern
Ein putziger Anblick, so ein Affe beim füttern

Die restlichen Impressionen findet ihr hier.

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Sa

07

Mai

2011

Pushkotz

Der allgemeinen Begeisterung über Pushkar können wir uns jedenfalls nicht anschließen. Okay, wer auf rastabehaarte, selbstgebatikte T-Shirts-tragende Mitfünfziger steht, mag hier am richtigen Ort sein, aber wer auf die wahnwitzige Idee kommt, in einem kleinen Wallfahrtsort Ruhe zu suchen, wird sich hier vollkommen fehl am Platz fühlen. Das kleine Örtchen, der Pilgerort Rajasthans schlechthin und bekannt durch das Pushkar Mela, eines der größten Feste Asiens, welches jedes Jahr im November stattfindet, liegt ebenfalls an einem kleinen See und sollte durch seine unzähligen Ghats, Tempel und weiß gekalkten Häuschen angeblich besonders sehenswert sein. Schon der erste Spaziergang von uns ins Stadt-Zentrum ließ jedoch eher Entsetzen und Aggression denn Spiritualität aufkommen. Mehrere äußerst aufdringliche Inder versuchten uns hartnäckig heilige Blüten zu verticken und uns den Zutritt zu den öffentlichen Ghats zu verweigern. Die angeblich so beschauliche Atmosphäre in der Fußgängerzone mutete eher wie ein riesiger Jahrmarkt (oder die Bunte Republik Neustadt) an: kopierte CDs, kunterbunt bedruckte Hosen und Shirts im 70-er Jahre Stil sowie allerlei Shishas, Wunderlampen und billiger Schmuck sollten wohl Hippies aus aller Welt anlocken. Die saßen dann auch langhaarig, unrasiert und mit Sicherheit Hanfkeks-essend in einem der dutzenden Straßencafés – laut Ajay überwiegend Israelis, die auf der Suche nach dem ultimativen Rausch sind.

Einer der Sadhus in Pushkar
Einer der Sadhus in Pushkar

Bei all der grässlichen Klamotterie fällt mir direkt noch ein witziger Satz aus dem Reiseführer ein: „Bevor man in Pushkar in einen Kaufrausch verfällt, sollte man sich überlegen, ob das, was in Indien modern ist, man auch zu Hause tragen würde.“ Und das der so heilige See aufgrund seiner zunehmenden Vermüllung seit 2008 ausgebaggert wird und damit nur klägliche stinkende Wasserreste beinhaltet (in denen die Inder dann tatsächlich trotzdem noch baden und ihre Wäsche waschen), war uns auch nicht klar. Der so typisch indischen Mentalität, allen anfallenden Müll einfach auf die Straße zu werfen, versucht man hier offensichtlich Einhalt zu gebieten. Das der See aufgrund der Bestattungsrituale auch von Knochenresten befreit werden musste, jagt uns dann direkt einen Schauer über den Rücken. Letzteres ist übrigens inzwischen verboten. Da war es beinahe eine Erleichterung in den angenehm kühlen Abendstunden die Stufen zum Saraswati-Tempel hinaufzusteigen und zum ersten Mal in diesen Tagen völlig unbehelligt von dreisten Verkäufern und Bettlern den Sonnenuntergang in aller Stille genießen zu können.

 

Bei all dem Rummel hatten wir nur wenig Lust, Fotos zu machen, daher nur einige wenige Pics.

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Sa

07

Mai

2011

Muggelalarm in Venedig

Millionen haben ihn gelesen: Harry Potter, das Kinderbuch schlechthin des vergangenen Jahrzehnts. Wer hat nicht mit ihnen gefiebert, mit Harry, Ron und Hermine, wie sie gegen Lord Voldemort angetreten sind? Und natürlich wissen wir auch alle, was Muggel sind, nämlich normale Menschen, ohne Zauberkraft. Umso verwunderter waren wir, dass Ajay während unserer Rajasthan-Rundreise immer häufiger das Wort „Muggel“ in den Mund nahm. Bis wir herausgefunden haben, dass damit jedoch die Mogul-Herrscher gemeint waren, hat es etwas gedauert. In Udaipur, dem Venedig des Ostens, angekommen, stand jedenfalls alles ganz im Zeichen der Romantik. „The romantic city“, wie Udaipur, ganz im Süden Rajasthans auch genannt wird, besticht vor allem durch seine Lage am Lake Pichola, an dessen Ufer sich 5-Sterne-Hotels aneinanderreihen, wie Perlen an einer Schnur. Durch die Wasserlage gibt es natürlich auch unzählige Ghats, die hier glücklicherweise nur für rituelle Bäder denn für Bestattungszeremonien genutzt werden. Die Geschichte Udaipurs steht ganz im Zeichen von wechselnden Herrschern, die sich alle mehr oder weniger selbst architektonisch verwirklicht haben, was einen überraschend harmonischen Gesamteindruck macht. Wahrzeichen ist, neben dem berühmten Lake Palace Hotel natürlich der City Palace, die größte Palastanlage ganz Rajasthans. Die gesamte Palastanlage nimmt beinahe eine komplette Seeseite ein und ist besonders bei Nacht im Schein der Lichter sehenswert. Beim Streifen durch die schmalen Altstadtgassen mit hunderten Schneidern, Händlern und Juwelieren entdeckten wir zu unserer großen Freude und Überraschung eine deutsche Bäckerei. Im Café Edelweiß (kein Witz!) gab es Apfelkuchen, Brötchen, Apfelschorle und Kaffeespezialitäten. Ich brauche jetzt wohl nicht extra zu erwähnen, dass wir nach mehreren Wochen indischem und vor allem überwiegend vegetarischen Essen die in Udaipur verbrachten Tage die neuen Stammgäste dieser Lokalität waren. Nicht, dass ich die indische Küche jetzt schlecht machen will, es ist durchaus beeindruckend, wie vielfältig die Rezepte sind. Hier ein paar Beispiele:


Aloo Chat: Mix of Potatoes, Onions, Tomatoes and Indian Spices and Herbs finished with Tamarind Chutney cold served


Tamota Dhania Ka Shorba: A classic spiced Indian Tomato soup flavored with fresh Coriander served hot


Chicken Seekh Kabab: Mince of chicken with fresh herbs, dry spices, ginger and garlic creamed butter and cheese, skewered cooked in Tandoor served with smoother onion & mint chutney


Paneer Tikka Masala: Tandoory cottage cheese simmered in a tangy onion-tomato Masala finished with Coriander, butter and Garam Masala


Aber nach dem Verkosten dieser lokalen Spezialitäten war der Anblick eines simplen Stück Apfelkuchens einfach überwältigend!

Als besondere Überraschung führte uns Ajay am zweiten Abend in ein kleines Museum, in dem eine ganz besondere Tanzaufführung vorgestellt werden sollte. Nur im Rhythmus der Trommeln und einem hiesigen Instrument, das verblüffende Ähnlichkeit mit unserem Akkordeon hatte, wiegten sich die indischen Frauen in ihren fantastischen Kostümen eine Stunde lang zu den Klängen der Musik und der melancholische leise Gesang einer alten Frau untermalte das Programm auf ganz wunderbare Weise. Als ehemalige Tänzerin bin ich ja sämtlichen Tanzvorführungen hoffnungslos zugetan, aber diesen Frauen zuzusehen, wie sie so stolz die Traditionen ihres Landes feierten, hatte etwas Wundervolles. Noch immer ergriffen wanderten wir hinterher durch die Dunkelheit und Ajay zeigte uns ein paar ganz spezielle Orte der Stadt, von wo aus man bei Nacht die schönsten Impressionen gewinnen konnte.

Udaipur am Lake Pichola
Udaipur am Lake Pichola
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Fr

06

Mai

2011

Real Life in India

Was das wahre Leben in Indien wirklich ausmacht, abseits der Touristenpfade, abseits von märchenhaften Palästen, prunkvollen Schlössern und 5 Sterne Hotels, ist für uns als Europäer schwer vorstellbar, geschweige denn zu verdauen. Das es in ländlichen Regionen an der Tagesordnung ist, dass es keine medizinische Versorgung gibt, nicht ausreichend zu essen, keine Chancen auf Schule oder Ausbildung. Dass 15-jährige Mädchen an den nächstbesten Trunkenbold verheiratet werden und so mit 16 Jahren ihr erstes Kind bekommen. Das Frauen sämtliche Arbeiten verrichten, inkl. Hausarbeit, Kindererziehung, Bauarbeiten/Reparaturen am Haus, Wasserbesorgung, Landwirtschaft, während viele indische Männer nur herumlungern und trinken. Das Mädchen generell nicht viel wert sind, es in besseren Kreisen immer noch üblich ist, vor der Geburt eine „natürliche Auslese“ vorzunehmen, das heißt, bereits während der Schwangerschaft zu ermitteln, ob es ein Mädchen oder Junge wird und in vielen Fällen Mädchen knallhart abgetrieben werden (jährlich ca. 900.000 weibliche Föten!). Weil die Eltern des Mädchens die komplette Aussteuer tragen müssen und das Mädchen nach der Hochzeit seine eigene Familie verlässt, um mit der ihres Mannes zu leben. Das alles sind Tatsachen, vor denen man als Indien-Reisender nur schwer die Augen verschließen kann und die einem stellenweise vor Wut Tränen in die Augen treiben. In keinem Land liegen Armut und Reichtum so eng beieinander und in keinem Land würde die Bevölkerung mit dieser Situation so friedlich umgehen wie hier. Dank des Hinduismus nimmt man seine Situation lieber an und macht das Beste daraus, als sich mit Gewalt mehr zu holen, als einem laut Kastenzugehörigkeit zusteht. Und so haben wir Frauen und Mädchen getroffen, die die Last ihres Lebens so tapfer tragen und uns dabei noch so freundlich, offenherzig und, vor allem, neidlos begegnet sind. Frauen, die mit 4, 5 oder mehr Kindern in Hütten aus Ästen leben, zusammen mit Schweinen und Ziegen, auf dem Lehmboden kochen und schlafen, während es im Winter bis zu 0° werden kann. Die Kindersterblichkeit beträgt in solchen Dörfern 50-60%! Es gibt keine Geburtenregister, und, wenn tatsächlich ein Kind stirbt, dürfen die Frauen nicht einmal bei der Beerdigung dabei sein. Da mag einem das Wort „Sklaverei“ in den Sinn kommen, wenn man ohnmächtig und fassungslos vor diesen starken Frauen steht, deren Hände gegerbt von der harten Arbeit sind und deren Gesichter und Augen einem unter die Haut gehen. Wir, die wir uns über solche Banalitäten wie schlechtes Wetter beklagen. Ja, die Deutschen sind gut im wehklagen und lamentieren und all diesen Menschen, die sich so gerne selbst bemitleiden (und davon möchte ich mich selbst nicht ausnehmen), möchte ich eines sagen: Bevor ihr weiter jammert, weil Euer Fernseher, Auto, Haus, Konto nicht groß genug ist, fahrt lieber nach Indien und tut etwas Gutes! Sammelt zum Beispiel Kleider, die bei Euch eh nur ungetragen im Schrank hängen. Oder kauft den armen Menschen etwas zu Essen. In Indien fehlt es an Allem! Und nichts ist schöner, als diesen Menschen ein Lächeln auf ihre Gesichter zu zaubern. Zum Beispiel auch, wenn man einfach mal aus dem Auto aussteigt und mit anpackt. Das haben wir getan, und wenn es auch nur für den Bruchteil von ein paar Minuten war, sich die Zeit zu nehmen, um Seite an Seite mit den Einheimischen deren tägliche Arbeit zu verrichten, hat uns mehr gegeben, als alle materiellen Souvenirs unserer Reise.

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Do

05

Mai

2011

Blau, blau, blau, blüht der Enzian…

…und sind die Fassaden von Jodhpur, nicht umsonst „Die blaue Stadt“ genannt. Was ursprünglich zum Schutz gegen Termiten gedacht war (die Beimischung von Indigo zur Kalktünche für die Fassaden), ist heute das Markenzeichen der Stadt. Jodhpur ist das krasse Gegenteil vom verträumten Jaisalmer. Typisch Indien: hupende Autos, klingelnde Rikschas, knatternde Motorroller und dazwischen, na klar, muhende Kühe. Unser Hotel, wieder ein alter Heritage-Palast wurde frisch renoviert und liegt mitten in der von einer riesigen Festungsmauer umgebenen Altstadt. Man kann noch die Farbe riechen, wenn man durch die säulenbestückten Gänge wandelt und die Zimmer sind, wie in den alten Palästen üblich, eher düster und mit Antiquitäten vollgestopft. Oberhaupt des Hotels ist der alte Abdul Shakoor, der jeden Tag, anscheinend 24 Stunden lang, direkt rechts neben dem Eingang auf einem thronähnlichen roten Samtsessel hockt und nur darauf lauert, sich auf ahnungslose nette Touristen zu stürzen, wie wir es sind, um denen dann in einem stundenlangen Monolog die Geschichte der Restaurierung des Hotels nahe zu bringen, inkl. mehreren umfangreichen Fotomappen, die man durchblättern muss. Ach ja, und da wir Deutsch sind, dürfen wir gleich noch sämtliche deutsche Einträge aus dem Gästebuch für ihn übersetzen, was so um die 20 sind.

Die "blaue" Stadt
Die "blaue" Stadt

Vor unserem Hotel spielen Straßenkinder Kricket und ein paar vereinzelte Herren der älteren Generation Carrom, das in diesen Breitengeraden sehr beliebte Brettspiel . Dazu sitzen 4 Personen um ein großes Spielbrett aus Holz und schnipsen runde Holzstücke mit den Fingern in kleine Löcher. Eigentlich wie Billard, nur als kleine Tischspielvariante. Vom Hotel sind es nur 10 Minuten bis zum örtlichen Basar am Uhrturm, einem der weiteren Wahrzeichen der Stadt. Wer jetzt romantische Vorstellungen ähnlich eines orientalischen Marktes vor Augen hat, den müssen wir eher enttäuschen. Hier hat die Moderne (oder soll ich eher sagen der Ramschkönig?) Einzug gehalten. Dutzende Stände mit Plasteschüsseln, billigem Schmuck, alten Socken und Schuhen sowie Kleiderhaufen, die eher der Kleiderspende entsprungen scheinen, bieten ihre Waren lautstark feil, und das via Megafon, plärrend und erbarmungslos. Zum Glück führt uns Ajay ein paar Straßen weiter, hier ist es ruhiger und wir können das alte Handwerk bestaunen: Korbflechter, Töpfer und… das besondere Jodhpurs, Gewürzhändler. Hier werde ich auch endlich fündig und erstehe die originale Gewürzmischung meines geliebten Masala Chais! Seit dem wir in Nepal eingetroffen sind, bin ich ihm hoffnungslos verfallen, dem süßen indischen mit Milch gekochten Gewürztee. Ich trinke ihn bei jeder Gelegenheit und, wer mich kennt, wird sich wundern: Ich trinke die Tassen immer aus! Sonst, ich weiß, es ist eine doofe Angewohnheit, meine Mutti wird jetzt schmunzeln, bleibt bei mir immer ein kleiner Rest im Glas, Becher, Pott – egal was ich auch trinke. Nicht so bei meinem Masala Chai. Da sind 4 Tassen binnen 5 Minuten leer getrunken. Der Geschmack aus schwarzem Tee mit Milch, versetzt mit Nelken, Koriander, Zimt und Inger ist einfach wunderbar. Und egal wie heiß es draußen auch ist, der Tee ist immer erfrischend. Und in Jodhpur ist es heiß! Die Stadt ist nur auf Steinen gebaut und diese heizen sich erbarmungslos im gleißenden Licht der Sonne auf und strahlen noch die ganze Nacht Hitze ab.

Markttreiben um den Clock Tower
Markttreiben um den Clock Tower

Und weil wir schließlich die All-Inclusive-Forts & Palaces Tour mit Ajay gebucht haben ;-) und weil uns noch nicht heiß genug in der Mittagssonne ist, steht natürlich auch das Meherangarh Fort auf unserem Programm, die Festungsanlage in Rajasthan schlechthin. Uneinnehmbar thront sie mit ihren mächtigen Befestigungsmauern über Jodhpur und der Aufstieg ist bei  45° mühsam und kräftezehrend. Im Gegensatz zu Jaisalmer ist das Meherangarh Fort unbewohnt und beinhaltet lediglich ein größeres Museum, welches mit der ersten Audioguidetour Rajasthans wunderbar besichtigt werden kann. Am massiven Eingangstor spielen Gaukler altertümliche Musik und die Handabdrücke der Witwen des Maharajas Man Singh zeugen vom rituellen Selbstmord 1843, als sie sich selbst lebendig mit auf dem Scheiterhaufen ihres verstorbenen Ehemannes verbrennen ließen – ein grausamer Brauch, der sogenannte Sati wird zum Teil sogar noch heute praktiziert. Im Fort selbst bekommen wir eine kurze Einweisung in die Technik des Turban-Bindens (wusstet ihr, dass man an der Art und Weise des gebundenen Turbans die Herkunft eines Mannes erkennen kann?). So gibt es für jede Stadt einen ganz eigenen Stil, in der das riesige Stoffband um den Kopf gewickelt wird. Besonders schön im Fort ist der Ausblick von einem der Balkone – von hier oben kann man die „blaue“ Stadt erst richtig erkennen – außerdem sind die Dachgärten herrlich, durch die Flachdächer überall bietet sich zusätzlicher Stauraum in den Häusern, der nicht nur zum Wäsche trocknen genutzt wird. Ansonsten gibt es das übliche zu sehen: Waffen, Sänften, spiegelverzierte Schlafgemächer und Audienzhallen. Dennoch kann das Fort im Inneren kaum an das wundervoll üppige in Bikaner heranreichen, welches wir bereits am 3. Tag unserer Rajasthan-Tour besichtigt haben.

Fassade des Meherangarh Forts
Fassade des Meherangarh Forts

Umso beeindruckender ist das dem Fort gegenüberliegende Grabmal Jaswant Thada, ein regelrechter Palast, in dem der Maharaja Jaswant Singh seine letzte Ruhe gefunden hat. Das Grab ist umgeben von einem fantastischen riesigen Garten, in dem Seerosenteiche angelegt sind und zahlreiche Sträucher blühen. Mit uns vor Ort ist eine ca. 20-köpfige indische Familie, die uns schon von Weitem neugierig betrachtet. Fünf Minuten später stehen wir von allen umringt und machen witzige Gruppenfotos auf den weißen Stufen, als wären wir die heimgekehrte Verwandtschaft aus dem fernen Westen. Das lieben wir so an Indien. Seine einzigartig freundlichen und herzlichen Menschen.

Indische Großfamilie ;-)
Indische Großfamilie ;-)

Eine kleine Auswahl weiterer Bilder aus Jodhpur findet ihr hier.

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So

24

Apr

2011

Märchen aus 1001 Nacht

Von unserer Terrasse aus kann man das Fort sehen. Goldbraun erhebt es sich majestätisch über der Stadt, seine dicken Mauern  trotzen der heißen Wüstensonne, die unerbittlich vom wolkenlosen Himmel brennt. Es müssen um die 45° sein, wir sind in Jaisalmer, mitten in der Wüste Thar, 120 Kilometer von Pakistan entfernt. Abundzu gleitet ein Düsenjet über uns hinweg, die Armee patrouilliert regelmäßig durch die nahen Unruhen im Kaschmir. Den Vormittag über sind wir durch die schmalen Altstadtgassen im Fort gewandert, haben uns von Schatten zu Schatten gerettet, immer begleitet von freundlichen Kommentaren „How are you?“,“What`s your name?“ und „Where are you from?“ – Das übliche. An den Wänden hingen überall die für diese Gegend typischen Stoff-Behänge mit eingearbeiteten Spiegelornamenten. Schillernd heben sie sich gegen die Mauern aus Sandstein ab. Jaisalmer ist ein einziges wahrgewordenes Wüstenmärchen. Traumhafte Maharaja-Paläste, prunkvolle Tempel, schnauzbärtige Alte mit imposanten Turbanen, wunderschön herausgeputzte prinzessinnenähnliche Frauen, mit noch farbenfroheren Bekleidungen und dicht behängt mit Schmuck. Meist reichen mehrere Ketten vom Ohr bis zur Nase, auf dem Kopf wird ein reich verzierter Schleier mit goldenen Stickereien getragen. Wir verlieren uns zwischen all der Pracht aus 1001 Nacht, klettern auf Mauern, steigen Treppen hinauf und hinunter – die Gassen im Fort sind verwinkelt und hinter jeder Ecke wartet eine neue Überraschung. Wir werden eingeladen, in Häuser zu schauen, Frauen waschen Wäsche, Männer tratschen, ein kleines Kind wird im Badezuber geschrubbt. Der Vater schüttet ihm dazu immer wieder aus einem kleinen Krug Wasser über den Kopf. Daneben steht eine riesige weiße Kuh – egal wie schmal die Gassen auch sind, eine Kuh passt immer durch.

Blick auf das Fort von Jaisalmer bei Sonnenuntergang
Blick auf das Fort von Jaisalmer bei Sonnenuntergang

Am Eingang des Forts steht Kali Charan Singh und verkauft riesige Pfauenfedern. Auch er fragt mich, woher wir kommen und als ich es ihm sage, holt er eine dicke Mappe, schlägt diese auf und präsentiert mir stolz eine Ausgabe der GEO Saison aus 2008, wo er schon als Titelmotiv fotografiert wurde. Er zeigt mir noch weitere Fotos von sich, von anderen Urlaubern, welche ihm einen Abzug entwickelt und zugeschickt haben. Er bittet auch mich freundlich um die Zusendung eines Abzugs und reicht mir prompt seine Adresse. Ich steige die Stufen auf den Maharaja-Palace hinauf, die Hitze ist der Wahnsinn, von oben soll man einen spektakulären Ausblick über das Fort und die Stadt haben. Und tatsächlich, die Aussicht über die Stadt mitten in der Wüste ist fantastisch. Hunderte kleine goldbraune Häuschen schmiegen sich an die Mauer zu meinen Füßen – es ist schwer vorstellbar, dass bis vor 15 Jahren ganz Jaisalmer nur aus dem Fort und den darin befindlichen Häusern bestand. Seit dem hat sich die Bevölkerungszahl drastisch gesteigert und hunderte Hotels, Guesthouses und Restaurants sprießen überall aus dem Boden. Die goldene Stadt ist der Besuchermagnet im Nordwesten Rajasthans, bei all den Kamelen und Palmen fühlt man sich eher wie im Orient, denn in Indien.

Mann mit Turban
Mann mit Turban

In einer Nebengasse spricht mich eine junge Inderin an und möchte mir ihr Geschäft zeigen. Ich erkenne den Namen wieder, er wurde im Lonely Planet empfohlen. Wir waren bereits im zweiten Laden, bei ihrem Vater. Belissima hat sich auf Handwerkswaren von Frauen aus den umliegenden Dörfern spezialisiert, diese sprechen weder Hindi noch Englisch und haben keine Chance auf eine Ausbildung. Belissima unterstützt diese Frauen wiederum mit dem Verkaufserlös von wunderschönen Decken, Kissen, Tischtüchern und Wandbehängen. Jedes Teil ist ein ganz eigenes Kunstwerk und in stundenlanger Handarbeit gefertigt. Wir unterhalten uns lange, die Inderin und ich, sie ist die Eigentümerin von Belissima und erzählt mir, dass sie selbst nicht im Laden am Forteingang verkaufen kann, weil sie dort andauernd von Männern belästigt wird. Frauen zählen in dieser Region nicht viel, erst recht nicht welche, die gebildet sind und ihren eigenen Kopf haben. Aufgrund dessen hat sie das Hauptgeschäft ihrem Vater überlassen und kümmert sich nun um den zweiten Laden in einer etwas ruhigeren, weniger besuchten Gasse. Tatsächlich, wenn ich mich umsehe, sind die Verkäufer der verschiedenen Geschäfte ausschließlich Männer, die Frauen kümmern sich eher um den Haushalt und die Kinder. Dabei hat Ajay, unser Fahrer, eigentlich erzählt, dass gerade die jungen Inder den alten Bräuchen und Traditionen abschwören und statt dessen lieber westlichen Gepflogenheiten folgen. Dies scheint hier, vielleicht auch durch den hohen Anteil an Muslimen von immerhin 60%, nicht der Fall zu sein. Nach 4 Stunden treibt uns die pralle Mittagshitze dann doch zurück ins Hotel. Auf der Dachterrasse liegen herrliche bequeme Matratzen und hunderten Kissen zum hinfläzen. Genau das Richtige für die Siesta-Time.

Für Rajasthan typischer Wandbehang
Für Rajasthan typischer Wandbehang

Am Nachmittag, als sich die Sonne etwas gelegt hat und die Temperaturen langsam aber sicher in einen erträglichen Bereich gerutscht sind, brechen wir erneut mit Ajay auf, dieses Mal zum 7 km von Jaisalmer entfernten Friedhof Bada Bagh. Als wir im Licht der untergehenden Sonne dort ankommen, kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die dutzenden aus Sandstein gezimmerten Gräber muten eher wie kleine Paläste an, wie sie an einem kleinen Hügel gelegen, golden leuchten. Wir kraxeln ein wenig darauf herum und fühlen uns wie Indiana Jones, der verlorene Gräber erforscht, weil er darin vergessen geglaubte Schätze vermutet. Wir lassen unserer Fantasie freien Lauf, wo, wenn nicht hier, könnten sich versteckte Grabkammern voll mit Gold, Juwelen und Diamanten der letzten Maharajas finden? Doch auch hier, an diesem stillen, heiligen Ort, sind wir nicht ganz allein. Ein paar Kinder betteln nach ein paar Rupies, die Mütter sind nicht weit entfernt auf dem Feld, die Ernte einbringen. Wir treffen eine der jungen Frauen auf dem Rückweg, sie hat ein winziges Baby auf dem Arm. Ajay dolmetscht, sie kommt aus einem der besagten Dörfer ohne Ausbildungschancen, daher hat sie vier Kinder, 2 Jungs und 2 Mädchen. Sie bedeutet mir, das kleine Mädchen zu nehmen, als ich es in meine Arme schließe, fühle ich kaum Gewicht. Sie ist winzig und schmiegt sich direkt ohne Scheu an mich. Ihr Kopf ist voller schwarzer Haare und ihre beinahe schwarzen Augen blicken mir vertrauensvoll entgegen. Ich könnte heulen über die Ungerechtigkeit dieser Welt, dieses kleine Mädchen wird niemals eine Chance auf eine Ausbildung haben, es wird wahrscheinlich niemals Lesen und Schreiben lernen und irgendwann in der Pubertät wird es an einen ekligen Typen verheiratet werden, der jeden Abend trinkt und sie dann nur benutzt. Sie wird all die schweren Arbeiten verrichten müssen, die zu Hause nur Männer tun und wird, wie ihre Mutter, ebenfalls dutzende Kinder zur Welt bringen. Ein Kreislauf, der sich seit Jahrzehnten fortsetzt und aus dem es kein Entkommen gibt. Ihre Mutter scheint es nicht besonders zu stören, als ich ihr die Kleine nur zögernd wieder in Arme gebe. Als wir zurück in Richtung Hotel fahren, lehne ich den Kopf gegen die Scheibe, die Stimmung ist gedrückt. Das Indiana-Feeling verflogen.

Friedhof Bada Bagh
Friedhof Bada Bagh

Für den nächsten Tag steht das Highlight unseres Jaisalmer-Aufenthaltes auf dem Programm: Die Kamelsafari. Doch zunächst besichtigen wir noch das Salam Singh Ki Haveli und erfahren allerhand über die alten Sitten und Gebräuche der Inder. Zum Beispiel, warum die Türen in den alten Gebäuden allesamt sehr niedrig gebaut werden. Dies hat 3 praktische Gründe: 1. Damit nicht zu viel Sonne hereinfällt und die Gebäude aufheizt; 2. Damit eindringende Feinde nur einzeln eintreten können und 3. Damit man sich direkt verbeugen muss, als Zeichen des Respekts und der Aufmerksamkeit. Oder, wir bemerken aufmerksam, dass sämtliche Treppenstufen unterschiedlich hoch gebaut sind. Das kommt daher, damit es der Feind schwer hat, zu entkommen, so kann er nur schlecht schnell laufen und kommt immer wieder aus dem Konzept. Überhaupt waren die alten Inder mehr als einfallsreich. Dutzende spannende Erfindungen mit kompliziertesten Techniken zeugen von Witz und Ideenreichtum. So gibt es zum Beispiel Schlösser in Form eines Skorpions, die sowohl als Kleiderhaken, Flaschenöffner, und Transportmittel dienten (wenn der Minister im oberen Stockwerk etwas brauchte, ließ er den Haken einfach an einem Seil aus dem Fenster hängen). Oder wunderschöne Dosen, die mit einem raffinierten Öffnungsmechanismus versehen sind und so vom Dekorationselement zur praktischen Aufbewahrung für Make Up, Puder, Opium oder Farben umfunktioniert werden können. Es gibt hohle Tierfiguren aus Bronze, die als Raumbelüfter verwendet wurden, in dem man parfümierte Watte hineinsteckte, und der Duft dann durch die filigranen Öffnungen entweichen konnte. Oder wunderschöne Räucherstäbchen-Halter, die sich, ebenfalls mit einem Mechanismus wie Blüttenblätter öffnen lassen um schließlich ein Kerzenhalter zu sein. Über eine halbe Stunde lassen wir uns vom Besitzer des Havelis die verschiedensten Sachen erklären. Ich entdecke auch eine hübsche Wunderlampe, doch leider erscheint mir, trotz Reibung, kein wundersamer Geist, der mir meine Wünsche erfüllt (na gut, das meiste hat sich ja auch so schon auf unserer Reise erfüllt ;-))

Salam Singh Ki Haveli
Salam Singh Ki Haveli

Nach dem Mittag brechen wir dann endlich in Richtung des kleinen Wüstendorfes Kuhri auf. Dort angekommen warten schon die gesattelten Kamele auf uns. Das Aufsteigen gestaltet sich mehr als witzig, zunächst kniet das Kamel ja, dann steht es zuerst mit den Vorder- und dann mit den Hinterbeinen auf. Ab geht es wiegenden Schrittes in die Wüste Thar, mitten durch Dornenbüsche und heißen Wüstensand. Unsere Kamele trotten friedlich hintereinander, es ist still, bis auf ein paar Vogelstimmen. Der Ritt ist weitaus bequemer als unsere zurückliegende Elefantensafari und im Gegensatz zum Chitwan Nationalpark haben wir jeder unser eigenes Tier. Mit uns laufen 2 Inder, wozu wüssten wir gerne – sollten die Kamele sonst etwa mit uns durchgehen? Bei diesen süßen, vor sich hinmalmenden treuen Wesen, ist das schwer vorstellbar. Nach knapp 1 ½ Stunden gelangen wir an ein weiteres kleines Dorf, das nur aus strohgedeckten Lehmhütten besteht. Sofort sind wieder die Kinder da, hier jedoch wesentlich aggressiver als wir es bisher in Indien kennengelernt haben: Sie wollen uns Stifte und Getränke stehlen und ich bin enttäuscht über die Art und Weise. Aber kann man es ihnen verdenken, wenn sie hungrig und durstig vor Touristen stehen, die offensichtlich alles Benötigte bei sich tragen? Naja, wenigsten fragen hätten sie können. Wir reiten weiter, unterwegs gibt es eine kleine Stärkung für unsere Kamele an einem riesigen Wasserbecken, dann geht es endlich in die Dünen. Die Sonne steht schon tief und lange Schatten brechen sich in den Dünenkämmen. Sofort wallt Namibia-Feeling auf – Erinnerungen an den Sonnenaufgang im Sossusvlei, als sich die Dünen glutrot gegen den Himmel abhoben. Wir setzen uns auf eine der höchsten in den Sand und genießen entzückt den traumhaften Sonnenuntergang.

Auf Kamelsafari
Auf Kamelsafari

Nach dem Rückritt nach Kuhri gibt es erst einmal ein deftiges Abendessen. Bei orientalischer Musik und Tanz werden Reis, Gemüse, Nan, Dal und andere indische Leckereien kredenzt. An das vegetarische Essen haben wir uns mittlerweile fast gewöhnt. Selbst André verspürt nur mäßigen Bedarf an Fleisch (abgesehen von unserem stetig anwesenden Döner-Traum). Wir sitzen im Kerzenschein an kleinen Tischen und freuen uns auf die kommende Nacht. Das wird ein Abenteuer. Endlich geht es gegen 22 Uhr los, mit Sack und Pack auf dem Kamelkarren. In der stockdunklen Nacht fahren wir lautlos wieder hinein in die Wüstendünen, wo wir die heutige Nacht nur auf Feldbetten unter freiem Himmel schlafen werden. Nach einer reichlichen halben Stunde stoppt der Karren und der alte Inder schlägt unser Nachtlager für uns auf. Mit uns sind noch zwei Engländer und ein österreichisches Pärchen vor Ort und wir alle sind ganz gespannt auf die kommenden Stunden. Nach dem die Betten stehen und wir alle noch eine ordentliche Portion Whiskey und Rum im Blut haben (von den netten UK`s), beziehen wir unter lautem Gekicher unsere Schlaflager. Ein bisschen ist es wie zu Ferienlagerzeiten in Kindertagen. Ein Haufen gackernder Pubertierender – wer braucht schon erwachsenes Getue, wenn man noch mal Kind sein kann? Einer der beiden UK`s erkundigt sich lautstark nach gefährlichen Tieren in der Wüste, wie zum Beispiel Krokodilen. Wir quittieren das mit noch mehr Gelächter. Tatsächlich hatte ich immer gedacht, in einer solchen Situation Angst vor Spinnen und Schlangen zu haben, aber heute sind wir einfach nur total überwältigt, angesichts des Sternenzeltes über unseren Köpfen. Wir liegen in den Betten und starren einfach in den Himmel, die erste Nacht unserer Lebens, ganz ohne Dach über dem Kopf. Plötzlich sind alle ganz still vor Ehrfurcht. Da liegen wir nun, mitten in der Wüste, direkt an der pakistanischen Grenze, im Nichts, nur wir, ganz allein. Mit uns der Inder und sein Kamel, das in der Dunkelheit vor sich hin kaut. Das malmende Geräusch klingt bis zu uns herüber. Wir sehen den Großen Wagen, den Kleinen Wagen und all die anderen Sternzeichen. Dies ist definitiv eine der spektakulärsten Nächte unsere Reise. Ach, was sage ich, unseres Lebens! Es dauert nicht lange, bis die anderen eingeschlafen sind. Von den Ösis klingt sanftes Schnarchen an meine Ohren und das Kamel patscht immer noch. Die Nacht ist heller als gedacht, wenn sich die Augen einmal an die Dunkelheit gewöhnt haben. Nach über einer Stunde, wundere ich mich über das helle Licht, hinter meinem Kopf. Ich setze mich vorsichtig auf, um André nicht zu wecken, und sehe den Mond blendend weiß über der Düne aufgehen. Als hätte jemand eine Nachttischlampe angezündet, ist es plötzlich beinahe taghell. Jeden Strauch, jeden Baum kann ich erkennen und das Kamel und ich beobachten uns gegenseitig. So liege ich noch lange wach, lausche den Geräuschen der Wüste, fühle den frischer werdenden Wind durch meine Haare wehen und suche den Himmel nach Sternschnuppen ab.

Unser Feldbett in den Dünen
Unser Feldbett in den Dünen

Noch vor Sonnenaufgang bin ich wieder hellwach. Das Kamel kaut immernoch. Leise setze ich mich auf und überblicke meine Umgebung. Mit der sich ankündigenden Dämmerung ist auch die Tierwelt erwacht, und es zirpt und zwitschert, dass einem beinahe die Ohren abfallen. Von André ist nur die Stirn zu sehen, seine Decke hat er sich bis über die Ohren gezogen. Er schläft noch tief und fest. Ich tappe in Richtung des nächsten Busches und entdecke schlängelnde Spuren im Sand. Sollte es hier etwa doch Schlangen geben? Egal. Uns hat jedenfalls keine gebissen. Nur ein wilder Hund ist die Nacht um unser Bett geschlichen. Als ich zum Bett zurückkomme, zeigen sich gerade die ersten Sonnenstrahlen. Wo heute Nacht noch der Mond stand, zeigt sich jetzt eine schmale Sichel. Vorsichtig wecke ich André auf, die anderen haben schon ihre Sachen zusammengeräumt, der Inder bereits das Kamel vor den Karren gespannt. Murrend schlägt André die Augen auf, mittlerweile ist die Sonne komplett zu sehen. Sofort wird es wieder warm, nach dem die Nacht angenehm kühle Temperaturen um die 20° waren. Wir warten noch ein paar Minuten, ehe auch wir die Decken zusammenschlagen und unser Bett abbauen. Was für eine Nacht. Müde aber glücklich werfen wir unsere Sachen auf den Karren und holpern zurück in Richtung Kuhri. Ajay erwartet uns schon. „How are you? How was the night?“ bestürmt er uns. Wir lächeln einfach nur. „Great!“ Bei einem gemeinsamen Frühstück lassen wir unser Wüstenabenteuer ausklingen, ehe es weiter zur nächsten Station, nach Jodphur, geht.

 

Alle weiteren Bilder findet ihr hier.

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Sa

23

Apr

2011

Smell a rat…

Was ist klein, süß, mit kuscheligem Fell, schwarzen Knopfaugen und hat einen langen Schwanz? Falsch, ich meine keine Maus. Nein, eine Ratte! Was die halbe Menschheit dazu bewegt, bei diesem Wort regelmäßig in Panik und Geschrei auszubrechen, ist uns schlicht und ergreifend ein Rätsel. Wie kann man sich vor diesen süßen kleinen possierlichen Tierchen nur fürchten, geschweige denn ekeln? Umso interessierter waren wir natürlich daran, den 30 Kilometer südlich von Bikaner gelegenen Rattentempel (Karni Mata) in Deshnok zu besuchen. Der Legende nach werden entschlafene Seelen vor dem Zorn des Totengottes Yama bewahrt, in dem sie als Ratten wiedergeboren werden - weshalb die Einheimischen die süßen Nager mit ganz besonderer Hingabe füttern. Natürlich müssen auch wir die Schuhe am Eingang des Tempels ausziehen, was die Sache nun, sagen wir es mal so, selbst für uns etwas interessant gestaltet. André traut sich tatsächlich barfuß hinein, ich greife dann doch lieber auf die Socken-Variante zurück. Das erste, was wir bemerken, als wir ins angenehm kühle Innere des Tempels treten, ist jedoch nicht, wie erwartet, der strenge Geruch, sondern vielmehr die vielen Augenpaare der Inder, die Mal wieder auf uns gerichtet sind. Besonders André ist der Magnet und sofort wollen ihm wieder alle die Hand schütteln. Ich blicke mich derweile um und entdecke nach und nach in den dunklen Ecken die vielen kleinen Tiere. Manche von ihnen sehen schon arg mitgenommen aus, aufgrund der Vielzahl scheint es nicht selten zu brutalen Revierkämpfen zu kommen.

Einige von ihnen hängen sogar auf Türgriffen, in Mauerlöchern, andere wiederum stärken sich an bereitgestellten Milchschälchen. Es sind weit weniger als ich dachte und auch der Geruch hält sich absolut in Grenzen. Jetzt muss uns nur noch eine über den Fuß laufen, das bringt nämlich Glück. Oder wir sehen eine der besonders seltenen weißen Exemplare. Wir laufen einmal um den Schrein herum, immer bedacht darauf, nicht auf eines der Tiere zu treten – das nämlich bedeutet, dass man den Zorn der Göttin Durga auf sich zieht. Und das wollen wir schließlich auf keinen Fall. André ist so verzückt, er würde sich am liebsten die Taschen mit den Nagern vollstopfen und einige mit nach Hause nehmen. Die süßen Viecher sind aber auch wirklich knuddelig, wie sie fiepend um jedes Getreidekorn zanken. Leider zeigt sich weder eine weiße Ratte, noch läuft mir eine über die Zehen, wahrscheinlich schreckt der Geruch unserer Füße eher ab – denn mehr als an der großen Zehe schnuppern passiert leider nicht. Wieder an der frischen Luft ist mal wieder Fototermin für uns, eine riesige Schar Inder möchte mit André ein Gruppenfoto machen. Ehe wir alles im Kasten haben, die Adressen ausgetauscht und sämtliche Hände geschüttelt haben, vergeht noch mal eine halbe Stunde. Daran müssen wir uns echt noch gewöhnen. Und das, obwohl sich André mit zunehmender Sonne nun wirklich dem Teint der Einheimischen annähert.    

Unsere soooooo suessen Fotos vom Rattentempel gibt es hier.

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Sa

23

Apr

2011

Zu Besuch beim Maharaja

„Indien hat einen ganz eigenen Geruch, ihr werdet sehen“- diese Worte habe ich noch von Angelika im Kopf, einer jungen Schweizerin, die wir zufällig in Kathmandu, Nepal, beim Kauf eines Schals, kennengelernt haben. Aus dem überraschenden Zusammentreffen wurde später ein herrlich unterhaltsamer Abend im nächsten Restaurant, bei dem wir uns über unsere verschiedenen Reiseerfahrungen ausgetauscht haben. Angelika selbst war schon 3x in Indien, laut ihren Aussagen wollte sie bei den ersten beiden Malen bloß schnell wieder weg, erst ihr dritter Besuch in Varanasi brachte die ersehnte Liebe für dieses spezielle Land, in dem ihre Eltern zusammen für Mutter Theresa gearbeitet haben. Was für eine Geschichte, oder??? Diese Worte jedenfalls kommen uns in den Sinn, als wir in Mandawa, unserem ersten Stopp unserer Rajasthan-Rundreise, aus dem Hotel treten, um die Altstadt zu erkunden. Sofort weht uns ein zarter Duft aus Urin, Kot und Schweiß um die Nase. Mmhh, das also meinte Angelika. Naja, Augen zu und durch.

 

Unser Start in Indien sonst jedenfalls ist mehr als gelungen. Der erste Eindruck super. Es ist längst nicht sooo schmutzig, wie wir es uns vorgestellt hätten, keinesfalls schlimmer als in Nepal. Auch der Verkehr ist im Gegensatz zu Kathmandu erträglich. Nach unserer Landung in Delhi haben wir uns mit dem Taxi direkt ins Hotel bringen lassen, ganz ohne lästige erwartete Schlepperbanden am Flughafen. Das Hotel sauber, neu, das Personal freundlich, unser Zimmer wunderbar. Gestern Morgen hat uns nun unser Fahrer, Ajay, pünktlich um 9 Uhr vom Hotel abgeholt. Nach unseren schlechten Erfahrungen mit Zugreisen in Vietnam haben wir uns nach unseren entspannten Wochen in Nepal nun auch in Indien für einen Privatwagen mit Fahrer entschieden. Die richtige Entscheidung, wie wir noch merken werden. Wenn man Ajay mit einem Wort beschreiben kann, dann lautet das wohl „serviceorientiert“. Wir haben noch nie jemand so Bemühtes gesehen. Von der ersten Minute erzählt er uns praktisch ununterbrochen, dass ihm ausschließlich unser Wohl am Herzen liegt und er alles dafür tut, dass es uns gut geht. Sein Mantra: „If I give something good, I get something good. “ So sind wir von Delhi aus in Richtung Westen gestartet, 7 Stunden durch Felder, Dörfer, vorbei an Ziegenherden und vollbesetzten Überlandbussen. Gegen Abend erreichten wir endlich Mandawa und Ajay verpasste uns prompt ein tolles Hotelzimmer in einem altem Haveli, einem der besonders schön bemalten Kaufmannshäuser, die so typisch für Rajasthan sind. Die Räume sind vollgestopft mit Antiquitäten, die Wände verziert mit außergewöhnlichen Gemälden. Nach dem wir am Abend stilvoll im Garten gespeist haben, gibt es in einem der Innenhöfe noch wundervolles Puppentheater. Mit Marionetten führt ein alter Mann nur im Rhythmus einer Trommel ein bezauberndes kleines Stück auf. 

Unser Heritage Mandawa Haveli
Unser Heritage Mandawa Haveli

Am nächsten Morgen laufen wir zum naheliegenden Fort. Die Straßen von Mandawa sind voll von Havelis, jedes ist auf seine Art mit völlig verschiedenen Malereien geschmückt. Es ist eher wie ein Spaziergang durch ein Museum, am Straßenrand sitzen die Einheimischen und gehen ihren verschiedenen Handwerken nach. Besonders schön sind die Jootis, von Hand aus Kamelleder gefertigte Schuhe. Von Hand!!! Fasziniert beobachte ich einen alten Inder, der die Sohlen zuschneidet und diese fein säuberlich vernäht. Sein ganzes Geschäft ist eine einzige Fundgrube an reich verzierten Pantoffeln, mit Perlen, Stickereien, in Silber, Gold oder bunten Farben. Ein Paradies für Frauen (oder den kleinen Muck ;-)). Direkt neben dem Geschäft ein wunderschöner Tempel. Ich bekomme eine private Rundführung, der Sohn des Predigers ist auf Studienurlaub zu Hause und freut sich, sein Englisch aufpolieren zu können. Sagt er zumindest. Bis er mir dann doch wieder nur etwas verkaufen will. Die typisch indische Masche. Zum Glück komme ich so davon. Das Fort schließlich ist seit ein paar Jahren das nobelste Hotel am Platz. Hier kann man direkt neben dem Maharaja wohnen, stilvoll, in riesigen Suiten. Für 250 Rupie darf man auch als Nicht-Hotelgast durch die heiligen Hallen schreiten und ein netter Page öffnet mir so manche Tür, die ein normaler Hausgast sicherlich nicht betreten hätte dürfen. So darf ich selbst die Maharaja-Suite besichtigen, inklusive der angrenzenden riesigen Bäder. Es ist ein einziger Traum. Die Zimmer mit feinsten Stein-Ornamenten, riesigen Betten, Liegen, Kissen, zum Teil auf mehreren Etagen. Ich fühle mich in einen alten Orient-Film versetzt. Wer hier nächtigen darf, für den spielt Geld keine Rolle. Der Maharaja von Mandawa selbst kommt öfters von Jaipur in seinen Palast. Dann gibt es prunkvolle Feste im separierten Garten, geschmückt mit Oleander-bewachsenen Pavillons. Der Page führt mich auch zu den besonders schönen Wandmalereien. Diese haben er und seine 3 Kollegen in 2 Jahren von Hand restauriert. Ein wahres Meisterwerk. Erst zwei Stunden später trete ich wieder hinaus in die flirrende Mittagshitze. Ajay wartet, es geht heute noch weiter bis Bikaner.

 

Alle weiteren Pics unseres ersten Rundreise-Tages gibt es hier.

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