Smell a rat…

Was ist klein, süß, mit kuscheligem Fell, schwarzen Knopfaugen und hat einen langen Schwanz? Falsch, ich meine keine Maus. Nein, eine Ratte! Was die halbe Menschheit dazu bewegt, bei diesem Wort regelmäßig in Panik und Geschrei auszubrechen, ist uns schlicht und ergreifend ein Rätsel. Wie kann man sich vor diesen süßen kleinen possierlichen Tierchen nur fürchten, geschweige denn ekeln? Umso interessierter waren wir natürlich daran, den 30 Kilometer südlich von Bikaner gelegenen Rattentempel (Karni Mata) in Deshnok zu besuchen. Der Legende nach werden entschlafene Seelen vor dem Zorn des Totengottes Yama bewahrt, in dem sie als Ratten wiedergeboren werden - weshalb die Einheimischen die süßen Nager mit ganz besonderer Hingabe füttern. Natürlich müssen auch wir die Schuhe am Eingang des Tempels ausziehen, was die Sache nun, sagen wir es mal so, selbst für uns etwas interessant gestaltet. André traut sich tatsächlich barfuß hinein, ich greife dann doch lieber auf die Socken-Variante zurück. Das erste, was wir bemerken, als wir ins angenehm kühle Innere des Tempels treten, ist jedoch nicht, wie erwartet, der strenge Geruch, sondern vielmehr die vielen Augenpaare der Inder, die Mal wieder auf uns gerichtet sind. Besonders André ist der Magnet und sofort wollen ihm wieder alle die Hand schütteln. Ich blicke mich derweile um und entdecke nach und nach in den dunklen Ecken die vielen kleinen Tiere. Manche von ihnen sehen schon arg mitgenommen aus, aufgrund der Vielzahl scheint es nicht selten zu brutalen Revierkämpfen zu kommen.

Einige von ihnen hängen sogar auf Türgriffen, in Mauerlöchern, andere wiederum stärken sich an bereitgestellten Milchschälchen. Es sind weit weniger als ich dachte und auch der Geruch hält sich absolut in Grenzen. Jetzt muss uns nur noch eine über den Fuß laufen, das bringt nämlich Glück. Oder wir sehen eine der besonders seltenen weißen Exemplare. Wir laufen einmal um den Schrein herum, immer bedacht darauf, nicht auf eines der Tiere zu treten – das nämlich bedeutet, dass man den Zorn der Göttin Durga auf sich zieht. Und das wollen wir schließlich auf keinen Fall. André ist so verzückt, er würde sich am liebsten die Taschen mit den Nagern vollstopfen und einige mit nach Hause nehmen. Die süßen Viecher sind aber auch wirklich knuddelig, wie sie fiepend um jedes Getreidekorn zanken. Leider zeigt sich weder eine weiße Ratte, noch läuft mir eine über die Zehen, wahrscheinlich schreckt der Geruch unserer Füße eher ab – denn mehr als an der großen Zehe schnuppern passiert leider nicht. Wieder an der frischen Luft ist mal wieder Fototermin für uns, eine riesige Schar Inder möchte mit André ein Gruppenfoto machen. Ehe wir alles im Kasten haben, die Adressen ausgetauscht und sämtliche Hände geschüttelt haben, vergeht noch mal eine halbe Stunde. Daran müssen wir uns echt noch gewöhnen. Und das, obwohl sich André mit zunehmender Sonne nun wirklich dem Teint der Einheimischen annähert.    

Unsere soooooo suessen Fotos vom Rattentempel gibt es hier.

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Kommentare: 1
  • #1

    Sylvia (Samstag, 23 April 2011 22:14)

    So a süsses Viecherl!!!!!