Ein Haarschnitt, Wayne Carpendale und eine Beinahe-Verhaftung…

Happy New Year, ihr Lieben! Inzwischen dürftet auch ihr ins neue Jahr geschlittert sein und wir wünschen Euch alles alles Gute, Gesundheit, Glück und Erfolg für 2011. Mögen all Eure Wünsche in Erfüllung gehen und ihr stets zufrieden und ausgeglichen sein. Wir sind ja nun ein wenig eher reingerutscht, hier in Sydney, und der gestrige Tag hielt so einiges an Überraschungen für uns bereit. Aber lest selbst:

Sydney Feuerwerk (Quelle: Vivacity Sydney)
Sydney Feuerwerk (Quelle: Vivacity Sydney)

Nach dem wir nach einem 14 Stunden (!) Flug von Los Angeles gegen 08:00 Uhr Ortszeit und bei 27° Außentemperatur in Sydney ankommen, sind wir wie gerädert. Der Sommer hat uns wieder! Wir haben den 30.12. direkt übersprungen, da wir die Datumsgrenze überquert haben und sind nun 10 Stunden vor deutscher Zeit (anstelle 9 Stunden nach in L.A.). Nach dem wir in der ersten Endlos-Schlange die Passkontrolle absolviert haben, geht es in der nächsten Schlange darum, dass Gepäck noch einmal nach Lebensmittel und tierischen Produkten durchsuchen zu lassen und da aller „guten“ Dinge nunmal 3 sind, dürfen wir uns zur Feier des Tages auch noch in einer extra langen Taxi-Schlange anstellen. Als wir gegen 10:00 Uhr endlich im Hostel ankommen, dürfen wir zwar sofort ins Zimmer, werden aber getrennten Dorms zugeteilt, da das Hostel komplett ausgebucht ist. Die Hostelbewohner machen sich gerade für den Silvester-Abend fertig, in der Nähe vom Hafen soll es einen hübschen kleinen Park geben, von wo man angeblich einen guten Blick auf die Oper und die Harbour Bridge haben soll. Um 12 Uhr ist uns jedoch zu früh, lächzt unser Körper doch nach einer Dusche und einer Mütze voll Schlaf. Aus letzterem wird dann nicht wirklich viel, im 8 Bett-Dorm, naja. Statt dessen machen wir uns um 14 Uhr auf, zu Fuß, in Richtung Downtown, die Straßen sind noch relativ leer und man merkt noch nicht vom Silvester-Wahnsinn. Im Kings Cross kehren wir in unsere „Stamm“-Bar, das „Sugar Mills“ ein, in der wir auch schon im letzten Januar lecker gegessen haben und entdecken ein super Lunch-Angebot: Rumpfsteak mit wahlweise Fries/Mached Potatoes und Salad/Beans. Lecker! Und das für nur 10 $. Nix wie her mit dem Steak, wir haben Hunger.

 

Gegenüber der Bar wirbt ein winziger Friseursalon mit Männerhaarschnitten ab 12 $, na bitte. André hat dringend einen Besuch nötig, und ich schiebe ihn kurzerhand hinein. Eine Stunde und einige Haar-Zentimeter später ist auch das erledigt, der Schnitt sieht super aus und wir stürzen uns direkt wieder ins Getümmel, um den besagten kleinen Park im Westen der Stadt ausfindig zu machen und unsere Hostel-Mitbewohner zu treffen. Mit dem Bus sind wir im handumdrehen vor Ort und entdecken sogar noch einen winzigen gemütlichen Strand, mit Blick auf die Brücke. Dafür ist von einem Park nichts zu sehen, es reihen sich nur zahlreiche Villen an den Hang. Wir laufen einmal ums Karree und endlich entdecken wir das winzige Hinweis-Schild mit dem Namen „Duff-Area“. Nur: Laut Schild ist das Gelände wegen Überfüllung geschlossen. Ich versuche es mit einem tiefen Augenaufschlag (;-))bei den Wachleuten und tatsächlich dürfen wir ausnahmsweise noch mit hinein. Ein paar Stufen geht es hinab, dann liegt der „Park“ vor uns, eine ca. 20x20 Meter große Wiese auf einer winzigen Mole, auf der sich schätzungsweise 200 angetrunkene feierwütige Teenies herumtreiben. Na da kommt doch Freude auf. Fluchtartig verlassen wir das Gelände wieder, und starten per Bus einen weiteren Versuch in Richtung Botanical Garden, von irgendwo muss es doch einen hübschen Blick auf das Feuerwerk geben.

 

Doch auch hier haben wir kein Glück, das Areal ist gesperrt und nur über eine endlose Warteschlange darf man hinein. Mittlerweile ist es fast 19 Uhr und anscheinend ist jetzt ganz Sydney auf den Beinen. Familien mit riesigen Kühlboxen, Gaskochern und halbem Küchen-Equipment laufen uns über den Weg und auf jedem erdenklichen Fleckchen Grün im Zentrum hat es sich schon jemand mit einer Decke gemütlich gemacht. Oje. Eine Bucht weiter gibt es noch einen Pier in Richtung Botanischen Garten und wir versuchen, die Absperrung so zu umgehen. Geschwind krabbeln wir unter dem Zaun hindurch, rennen die wenigen Schritte bis um die nächste Ecke, die paar Stufen hinauf und… laufen dem nächsten Wachmann in die Arme. Mist. Inzwischen hat auch der andere Wachmann, unten, unseren Versuch bemerkt und wir werden unwirsch abgeführt. 500$ Arrest-Gebühr? Mit ein paar netten Worten und schuldbewussten, reumütigen Mienen werden wir dann doch umsonst laufen gelassen, schließlich ist „Happy New Year“. Die Aussies sind halt etwas lockerer als die Amis. In den Staaten säßen wir nun wahrscheinlich im Knast. ;-)

 

Zurück am Hafen beschließen wir, dann doch ein Taxi zurück in Richtung des Parks zu nehmen, von einer Seitenstraße des Hügels hatte man einen guten Blick und das Gelände war frei. Auf dem Weg zum Taxi laufen wir dann doch tatsächlich Wayne Carpendale und Annemarie Warnkross (die Red-Tante) in die Arme (kein Witz!). Ich wäre fast an den beiden vorbeigerannt, doch André stößt mir schnell in die Rippen. Die beiden laufen aufgemotzt direkt an uns vorbei zum Hafen – na wo die beiden wohl heute feiern? Der Taxifahrer aus Bangladesch bringt uns innerhalb von 10 Minuten zurück zur Wolesley Road und lässt sich unterwegs über die horrenten Hotelpreise zu Silvester in Sydney aus. Er kann es nicht fassen, wie einzelne Leute 1.500$ für eine Übernachtung zahlen. Aber zu Silvester will halt jeder nach Sydney.

 

An unserem entdeckten Aussichtsfleckchen haben sich inzwischen noch einige andere junge Leute angesammelt, und zwar alles Deutsche! Das gibt es doch nicht. Wir machen es uns ebenfalls auf den warmen Gehwegplatten mit Eistee und Pringles gemütlich, jetzt heißt es nur noch Warten. Und das 4 Stunden bis Mitternacht! Wir erfahren von Einheimischen, dass es bereits 21 Uhr ein kleines Feuerwerk für die Kinder gibt. Das ist ja schön! Gegen halb neun wird es dann auch merklich voller auf unserer Straße und zahlreiche Familien gesellen sich zu uns. Dann, 21 Uhr, erstrahlt die Harbour-Bridge und es geht los. 15 Minuten Feuerwerk vom Feinsten, mit allem Drum und Dran. Über 3 auseinandergelegene Spots im Wasserwird die Pyro-Technik in den Himmel geschossen, dass es nur so knallt und eine wahre Freude ist. Schööööön!

 

Danach, wieder Warten, noch 3 Stunden. Mittlerweile, nach über 40 Stunden Wachsein, nagt die Müdigkeit an uns, die Sonne ist untergegangen und es wird empfindlich kühl. Zum Glück haben die Gehwegplatten die Hitze gespeichert und wir machen uns lang, um die Wärme zu nutzen. André nickert ein paar Mal weg und auch ich bin irgendwann eingeschlafen. Das ist ja wie früher in unseren Kindertagen, als man schon mal vorschlafen musste und einen die Eltern dann um Mitternacht geweckt haben. Um 23:45 Uhr werden wir dann von den ersten Raketen wach und jetzt ist es um uns herum gerappelt voll. Die letzten 10 Sekunden zählt ein riesiger Laser-Countdown an der Harbour-Bridge herunter und dann geht das eigentliche Feuerwerk los. „Happy New Year“! Alle liegen sich in den Armen, jubeln und klatschen. Die Light-Show ist der Wahnsinn. Das Feuerwerk nimmt gar kein Ende, immer höher und höher öffnen sich die bunten Raketen zu riesigen Blumen am Himmel, überall „Ahhhs“ und „Ohhhs“ und wir halten uns einfach fest und genießen den Anblick. Wir sind tatsächlich zu Silvester in Sydney! Nach wir das letzte Silvester hier um genau 6 Stunden verpasst haben, damals saßen wir um Mitternacht genau im Flieger zwischen Singapore und Sydney, sind wir nun tatsächlich hier, mittendrin, und genießen das Spektakel. Frohes Neues Jahr!

Sydney Skyline
Sydney Skyline

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Kommentare: 3
  • #1

    christin (Samstag, 01 Januar 2011 14:10)

    ach schön, dass ihr das erleben konntet. und inzwischen habt iht auch hoffentlich etwas schlafen können :-)

    küsschen von uns zu euch

  • #2

    Falk (Sonntag, 02 Januar 2011 17:34)

    Hallo ihr Beiden! Ich hatte über Weihnachten ein wenig Zeit zum Lesen - dabei ist mir folgende Passage aus dem Buch "Afrikanische Totenklage" (2001) von Peter Scholl-Latour über den Weg gelaufen: "Im Windhuk von heute geht es muffig und langweilig zu. Burische Schwerfälligkeit paart sich mit deutscher Verdrossenheit. Diese Grundstimmung hat sich irgendwie auf die schwarze Bevölkerung übertragen. Selten bin ich so mißlaunigen Afrikanern begegnet." Zitatende - glücklicherweise sind nicht alle so! Ich habe übrigens noch zwei Panoramas vom Wasserloch zusammengesetzt. Viel Spaß weiterhin und der Blog ist super.

  • #3

    Gasernsippe (Mittwoch, 05 Januar 2011 18:32)

    es ist an der Zeit, Euch nachträglich ganz liebe Grüße zum Jahreswechsel aus Gasern zu senden. Wir wünschen Euch einen optimalen Fortgang Eurer Reise und jede Menge positive Aufregungen dazu. Und vielen Dank für Eure Postkarten. Es wird alles aufgehoben und archiviert. Dann können wir ein Buch über Euch zwei beiden schreiben mit dem Titel "Wenn einer eine Reise .tut,....
    Im Übrigen: Euer Auto ist total eingeschneit und man denkt, Reiner hätte den Schnee vom Weg dort abgelagert. Gut getarnt, was?

    Euer Gasern-Anhang
    Also toi,toi, toi