Muggelalarm in Venedig

Millionen haben ihn gelesen: Harry Potter, das Kinderbuch schlechthin des vergangenen Jahrzehnts. Wer hat nicht mit ihnen gefiebert, mit Harry, Ron und Hermine, wie sie gegen Lord Voldemort angetreten sind? Und natürlich wissen wir auch alle, was Muggel sind, nämlich normale Menschen, ohne Zauberkraft. Umso verwunderter waren wir, dass Ajay während unserer Rajasthan-Rundreise immer häufiger das Wort „Muggel“ in den Mund nahm. Bis wir herausgefunden haben, dass damit jedoch die Mogul-Herrscher gemeint waren, hat es etwas gedauert. In Udaipur, dem Venedig des Ostens, angekommen, stand jedenfalls alles ganz im Zeichen der Romantik. „The romantic city“, wie Udaipur, ganz im Süden Rajasthans auch genannt wird, besticht vor allem durch seine Lage am Lake Pichola, an dessen Ufer sich 5-Sterne-Hotels aneinanderreihen, wie Perlen an einer Schnur. Durch die Wasserlage gibt es natürlich auch unzählige Ghats, die hier glücklicherweise nur für rituelle Bäder denn für Bestattungszeremonien genutzt werden. Die Geschichte Udaipurs steht ganz im Zeichen von wechselnden Herrschern, die sich alle mehr oder weniger selbst architektonisch verwirklicht haben, was einen überraschend harmonischen Gesamteindruck macht. Wahrzeichen ist, neben dem berühmten Lake Palace Hotel natürlich der City Palace, die größte Palastanlage ganz Rajasthans. Die gesamte Palastanlage nimmt beinahe eine komplette Seeseite ein und ist besonders bei Nacht im Schein der Lichter sehenswert. Beim Streifen durch die schmalen Altstadtgassen mit hunderten Schneidern, Händlern und Juwelieren entdeckten wir zu unserer großen Freude und Überraschung eine deutsche Bäckerei. Im Café Edelweiß (kein Witz!) gab es Apfelkuchen, Brötchen, Apfelschorle und Kaffeespezialitäten. Ich brauche jetzt wohl nicht extra zu erwähnen, dass wir nach mehreren Wochen indischem und vor allem überwiegend vegetarischen Essen die in Udaipur verbrachten Tage die neuen Stammgäste dieser Lokalität waren. Nicht, dass ich die indische Küche jetzt schlecht machen will, es ist durchaus beeindruckend, wie vielfältig die Rezepte sind. Hier ein paar Beispiele:


Aloo Chat: Mix of Potatoes, Onions, Tomatoes and Indian Spices and Herbs finished with Tamarind Chutney cold served


Tamota Dhania Ka Shorba: A classic spiced Indian Tomato soup flavored with fresh Coriander served hot


Chicken Seekh Kabab: Mince of chicken with fresh herbs, dry spices, ginger and garlic creamed butter and cheese, skewered cooked in Tandoor served with smoother onion & mint chutney


Paneer Tikka Masala: Tandoory cottage cheese simmered in a tangy onion-tomato Masala finished with Coriander, butter and Garam Masala


Aber nach dem Verkosten dieser lokalen Spezialitäten war der Anblick eines simplen Stück Apfelkuchens einfach überwältigend!

Als besondere Überraschung führte uns Ajay am zweiten Abend in ein kleines Museum, in dem eine ganz besondere Tanzaufführung vorgestellt werden sollte. Nur im Rhythmus der Trommeln und einem hiesigen Instrument, das verblüffende Ähnlichkeit mit unserem Akkordeon hatte, wiegten sich die indischen Frauen in ihren fantastischen Kostümen eine Stunde lang zu den Klängen der Musik und der melancholische leise Gesang einer alten Frau untermalte das Programm auf ganz wunderbare Weise. Als ehemalige Tänzerin bin ich ja sämtlichen Tanzvorführungen hoffnungslos zugetan, aber diesen Frauen zuzusehen, wie sie so stolz die Traditionen ihres Landes feierten, hatte etwas Wundervolles. Noch immer ergriffen wanderten wir hinterher durch die Dunkelheit und Ajay zeigte uns ein paar ganz spezielle Orte der Stadt, von wo aus man bei Nacht die schönsten Impressionen gewinnen konnte.

Udaipur am Lake Pichola
Udaipur am Lake Pichola

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